Karwoche

Karwoche

Moment mal

Insel der Stille

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Insel der Stille 

Inseln der Stille können Menschen vor dem Ertrinken bewahren und retten, heilen und stärken. Die Gefahr ist allgegenwärtig, im Meer hektischer Betriebsamkeit, unverarbeiteter Reizüberflutung, gestresster Nerven, ängstlicher Seelen und dröhnender Verletzungen unterzugehen.

Wer jedoch jenseits von Kopflastigkeit und Herzlosigkeit, Gleichgültigkeit und Überheblichkeit eine Insel des Innehaltens und der Besinnung aufsucht, kann zerstörerischen Stress und runterziehenden Frust abbauen. Und in seinem Innenleben Unbekanntes sowie Überraschendes entdecken, das unverfügbar ist und ein persönliches Erlebnis darstellt. Stille mit der bewussten Wahrnehmung des Körpers, der Seele und des Geistes ist keine gähnende Langeweile, kein sinnloses Auf-der-Stelle-Treten, keine lähmende Sprachlosigkeit oder bedrohliche Ruhe vor dem großen Sturm. Eine zweckfreie Insel der Stille ermöglicht vielmehr, unterirdische Quellen des Lebens zu entdecken und aus ihnen neue Lebensenergie zu schöpfen.

Auch die Karwoche (althochdeutsch kara = Klage, Kummer, Trauer) kann zum Besuch einer heilsamen Unterbrechung einladen. Und sogar – gleichsam auf der Insel der stillen Selbsterfahrung – zu einer Insel der Gotteserfahrung mit Rettungsringen für das offene Meer werden. Die „Heilige Woche“ erinnert nämlich nicht nur an den Leidensweg Jesu: Am Palmsonntag an den Einzug Jesu in Jerusalem; am Gründonnerstag an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern; am Karfreitag als „Stiller Freitag“ an die Kreuzigung Jesu; am Karsamstag an die Grabesruhe und schließlich Ostersonntag an die Auferstehung Jesu. Die bedeutendste Woche im Kirchenjahr kann vielmehr zugleich geistig-geistliche Erfahrungen aus erster und eigener Hand vergegenwärtigen.

Ich denke z. B. an den alten Mann, der im Sterben lag und mich bat, mit ihm Abendmahl zu feiern. Mein mitgebrachtes Kruzifix nahm er in die Hand, betastete den Körper Jesu und sagte: „Jesus, was hast du gelitten – doch auch für mich?!“ Bei diesem kurzen Satz fingen seine Augen an zu leuchten, als wenn er durch das intensive Bedenken des Leidens Jesu selbst ein Stück weit getröstet worden wäre. Hatte er neues Zutrauen und Zuversicht geschenkt bekommen, dass Gott nicht nur mitleidet, sondern auch sein Leiden überwinden kann?! Jedenfalls entschlief er mit einem Lächeln auf dem Gesicht friedlich und entspannt.

Es ist nicht so wichtig, ob es bei der Passion Jesu um einen Gekreuzigten gegangen ist, der hilflos alles erduldet hat (wie der Evangelist Markus betont); um einen Leidenden, der souverän seinen Leidensweg angenommen hat (ein theologischer Akzent des Matthäus); um einen Gerechten, der mit Gottes Hilfe seinen letzten Weg bejaht hat (so Lukas) oder Gottes Sohn, der von Gott selbst erhöht und verherrlicht wird (so Johannes). Viel „innovativer“ und „resilienter“ erscheint es, dass durch das offene und vorurteilsfreie Einlassen auf das Leiden Jesu persönliches Vertrauen auf das Wirken Gottes geweckt und gestärkt wird. Und durch den Glauben an Jesu Auferstehung ein Strahl ewigen Lichtes in die Welt gekommen ist – keine alte Sage mit vergangenen Helden, sondern ein persönliches Rettungsangebot in stürmischer See durch den Menschensohn, der glaubwürdig für ein neues Leben ohne Anfang und Ende bürgt. 

Burkhard Budde

                                                                                    

Guter Hirte

Guter Hirte

Moment mal

„Guter Hirte“

Von Burkhard Budde

Herzschlag für „guten Hirten“ 

Zusammenfassung des „geistlichen Wortes“ anlässlich der EAK Landesdelegiertenversammlung am 9.März 2024 in Walsrode 

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freunde des EAK, 

kennen Sie ein Lied, das unter die Haut geht, dass das Herz zum Schlagen bringt und den ganzen Menschen bewegt?

Es gibt ein vielen vertrautes Lied, das zum Vertrauen einlädt: Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte.“

Der Sänger des Psalms aus dem Gesangbuch der Bibel hat mich fasziniert: Was für ein Glaube an den „guten Hirten“, der zugleich „Gastgeber des Lebens“ sein will! Sein Herz schlägt selbst in Tälern und angesichts von Feinden für Gott! 

Wofür schlägt unser Herz? Ich höre insbesondere einen dreifachen Herzschlag. 

Erstens: Das Herz schlägt für uns selbst.

Es ist keine schlechte Melodie, sondern eine existentielle, eine überlebenswichtige. „Selbstliebe“

ist angeboren. Denken Sie an Babys – liebenswürdige Überlebenskünstler. Wenn sie hungrig oder durstig sind, geben sie lauthals zu verstehen „Bedürfnisbefriedigung sofort!“ Erwachsene haben noch andere Bedürfnisse und Wünsche, Interessen und Ziele, Wahrnehmungen und Meinungen. Aber ihr Herz muss sich ja nicht überschlagen, ihre Selbstliebe muss ja nicht zur Selbstsucht werden, zum Narzissmus, zur hochnäsigen Eitelkeit oder gar zum Größenwahn. 

Zweitens: Unser Herz schlägt für die Kirche.

Das ist nicht (mehr) selbstverständlich. Angesichts von Missbräuchen, Missständen, Misswirtschaft, persönlichen Verletzungen und schlechten Erfahrungen gibt es bei vielen Kirchenfreunden Herzrhythmusstörungen. Nicht ohne Gründe ist die Entfremdung von der Kirche gewachsen, auch die Gleichgültigkeit und das Desinteresse breiter Bevölkerungsschichten.

Nichtsdestotrotz sehnen sich viele Menschen in der sichtbaren verfassten Kirche nach einer unsichtbaren Kirche Jesu Christi, nach einer religiösen Heimat: 

Wo weniger politisiert wird – z.B. keine Empfehlungen im Blick auf ein Tempolimit gegeben werden – und mehr geistig-geistliche Räume angeboten werden – z. B. bei der persönlichen Suche nach dem Sinn und der Fülle des Lebens. 

Wo weniger moralisiert wird – z. B. keine erhobenen Zeigefinger seelische Misstöne erzeugen – und mehr religiöse Bildung als persönliche Wertschätzung und Wertschöpfung erlebbar wird – z. B. Konfirmanden sich mit den zehn Geboten inhaltlich auseinandersetzen. 

Wo weniger verwechselbare Melodien ertönen – wie z. B. die Stellungnahmen zur Reform des Abtreibungsrechtes – und mehr theologisches Profil gezeigt wird – zum Beispiel im Blick auf Begründungen öffentlicher Äußerungen. 

Wo weniger gejammert wird – z. B. angesichts der Säkularisierung oder des Arbeitsstresses – und mehr Mut und Zuversicht herrscht – z. B. angesichts der Notwendigkeit der ständigen Reformation und Rundumerneuerung der Kirche, nicht mit kleinen Trippelschritten und großen Sprüchen, auch nicht mit riesigen Sprüngen und vorprogrammierten Enttäuschungen, wohl aber klug und weise, evangeliums- und menschengerecht kontinuierlich, mit langem Atem Schritt für Schritt. 

Nicht nur die Erinnerung an den „guten Hirten“ sowie die Wissensvermittlung über ihn gehört zu den Aufgaben der Kirche; vor allem sollte die Kirche als Kirche Jesu Christi den „guten Hirten“ in Wort und Tat ins Gespräch bringen, ihn in der christlichen und kirchlichen Existenz bei allen Zweifeln, Fragen und Ängsten glaubwürdig bezeugen – ohne missionierenden oder besserwisserischen Eifer, wohl aber als konstruktive Beiträge für eine vielfältige und säkulare Gesellschaft. Viele Menschen sehnen sich nach Gottes Möglichkeiten, die sie (noch) nicht kennen, nach seinem „Stecken und Stab“, der sie tröstet, verteidigt, stärkt, Grundvertrauen, Zuversicht und Orientierung schenkt, so dass sie das Mögliche, das als richtig Erkannte, tun können. 

Drittens: Unser Herz schlägt für den EAK.

Der Evangelische Arbeitskreis ist keine Kirche, auch kein religiöser Stuhlkreis oder ein politischer Debattierclub ohne politische Bedeutung. Er ist jedoch eine politische Vereinigung mit einer mitreißenden und das Herz der ganzen CDU/CSU sowie auch das Herz Andersgläubiger oder Konfessionsloser bewegenden Idee. Das Herz des EAK ist hörbar, verstehbar und erlebbar im christlichen Menschenbild

Der Mensch ist ein Geschöpf Gottes, nicht selbst Schöpfer, nicht perfekt, aber vergänglich und irrtumsfähig und kann deshalb (nur) im Vorletzten ohne absoluten Wahrheitsanspruch einer Ideologie eine realistische und pragmatische Politik gestalten. 

Der Mensch ist ein Ebenbild Gottes, keine Kopie oder ein Fließbandprodukt, aber mit einer unverlierbaren und unantastbaren Würde beschenkt und ausgestattet, die es in der Politik möglich macht – im demokratischen Wettbewerb, im Streit um bessere Argumente, bei der Suche nach nachhaltigen Lösungen oder Kompromissen – , Person und „Sache“ zu unterscheiden und dem Staat sowie der Gesellschaft bei dem Streben nach dem Gemeinwohl zu dienen. 

Der Mensch ist ein Beauftragter Gottes, nicht sein Sklave oder seine Marionette, aber er steht – siehe auch die Präambel des Grundgesetzes – in der persönlichen Verantwortung vor Gott als letzter Verantwortungsinstanz und dem Mitmenschen, der Mitwelt, der Umwelt und der Nachwelt. 

Das „C“ der CDU/CSU ist keine Deko, sondern das Herz des Pragmatismus, das Vorzeichen der Klammer, das den Inhalt der Klammer – die einzelnen Politikfelder – prägt und bewegt. Es ermöglicht einen Brückenschlag, ohne durch das Negieren, Verschweigen oder Beschönigen von Problemen ins Schwimmen und in Angst und Schrecken zu geraten. 

Christen – innerhalb und außerhalb von Parteien – kennen die spirituelle Quelle des „guten Hirten“ und leben in der Gewissheit seiner Gegenwart. Sie vertrauen angesichts von Tälern und Feinden seinem wirkmächtigen Geist, der neues Leben schafft – zuversichtlich dem Geist Jesu Christi, der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. 

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser.

Er erquickt meine Seele. Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.

Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,

und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. (Psalm 23) 

Ein Lied, das unter die Haut gehen kann und dann Herz, Kopf und Hand bewegt.

Weil Begeisterte begeistern können. 

So sei es, Amen. 

Burkhard Budde

 

„Christliches“

„Christliches“

Moment mal

„C“ als integrierende Kraft

Von Burkhard Budde

Mareike Wulf, Pastor Dirk Heuer, Sebastian Lechner und Dr. Marco Mohrmann (v.l.n.r.)

„C“ als integrierende Kraft

Evangelischer Arbeitskreis der CDU mit viel Prominenz

Das „Christliche“ sei ein Brückenschlag zwischen Kirche, Gesellschaft und Politik, so Pastor Dirk Heuer, wiedergewählter Landesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU in Niedersachsen, auf der EAK Landesdelegiertenversammlung am 9. März in Walsrode. Nicht nur für die CDU als Volkspartei der Mitte sei das „C“ eine integrierende Kraft, um mit dem christlichen Menschenbild ein gemeinsames Fundament zu haben, sondern auch für die vielfältige und säkulare sowie demokratische Gesellschaft. Die Demokratie sei ein „Schatz“, führte Dirk Heuer aus, für den sich Christen aus christlicher Motivation heraus einsetzten, damit alle ein „selbstbestimmtes Leben in Würde“ führen könnten.

Der EAK, der sich für das „C“ an „prominenter Stelle“ im geplanten neuen Grundsatzprogramm der CDU einsetzt, fand auf der Tagung, zu der über 100 Teilnehmer aus ganz Niedersachsen gekommen waren, prominente Mitstreiter, u.a. David McAllister, Spitzenkandidat der CDU in Niedersachsen für die Europawahl, Sebastian Lechner, CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzender, sein Generalsekretär Dr. Marco Mohrmann sowie Mareike Wulf, Vorsitzender der niedersächsischen Frauenunion.

Sebastian Lechner dankte dem EAK, dass er die CDU an die „wunderbare christliche Botschaft“ erinnere und helfe, dass sie in der Politik zum Tragen kommen. Ein christliches Anliegen sei das Grundvertrauen als Basis von Zuversicht und Optimismus; ein christlicher Grundsatz, dass es auch in der Politik bei der Suche nach der richtigen Lösung keine „alleinige Wahrheit“ gebe. Lechner ermutigte den EAK, sich an dem ab September geplanten „Niedersachenplan“ mit guten Ideen zu beteiligen, um das Land mit seinen Chancen besser zu machen. Niedersachsen u.a. mit seinen Seehäfen und Ausbauflächen, seinem Gasverteilernetz, als größter Salzstock Europas mit der Möglichkeit, Wasserstoff zu speichern, sollte zur führenden Wohlstandsregion Deutschlands ausgebaut werden.

Lechner kritisierte die Einstellung, dass Politiker alles besser wüssten als Kommunen, Unternehmen und Bürger. Die 2000 Förderprogramme des Landes mit den vielen Ausführungsvorschriften sollten kritisch zugunsten einer gerechteren, gleicheren und einfacheren Position hinterfragt werden. Die Eigenverantwortung sowie ein pragmatischer Geist müssten vielmehr gestärkt werden: „Wer etwas kann, muss es auch dürfen“, meinte der Politiker im Blick auf die Personalnot der Kitas, aber auch auf die der Schulen. Ferner sprach er sich für einen verlässlichen und bezahlbaren Wohnraum aus („Die meisten Vorschriften kommen vom Bund und vom Land und sollten fünf Jahre lang ausgesetzt werden.“), für eine qualitative und flächendeckende medizinische Versorgung („Das Modell der Gemeindeschwester sowie der Telemedizin als Unterstützung des Arztes, um auch den ländlichen Raum besser zu versorgen.“), für eine Energiepolitik, die offen ist für jede nutzbare Technologie („Innovative Schätze wie die Geothermie müssen nicht durch Ideologie liegen bleiben, sondern gehoben werden.“), für einen Untersuchungsausschuss als „Angriff aus Verantwortung“ wegen der „SPD-Gehälteraffäre“ („Gerade ein Ministerpräsident, der 11 Jahre an der Macht ist, muss sich an die Regeln halten und ordentlich mit Steuergeldern umgehen sowie sich gerecht verhalten.“)

Auch Marco Mohrmann unterstrich die Wichtigkeit einer innovativen Technologie, die nicht durch ein starres Ordnungsrecht und eine Verbotspolitik verhindert oder verboten werden sollte.

David McAllister betonte, dass 70 Prozent der Wähler die Europäische Union (EU) für eine „gute Sache“ hielten. Dennoch müsse sich die Kommission in den nächsten Jahren auf ihre drei Hauptaufgaben „Demokratie, Wohlstand und Sicherheit“ konzentrieren. Die Verteidigung der Demokratie sei wegen der Radikalen, der Nationalisten, der Dämagogen und Putinfreunde die dringendste Auseinandersetzung. Für den Wohlstand sei die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie wichtig; bürokratische Belastungen für den Mittelstand und die Wirtschaft insgesamt müssten abgebaut werden. Für die Sicherheit werde ein europäischer Pfeiler innerhalb der NATO gebraucht. Die europäischen Institutionen und ihr Regelwerk müssten reformiert werden. Die Politik der Enthaltung der Ampelkoalition sei keine Haltung. Das Verhältnis zu Frankreich müsse verbessert werden. Und das geplante Verbrennerverbot ab 2035, so McAllister, der für eine hohe Beteiligung bei der Europawahl am 9. Juni warb, sollte „verboten“ bzw. überprüft werden, um sich nicht die Zukunft zu verbauen.

Gewählt wurden neben Dirk Heuer in den EAK-Landesvorstand zu stv. Vorsitzenden Harm Adam(Hildesheim) und Johannes Habekost (Nordostniedersachsen)  und zum Schriftführer Albert Rathjen (Elbe-Weser). Beisitzer sind Patrick Brinkmann (Elbe-Weser), Dr. Burkhard Budde (Braunschweig), Thorsten Gießelmann (Ostfriesland), Anja Ihnen-Swoboda (Ostfriesland), Michael Looß von Hülst (Hannover) Dr. Jörg Lütjohann (Nordostniedersachsen), Dr. Stefanie Matz (Hannover), Kurt Müller (Hannover), Hanna-lena Perneck (Hildesheim/Südniedersachsen) und Dr. Katja Sommer (Hannover)

Wer in Vielfalt vereint ist, nicht in Beliebigkeit, auch nicht durch Verbote, sondern durch einen Werterahmen mit Spielregeln sowie mit dem Geist der Würde und Menschenrechte, der Rechtstaatlichkeit, der Subsidiarität und Eigenverantwortung, hat die Chance, im globalen Wettbewerb mit Flexibilität und zugleich mit Verbindlichkeit und Verlässlichkeit, nachhaltig sozial und human sowie wirtschaftlich und innovativ zu wirken. Und sich für einen wehrhaften Frieden in Sicherheit und Freiheit, Wohlstand und Gerechtigkeit einzusetzen.

Burkhard Budde

David McAllister, Spitzenkadidat der CDU in Niedersachsen für die Europawahl

Der neue EAK Landesvorstand

Ärger

Ärger

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Ärger über den Ärger

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Ärger über den Ärger 

Mensch ärgere Dich nicht! Was schon beim beliebten Gesellschaftsspiel nicht so einfach ist, scheint im wirklichen Leben eine noch größere Herausforderung zu sein: Wie der Neid ist der Ärger allgegenwärtig und wirkmächtig. Plötzlicher Verdruss bringt schnell Frust. Unerwartet Unangenehmes und nicht Gewünschtes verletzt schnell das geliebte Ego. Wie aus heiterem Himmel – als wenn gewürfelt worden wäre – taucht der Ärger auf: Hätte ich doch den Mund gehalten und nichts gesagt! Oder hätte ich doch den Mund geöffnet und dem Unsinn widersprochen!

Anlässe, sich auch über Personen oder Situationen zu ärgern, sind zahlreich:

Der eine explodiert wegen des Sturkopfs, der selbst mit Engelszungen – geschweige denn mit Argumenten – nicht zu überzeugen ist. Und noch stolz auf seine Dummheit ist, weil er felsenfest davon überzeugt ist, die Wahrheit gepachtet zu haben.

Der andere frisst seinen Ärger in sich hinein – zum Beispiel über den selbsternannten Moralisten, der für eine bessere Welt kämpf, aber Mitmenschen demütigt und ausgrenzt.

Wieder einer fährt aus seiner Haut, weil er die ständigen Wiederholungen falscher Tatsachenbehauptungen nicht mehr ertragen kann.

Das Leben kennt eine Fülle von Ärgernissen: Der Streik, der unbeteiligte Menschen als Geisel in Haftung nimmt; die Technik, die nicht funktioniert; das übertriebene Scrollen und Datteln am Handy, das unkonzentrierter und unglücklicher macht – um nur wenige weitere Beispiele zu nennen. Und dann gibt es noch die berühmte Fliege im Schlafzimmer, die beim Einschlafen die Nerven strapaziert. Oder die bekannte Prinzessin auf der Erbse, die überempfindlich ist und heute noch in supersensiblen Menschen weiterlebt, die bei jeder Kleinigkeit unter die Decke gehen, weil sie sich persönlich angesprochen und verletzt fühlen.

Zum Glück kennen wir Menschen neben Ärger und Wut noch positive und konstruktive Gegenkräfte: zum Beispiel einen freundlichen Blickkontakt, ein nettes Wort, ein ehrliches Lob, eine höfliche Geste. Vor allem Pausen, die einen Blick in den Spiegel ermöglichen und zum Nachdenken ermutigen: Warum ärgere ich mich eigentlich? Ergibt mein Ärger Sinn? Warum lasse ich es zu, dass der andere, über den ich mich ärgere, eine solche Macht über mich hat? Gibt es Alternativen zum Ärger – ein offenes und zeitnahes sowie (selbst-)kritisches und reflektiertes Gespräch, damit ich jeden Morgen wieder in den Spiegel schauen kann?

Wer über den reißenden Strom des Ärgers Brücken der Kommunikation schlagen will, sollte jedoch nicht ins Schwimmen geraten, sondern auch offensiv und klar machen, dass Ärger über Mobbing und Erpressung, Gewalt und Hass berechtigt ist und bekämpft werden muss.

Grundsätzlich kann der Humor eine besondere Perspektive darstellen: Durch die Brille der Leichtigkeit und Vergänglichkeit allen Lebens ist der Ärger nur ein vorübergehender Nebel, der sich lichtet. Und die Welle unkontrollierter Gefühle wird verebben und kann durch einen weisen sowie klugen Kopf gebrochen werden. Dann wird Ärger über den Ärger sogar zur Energiequelle eines erneuerten Lebens.

Burkhard Budde

Igel und Fuchs

Igel und Fuchs

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Fabel Igel und Fuchs

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Fabel „Igel und Füchse“ 

Sie lebte in keiner heilen Welt. Auch die Igelfamilie hatte ihre Probleme, ihren Streit um eine gerechtere Ordnung und um eine gemeinsame Zukunft. Doch sie lebte in Frieden und Sicherheit. Und bei den meisten Igeln schlug das Herz für Freiheit und Unabhängigkeit.

Eines Tages wurde die Igelfamilie von einer Fuchsfamilie aus dem Nachbarland brutal überfallen. Füchse vereinnahmten einen Teil des Igel-Landes, obwohl es gegen die allgemein herrschende Friedensordnung verstieß, und wollten auch das übrige Land der Igel mit Gewalt erobern.

Überraschenderweise jedoch wehrte sich die Igelfamilie tapfer und aufopferungsvoll mit ihren begrenzten Möglichkeiten. Und womit die aggressiven und übermächtigen Füchse – vor allem ihr gieriger und zugleich eiskalter Anführer mit seinem unstillbaren Hunger – nicht gerechnet hatten: Viele andere Igelfamilien aus anderen Ländern unterstützten die Angegriffenen in ihrem Abwehrkampf. Die Unterstützer wussten, dass gefräßige Füchse noch gefräßiger werden, wenn sie nicht aufgehalten und zurückgedrängt werden.

Je länger die Füchse jedoch im Land der Igel wüteten, desto häufiger wurde über die Solidarität mit den Überfallenen, die nicht kapitulieren wollten, diskutiert:

„Ihr müsst endlich verhandeln“, meinten frustrierte Igel. „Aber gerne; jedoch nur auf Augenhöhe. Denn ergibt es Sinn, mit einem verbrecherischen Fuchs über Frieden zu sprechen, wenn er alles zerstört und endgültige Unterwerfung verlangt?“ „Wir müssen auch an uns denken!“ sagten ermüdete Unterstützer. „Aber genau das tun wir, wenn wir die angegriffenen Igel unterstützen, weil der Fuchs auch unsere Freiheit, unser Leben und unser Land gefährdet und uns erpressbar machen will.“ Und ihre Solidarität sei mehr als eine Sprechblase, mehr als eine Leistung nach Kassenlage. Es komme jetzt auf eine lebenswichtige Unterstützung zum gegenseitigen Nutzen der großen Wertefamilie an.

Manche Igel jedoch, die es gut meinten, aber auf den Leim der Fuchspropaganda hereingefallen waren, riefen verängstigt: „Lasst uns die Stacheln ablegen. Die erzürnen nur den Fuchs.“ Andere Igel erwiderten, man müsse das unberechenbare Böse, das maßlos und gnadenlos zerstöre, mit richtigen Mitteln – auch mit „neuen Stacheln“ – glaubwürdig abschrecken und bändigen, damit es nicht triumphierend weitere Kreise ziehe.

Der Anführer der Füchse – nicht selten im ideologischen Schafsfell – , der sich selbst wie eine historische und spirituelle Lichtgestalt wahrnahm, ergötzte sich über die Erfolge seiner Propaganda, über seine glühenden Bewunderer und die panische Angst einzelner Igel vor möglichen Folgen für sich selbst, vor allem über die Stimmen der Igel ohne Stacheln. Und der narzisstische Führer und spalterische Verführer fühlte sich ermutigt, weiterhin hemmungslos und ohne Skrupel auch gegenüber seiner eigenen Familie mit zerstörerischer Gewalt auf Jagd zu gehen.

Doch wenn die Welt nie heil – ein friedlicher „Garten Eden“ – wird, so muss sie auch nicht heillos – eine gottverlassene „tödliche Hölle“ – bleiben. Eine zerrissene Welt kann heilbarer werden. Und zwar durch Geschlossenheit und Entschlossenheit aller freiheitsliebenden Kräfte, die für ein freiverantwortliches Leben in Würde und einen nachhaltigen Frieden in Sicherheit kämpfen. Nicht mit dem Gift der Gleichgültigkeit und Selbstisolierung, Blauäugigkeit oder Selbsttäuschung. Wohl aber mit klarer Wehrhaftigkeit und glaubwürdiger Abschreckung, Klugheit und Vernunft, die aus der Quelle zivilisierter Menschlichkeit schöpfen.

Manche Igel mit Stacheln kennen in ihren Zweifeln und Ängsten auch den guten Kampf des Glaubens, der die Perspektive des Gottvertrauens und Selbstvertrauens eröffnet. Sie wissen, dass der Urheber des Krieges, der ihn jederzeit beenden könnte, nicht unsterblich ist und eines Tages zur Rechenschaft gezogen wird. Sie werden von der Hoffnung auf eine neue Welt in der alten Welt getragen.

Burkhard Budde

 

Souveräne Freiheit

Souveräne Freiheit

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Souveräne Freiheit entdecken

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Souveräne Freiheit entdecken 

Auch wenn der Traum vom Schlaraffenland uralt ist. Er kann noch heute faszinieren: Da fließen vielleicht keine Flüsse aus Milch und Honig, aber es gibt edle Tropfen und verführerischen Nachtisch im Überfluss. Da findet man keine Hexenhäuser aus Brot oder Lebkuchen, die Fenster aus Zuckerguss haben, wohl aber glitzernde Prachthäuser, in denen nur gelacht und gefeiert wird, sich körperliche Freuden mit Tafelfreuden scheinbar auf ewig vermählen. Da existiert kein Jungbrunnen, der eine Jugend ohne Ende verspricht, jedoch ein glückliches Leben ohne Tränen, Schmerzen und Tod. Das Schönste im Schlaraffenland ist jedoch, dass kein Schlafwandler auch nur einen Finger krumm machen muss, weil gebratene Leckerbissen in den Mund fliegen.

Und doch bleibt dieser Traum ein unrealistischer Wunsch, der sogar zum Albtraum werden kann, wenn Trägheit und Nichtstun die eigene Würde zerstören. Wer sich ausschließlich auf Mutter Natur verlässt, die für das leibliche Wohl sorgen soll, oder auf Vater Staat, der ständig Geld für den persönlichen Genuss zur Verfügung stellen soll, vergisst darüber hinaus, das „Mutter“ und „Vater“ nur über begrenzte Möglichkeiten verfügen und selbst auf schaffende und fleißige „Mitstreiter“ angewiesen sind, um ein gemeinsames Leben in Freiheit, Sicherheit und Wohlstand sowie Chancen-, Leistungs-, Bedarfs- und Generationengerechtigkeit ermöglichen zu können. 

Natürlich gibt es auch das andere Extrem, wenn ein Mensch keinen Ausweg aus dem Hamsterrad des Lebens findet: Er tritt dann immer auf die gleiche Stelle. Und kommt nicht voran. Er erlebt immer den gleichen Trott. Und findet keine beglückende Zufriedenheit. Er kann die Geschwindigkeit im Rad steigern. Und doch erntet er nur Schwindel- und Ohnmachtsgefühle, vermehrte Enttäuschungen und immer schlechtere Stimmungen. Wenn er sich selbst täuscht, gierig nur sich selbst liebt, am Ende erschöpft aus dem Laufrad geworfen wird und in der Ecke liegt. 

Jenseits von „Schlaraffenland“ und „Hamsterrad“ gibt es jedoch auch ein Leben in Würde durch souveräne Freiheit. Was gemeint ist, verdeutlicht folgende Geschichte: Ein Gast wurde im Haus zweier Frauen unterschiedlich behandelt. Die eine Frau kümmerte sich intensiv um das Gastmahl; die andere hörte den Worten des Gastes nur zu. Als sich die „Aktive“ bei dem Gast über die „Passive“ beschwerte, reagierte der Gast überraschend: Er verteilte keine Zensuren, ließ sich nicht instrumentalisieren. Er verherrlichte oder verteufelte weder die „Aktivität“ noch die „Passivität“.

Vielmehr öffnete er beiden Frauen die Tür zu einer neuen Sichtweise: Beide sind frei, eigenverantwortlich zu leben – aber in (selbst-) kritischer Haltung. Beide sollen in einer konkreten Situation selbst entdecken und entscheiden, was das Richtige ist, um eine Not perspektivisch zu wenden. 

Es gibt Zeiten – so verstehe ich Jesus, der Gast bei Maria und Marta war –, in denen „Sorge und Mühe“ anzuerkennen, aber „Zuhören“ und Nachdenken wichtiger sind. Es gibt aber auch Zeiten, da sollte der Mensch lieber pausieren, um ins Nachdenken zu kommen sowie Ängste und altes Denken loslassen zu können.

Aber manchmal muss ein Mensch wohl auch seine Traumwelt mit eiskalten Engeln und heißen Teufeln verlassen, um Bodenhaftung zu gewinnen. Um dann mit seinen Händen das Notwendige und Richtige im Möglichen zu tun. Um souverän und verantwortungsvoll in Würde durch geschenkte Würde zu leben.

Burkhard Budde