Moment mal

„Guter Hirte“

Von Burkhard Budde

Herzschlag für „guten Hirten“ 

Zusammenfassung des „geistlichen Wortes“ anlässlich der EAK Landesdelegiertenversammlung am 9.März 2024 in Walsrode 

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freunde des EAK, 

kennen Sie ein Lied, das unter die Haut geht, dass das Herz zum Schlagen bringt und den ganzen Menschen bewegt?

Es gibt ein vielen vertrautes Lied, das zum Vertrauen einlädt: Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte.“

Der Sänger des Psalms aus dem Gesangbuch der Bibel hat mich fasziniert: Was für ein Glaube an den „guten Hirten“, der zugleich „Gastgeber des Lebens“ sein will! Sein Herz schlägt selbst in Tälern und angesichts von Feinden für Gott! 

Wofür schlägt unser Herz? Ich höre insbesondere einen dreifachen Herzschlag. 

Erstens: Das Herz schlägt für uns selbst.

Es ist keine schlechte Melodie, sondern eine existentielle, eine überlebenswichtige. „Selbstliebe“

ist angeboren. Denken Sie an Babys – liebenswürdige Überlebenskünstler. Wenn sie hungrig oder durstig sind, geben sie lauthals zu verstehen „Bedürfnisbefriedigung sofort!“ Erwachsene haben noch andere Bedürfnisse und Wünsche, Interessen und Ziele, Wahrnehmungen und Meinungen. Aber ihr Herz muss sich ja nicht überschlagen, ihre Selbstliebe muss ja nicht zur Selbstsucht werden, zum Narzissmus, zur hochnäsigen Eitelkeit oder gar zum Größenwahn. 

Zweitens: Unser Herz schlägt für die Kirche.

Das ist nicht (mehr) selbstverständlich. Angesichts von Missbräuchen, Missständen, Misswirtschaft, persönlichen Verletzungen und schlechten Erfahrungen gibt es bei vielen Kirchenfreunden Herzrhythmusstörungen. Nicht ohne Gründe ist die Entfremdung von der Kirche gewachsen, auch die Gleichgültigkeit und das Desinteresse breiter Bevölkerungsschichten.

Nichtsdestotrotz sehnen sich viele Menschen in der sichtbaren verfassten Kirche nach einer unsichtbaren Kirche Jesu Christi, nach einer religiösen Heimat: 

Wo weniger politisiert wird – z.B. keine Empfehlungen im Blick auf ein Tempolimit gegeben werden – und mehr geistig-geistliche Räume angeboten werden – z. B. bei der persönlichen Suche nach dem Sinn und der Fülle des Lebens. 

Wo weniger moralisiert wird – z. B. keine erhobenen Zeigefinger seelische Misstöne erzeugen – und mehr religiöse Bildung als persönliche Wertschätzung und Wertschöpfung erlebbar wird – z. B. Konfirmanden sich mit den zehn Geboten inhaltlich auseinandersetzen. 

Wo weniger verwechselbare Melodien ertönen – wie z. B. die Stellungnahmen zur Reform des Abtreibungsrechtes – und mehr theologisches Profil gezeigt wird – zum Beispiel im Blick auf Begründungen öffentlicher Äußerungen. 

Wo weniger gejammert wird – z. B. angesichts der Säkularisierung oder des Arbeitsstresses – und mehr Mut und Zuversicht herrscht – z. B. angesichts der Notwendigkeit der ständigen Reformation und Rundumerneuerung der Kirche, nicht mit kleinen Trippelschritten und großen Sprüchen, auch nicht mit riesigen Sprüngen und vorprogrammierten Enttäuschungen, wohl aber klug und weise, evangeliums- und menschengerecht kontinuierlich, mit langem Atem Schritt für Schritt. 

Nicht nur die Erinnerung an den „guten Hirten“ sowie die Wissensvermittlung über ihn gehört zu den Aufgaben der Kirche; vor allem sollte die Kirche als Kirche Jesu Christi den „guten Hirten“ in Wort und Tat ins Gespräch bringen, ihn in der christlichen und kirchlichen Existenz bei allen Zweifeln, Fragen und Ängsten glaubwürdig bezeugen – ohne missionierenden oder besserwisserischen Eifer, wohl aber als konstruktive Beiträge für eine vielfältige und säkulare Gesellschaft. Viele Menschen sehnen sich nach Gottes Möglichkeiten, die sie (noch) nicht kennen, nach seinem „Stecken und Stab“, der sie tröstet, verteidigt, stärkt, Grundvertrauen, Zuversicht und Orientierung schenkt, so dass sie das Mögliche, das als richtig Erkannte, tun können. 

Drittens: Unser Herz schlägt für den EAK.

Der Evangelische Arbeitskreis ist keine Kirche, auch kein religiöser Stuhlkreis oder ein politischer Debattierclub ohne politische Bedeutung. Er ist jedoch eine politische Vereinigung mit einer mitreißenden und das Herz der ganzen CDU/CSU sowie auch das Herz Andersgläubiger oder Konfessionsloser bewegenden Idee. Das Herz des EAK ist hörbar, verstehbar und erlebbar im christlichen Menschenbild

Der Mensch ist ein Geschöpf Gottes, nicht selbst Schöpfer, nicht perfekt, aber vergänglich und irrtumsfähig und kann deshalb (nur) im Vorletzten ohne absoluten Wahrheitsanspruch einer Ideologie eine realistische und pragmatische Politik gestalten. 

Der Mensch ist ein Ebenbild Gottes, keine Kopie oder ein Fließbandprodukt, aber mit einer unverlierbaren und unantastbaren Würde beschenkt und ausgestattet, die es in der Politik möglich macht – im demokratischen Wettbewerb, im Streit um bessere Argumente, bei der Suche nach nachhaltigen Lösungen oder Kompromissen – , Person und „Sache“ zu unterscheiden und dem Staat sowie der Gesellschaft bei dem Streben nach dem Gemeinwohl zu dienen. 

Der Mensch ist ein Beauftragter Gottes, nicht sein Sklave oder seine Marionette, aber er steht – siehe auch die Präambel des Grundgesetzes – in der persönlichen Verantwortung vor Gott als letzter Verantwortungsinstanz und dem Mitmenschen, der Mitwelt, der Umwelt und der Nachwelt. 

Das „C“ der CDU/CSU ist keine Deko, sondern das Herz des Pragmatismus, das Vorzeichen der Klammer, das den Inhalt der Klammer – die einzelnen Politikfelder – prägt und bewegt. Es ermöglicht einen Brückenschlag, ohne durch das Negieren, Verschweigen oder Beschönigen von Problemen ins Schwimmen und in Angst und Schrecken zu geraten. 

Christen – innerhalb und außerhalb von Parteien – kennen die spirituelle Quelle des „guten Hirten“ und leben in der Gewissheit seiner Gegenwart. Sie vertrauen angesichts von Tälern und Feinden seinem wirkmächtigen Geist, der neues Leben schafft – zuversichtlich dem Geist Jesu Christi, der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. 

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser.

Er erquickt meine Seele. Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.

Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkst mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,

und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. (Psalm 23) 

Ein Lied, das unter die Haut gehen kann und dann Herz, Kopf und Hand bewegt.

Weil Begeisterte begeistern können. 

So sei es, Amen. 

Burkhard Budde