Gutes Vertrauen

Gutes Vertrauen

Auf ein Wort

Suche gutes Vertrauen

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Suche gutes Vertrauen 

Einem Präsidenten vertrauen? Oder lieber dem neuen Papst? Oder nur einem Menschen Vertrauen schenken, den man wirklich gut kennt, zum Beispiel der Mutter, dem Vater, dem Bruder, der Schwester, dem Freund, dem (Ehe-) Partner?

„Trau, schau, wem!“ gab eine 95jährigen Großmutter ihren Kindern und Enkelkindern mit auf den Lebensweg. Und warnte mit dieser alten Weisheit vor einem blinden und naiven Vertrauen. Denn keiner sollte einem unehrlichen Rattenfänger auf den Leim gehen, sich täuschen und in die Irre führen lassen.

Auch der Hochschullehrer Hoffmann von Fallersleben (1798 bis 1874) wollte mit seinem Gedicht „Trau, schau, wem!“ die Augen der Menschen öffnen, damit sie nicht auf den Klang schöner Worte hereinfielen, sich blenden ließen und vor falschen Autoritäten auf die Knie gingen. Die Menschen sollten lieber wachsam sein, selber denken und sich nicht von „Winden“ (von „Schlingpflanzen“), von Schmeichlern und Anpassern das kritische Denken durch blinden Gehorsam, falsche Selbstsicherheit oder unehrliche Worte ersticken lassen: „Die Winde sprach zur Fliege: Komm zu mir in‘s Haus, Es ist bei mir gut wohnen, Komm, schlaf und ruh dich aus.“

Die Botschaft der Fabel hat bleibende Bedeutung: Pass auf, dass du nicht zur „Fliege“ wirst, indem du „Schlingpflanzen“ vertraust – falschen Freunden und falschen Führern mit ihren warmen, aber tatsächlich zerstörerischen Worten; mit ihren einladenden, aber tatsächlich ausgrenzenden Geschichten; mit ihren fürsorglichen, aber tatsächlich verachtenden Versprechungen! Und du am Ende nur bitter enttäuscht wirst, ein böses Erwachen erlebst, eine heimtückische Falle.

Aber mit zu viel Misstrauen kann ein notwendiges sehendes und begründetes Vertrauen zerstört werden. Wer ständig argwöhnisch die Flöhe husten hört und überall Gespenster sieht, die es böse mit ihm meinen sowie sich von Souffleusen seiner Neid- und Minderwertigkeitsgefühle bestimmen lässt, entwickelt Ängste und feindselige Gefühle, die auf Dauer seine Seele vergiften und ihn gemeinschaftsunfähig machen. Übertriebenes und unbegründetes Misstrauen erschwert das Zusammenkommen, das Zusammensein und das Zusammenbleiben, den sozialen und solidarischen Zusammenhalt. Ohne Vertrauen – ohne die Mischung aus Wissen und Nichtwissen – , sowie ohne einen Vorschuss an Vertrauen kann ein Miteinander nicht gelingen. Denn wer zum Beispiel würde sich sonst in die Hände eines Arztes begeben und operieren lassen?! Und im Tal der Tränen, im Nebel der Sinnlosigkeit, im Sumpf der Ohnmacht, am Abgrund des Seins, aber auch im normalen Alltag ist Vertrauen besonders gefragt.

Doch aufbauendes Vertrauen fällt nicht vom Himmel. Es wächst durch das Vertraute, wenn Menschen z.B. zuverlässig, aufrichtig, verschwiegen und hilfsbereit sind. Und zum Fremdvertrauen gehört das Selbstvertrauen, weil sich sonst der Vertrauende nicht einem anderen Menschen öffnen würde, auch wenn das Vertrauen stets ein Wagnis bleibt.

Der Schlüssel zu einem erfüllten und glücklichen Leben in Liebe und Verantwortung ist und bleibt das Vertrauen, dass durch das Gottvertrauen letzte Geborgenheit und letzten Sinn erfährt. Und gleichzeitig die Möglichkeit schenkt, Halbgöttern in Politik und Gesellschaft sowie im Nahbereich zu misstrauen und zu widerstehen.                                                 

Burkhard Budde

Guter Lehrer

Guter Lehrer

Auf ein Wort

Suche guten Lehrer

Von Burkhard Budde

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Suche guten Lehrer

 

Lehrer kennt jeder aus eigener Erfahrung. Aber kann auch jeder Lehrer ein „guter Lehrer“ sein? Und was ist das überhaupt ein „guter Lehrer“?

Im Traum saß ein Großvater, der zur Einschulung seiner Enkeltochter eingeladen war, in einem Klassenzimmer, indem es ein Kommen und Gehen gab, und er erlebte so etwas wie eine Zeitreise.

Vor ihm tauchte Sokrates aus dem antiken Athen auf, der statt zu lehren lieber gezielt fragte, und statt dem Schüler sein Wissen nur zu vermitteln lieber in die Rolle eines Geburtshelfer des Wissens schlüpfte, das in dem Schüler schlief und verborgen war, aber so geweckt und erfahrbar wurde.

Was für ein Erfolgserlebnis für einen Schüler auf dem Weg seiner Entwicklung! Der Schüler hatte den Schlüssel zur Weisheit „Erkenne dich selbst!“ in der eigenen Hand. Und erlebte zwar beim ersten Schritt seine eigene Unwissenheit, beim zweiten Schritt den Vorrang der Selbstkritik vor Selbstüberschätzung, aber beim dritten Schritt die Tiefe und Weite über den Sinn des Lebens, über Gott und Gerechtigkeit nachzudenken. „Ich weiß, dass ich nichts weiß!“ war die Triebfeder, mehr wissen sowie reflektiert und selbstständig denken zu wollen, sich frei und verantwortlich, mutig und wahrhaftig, aktiv in Konflikte einzumischen und nach dem Guten zu streben.

Doch die zentrale Voraussetzung für ein „gutes Leben“, so der zweite antike Lehrer Aristoteles, der im Traum erschien, sei die Bildung, die selbstständige Urteilskraft und Mündigkeit ermögliche. Wer überzeugen wolle, müsse „Ethos“ haben, glaubwürdig, kompetent und ehrlich sein, „Pathos“ haben, emotional seine Schüler berühren können sowie den „Logos“ beherrschen, die vernünftige Argumentation, mit einer nachvollziehbaren Gedankenführung und sachlichen Beweisen überzeugen. Dann könne ein guter Lehrer Vertrauen zu seinen Schülern aufbauen, sie motivieren und Wissen vermitteln.

„Ihr habt keine Ahnung von der Schulwirklichkeit“, meinte der altmodische und etwas steife Lehrer Lämpel, der die schönen Ziele und Kriterien, die „Träumerei“ der antiken Philosophen kaum noch hören konnte. Er würde mit seinem Frontalunterricht sowie seinen ehrwürdigen und schulmeisterlichen Belehrungen mehr Erfolg haben. Auf Disziplin, Ordnung und Gehorsam käme es an; alles andere sei Wunschdenken. Und ein Professor Raat – von seinen Schülern spöttisch „Unrat“ genannt – pflichtete ihm bei und fügte noch hinzu: „Ohne Zeigestock bist du machtlos, ohne Moral ziellos.“

Als der schweißgebadete Großvater sich am anderen Morgen den Schlafsand aus den Augen gerieben hatte, konnte er klarer sehen: Für sein Enkelkind wünschte er sich keinen autoritären Lehrer, der kein Einfühlungsvermögen und kein Interesse an der individuellen Förderung seines Nachwuchses hat, aber auch keinen rein dozierenden Lehrer, der nur an die Vermittlung von Wissen und Fakten interessiert ist und nicht auch für seinen Beruf brennt, sich um die Schüler kümmert und seine Verantwortung für die Schüler und seine Klasse wahrnimmt. Vielleicht erleben ja die Erstklässler eine kommunikative Vertrauensperson, die zugleich sozial und fachlich kompetent ist und zu der die Kinder gerne eine Beziehung eingehen, damit Lernfreude geweckt und ein erfolgreiches Lernen möglich werden. Weil mit den Schülern respektvoll und individuell, fair und fördernd umgegangen wird.

Und der „gute Lehrer“ muss ja weder ein geliebtes Multitalent noch ein gehasster Zirkusdirektor sein, aber vielleicht kann er ja wie ein pädagogischer Gärtner handeln, der kleine Pflänzchen liebevoll und empathisch pflegt und hegt sowie wachsen lässt. Und als Vorbild und Leitbild im Gedächtnis „guter Schüler“, die inspiriert und motiviert worden sind, ihr Leben zu meistern, bleibt.

Burkhard Budde

Gute Pflege

Gute Pflege

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Von Burkhard Budde

 

Suche gute Pflege 

Die „Dame mit der Lampe“, die jede Nacht mit ihrer Lampe im Lazarett unterwegs war, um Verwundeten im Krimkrieg (1853 bis 1856) zu helfen und sie zu trösten, war kein seelenloser Roboter mit Menschenmaske. Und der „Engel der Barmherzigkeit“ – so wurde sie auch genannt – kämpfte im 19. Jahrhundert nicht nur für Humanität im Krieg, sondern darüber hinaus für eine moderne Kranken- und öffentliche Gesundheitspflege. Sie war in jeder Beziehung eine Pionierin: Sie öffnete mit ihrer School of Nursing („Schule für Krankenpflege“) in London die Tür für Frauen, die einen geachteten Beruf erlernten und sich emanzipieren konnten.

Die Rede ist von Florence Nightingale (1820 bis 1910), die am 12. Mai das Licht der Welt erblickte. Seit 1974 wird ihr Geburtstag als Internationaler Tag der Pflegenden offiziell gefeiert, um die tägliche Arbeit von Pflegkräften anzuerkennen und die breite Öffentlichkeit für das Thema Pflege zu sensibilisieren. Denn jeder Mensch kann krank und pflegebedürftig werden und erwartet dann eine „gute Versorgung“.

Aber hat eine „gute Pflege“ – Nightingale dachte dabei an eine Pflege mit christlichen Perspektiven, die nicht nur körperliche, sondern auch alle anderen Bedürfnisse des Menschen umfassen sollten – noch eine Chance? Kann eine „ganzheitliche Versorgung“ erwartet oder erhofft werden? Und hat die Menschlichkeit, die Zuwendung zum notleidenden Nächsten als Fixstern am Himmel der Werte überhaupt eine Chance im Alltag der Pflege – eine Leucht-, Wirk- und Gestaltungskraft in der Nacht bzw. Not des Personalmangels, eines Kosten-, Finanzierungs- und Arbeitsdrucks, des Bürokratieaufwandes und schlechter Rahmenbedingungen wie die Ökonomisierung, die Wirtschaftlichkeit als alleinigen Maßstab sieht?

Dennoch oder gerade deshalb sollte der Tag der Pflegenden zu einem Tag des Dankes werden. Denn viele Pflegende sind keine gefühlslosen Pflegeroboter, die auf Fließbandpflege („Schnell, Sauber, Satt, Sicher“) programmiert sind. Viele setzen sich tagtäglich fachlich qualifiziert und kompetent für eine individuelle und situative Beziehungspflege ein. Viele Pflegende stärken die Eigenverantwortung des zu Pflegenden, ermöglichen Hilfe zur Selbsthilfe und leben Solidarität mit ihnen vorbildlich vor. Viele bleiben trotz Druck und Anforderungen freundlich und höflich, verständnisvoll und hilfsbereit, sind sogar vertrauensvolle Anwälte der Schwächeren und einer menschenwürdigen Pflege – keiner Roboterpflege und keiner Herrschafts- oder Dienstbotenpflege.

Viele Pfleger versuchen, ihre individuelle Resilienz, ihre rasche Anpassungs- und Lernfähigkeit in ständig sich ändernden Situationen zu erhalten und sie mit tragfähiger Teamarbeit zu verbinden. Denn im Alleingang kann die Qualität der Versorgung nicht geleistet werden, aber auch nicht Sinnerfüllung und Freude erfahrbar werden, für pflegebedürftige Menschen eine besondere Verantwortung zu tragen.

Ganz im Sinne des Geburtstagskindes: In jedem Menschen das Ebenbild Gottes zu entdecken und ihre Würde durch gute Pflege zu achten, zu bewahren und zu verteidigen.

Danke für diesen Dienst, der Einsamkeit überwindet und Licht schenkt – ein wertvoller Beitrag für eine Gesellschaft mit einem humanen Gesicht.

Und deshalb noch eine Bitte: bleibt menschlich in der stationären und ambulanten Pflege, ohne kopflos zu werden, insbesondere aber auch in den Familien, wo die meisten pflegerischen Aufgaben liebevoll und mit hohem Engagement erbracht werden.

Burkhard Budde

Gute Gemeinschaft

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Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Suche gute Gemeinschaft 

Es gibt manchmal gute Gründe, einer Gemeinschaft den Rücken zu kehren. Wenn zum Beispiel die „Chemie“ überhaupt nicht (mehr) stimmt und Änderungen nicht zu erwarten sind, Vertrauen zerstört wurde und Sinnhaftigkeit verloren gegangen ist und es tiefe Verletzungen gegeben hat, die auch die Zeit nicht einfach heilt. Und wenn Skandale und Missstände ein Ventil darstellen, endlich Dampf abzulassen und aus einer Gemeinschaft „auszutreten“.

Aber es gibt auch gute Gründe, zum Beispiel in einer christlichen Gemeinschaft „trotz allem“ zu bleiben oder in eine Kirche wieder einzutreten. Dazu zählen zum Beispiel die bereichernde Erfahrung einer geistig-geistlichen Heimat mit Gottesdiensten und Konzerten, die kirchliche Begleitung in besonderen Lebenssituationen durch Feiern wie Taufe, Trauung, Konfirmation, Beerdigung, die Halt und Orientierung, aber auch Mut und Trost geben können. Und vielen sind darüber hinaus die christliche Tradition- und Wertevermittlung an die nächste Generation wichtig sowie diakonische und caritative Aktivitäten und Einrichtungen.

Bei der Suche nach einer guten, stets gemischten Gemeinschaft der Gläubigen sollte auf keinen Fall der kritische Geist, der die Geister scheidet und unterscheidet, an der Garderobe einer Kirche abgelegt werden. Schon die Bibel empfiehlt „Prüfet alles und behaltet das Gute.“ (1.Thess. 5,21)

Die verfasste Kirche kann mit einem alten Heilbad verglichen werden, das ständig umgebaut und erweitert, verändert und erneuert worden ist und wird oder werden sollte. Nur sollten die Verantwortlichen dieser zu erneuernden Bäder, die keine Freizeit- oder Spaßbäder sind, nicht ihren eigentlichen, unverwechselbaren und unvertretbaren Auftrag vergessen, das „Wasser des Lebens“ – das Evangelium von Jesus Christus – in Wort und Tat zu verkündigen.

Reformer und ständige Reformen bleiben wichtig. Es reicht aber nicht, wenn Erneuerer am Beckenrand stehen bleiben, vor allem mit sich selbst und den Strukturen beschäftigt sind oder über die geschrumpfte Zahl der Besucher jammern, ohne zu merken, wie das Wasser im Becken – die geistige Substanz – immer weniger wird und sie selbst und andere eines Tages  zu „verdursten“ drohen, wenn sie das „Gute“ aus dem Auge verlieren.

Das „Gute“ besteht nicht im eiskalten Wasser, das ins Becken gegossen wird, im unfairen, gehässigen, heuchlerischem Umgang untereinander; nicht im kochenden Wasser, das als heiße Luft verdampft, in politischer Besserwisserei oder im parteipolitischen Nachplappern; auch nicht im lauwarmen Wasser, das keine wirkliche Erfrischung bringt, in langweiligen Belanglosigkeiten oder Allerweltsweisheiten; in Wechselbädern, bei denen Besucher fragen „Wo ist denn nun das Wasser des Lebens?“

Das „Gute“, der Maßstab christlicher und kirchlicher Existenz, ist und bleibt der froh- und neumachende Glaube an das Evangelium von Jesus Christus, das in kirchlichen Heilbädern als Geschenk Gottes entdeckt werden kann.

Ein Tropfen von diesem lebendigen Wasser kann den Durst nach Sinn und Liebe, nach Versöhnung und Frieden stillen, so dass aus Besuchern Begeisterte werden, die ihre Verantwortung vor Gott und dem Nächsten, vor der Vergangenheit, der Mitwelt und Nachwelt mutig im Geiste Jesu Christi wahrnehmen – auch für ein „besseres“ Miteinander in allen anderen Bädern dieser Welt.

Burkhard Budde

Gute Mutter

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Von Burkhard Budde

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Suche gute Mutter 

Eine „gute Mutter“ suchen? „Nicht nötig“, sagt ein selbstbewusster Mann, „ich habe bereits eine gute Mutter und wünsche ihr, dass sie in Würde alt wird.“ Und dann berichtet er, wie „Mama“ ihn in seiner Kindheit und Jugendzeit über Höhen hinweg und durch Täler hindurch begleitet habe. Die „beste Mama der Welt“, fügt er noch etwas schwärmerisch hinzu, habe nichts falsch gemacht; ihm vielmehr geholfen, immer selbstständiger, unabhängiger sowie erfolgreicher zu werden. Als er das Elternhaus wegen seines Berufes und der Familiengründung verließ, sei ihm mit auf den Weg gegeben worden: „Die Tür zu mir und deinem Vater bleibt immer offen, selbst wenn du einmal Mist bauen solltest.“

Andere Menschen, die von ihrer Mutter enttäuscht oder frustriert worden sind, reagieren auf die Frage nach einer „guten Mutter“ gleichgültiger, kritischer oder auch aggressiver: Sie bezeichnen ihre Mutter in der Rückschau offen oder hinter vorgehaltener Hand als „kontrollierende Glucke“, die ihnen keine Freiräume ließ, als „bevormundende Supernanny“, die aus ihnen ein „Superkid“ produzieren wollte, als „stolze Löwin“, die auch berechtigte Kritik an ihrem Sprössling nie erlaubte, als „distanzierte Rabenmutter“, die keine menschliche Zuneigung zeigte und nur an sich dachte, als „ungerechte Kuh“, die Lieblinge hatte und die anderen Kinder schlechter behandelte, als „graue Maus“, die nur nach der Pfeife des „cholerischen Erzeugers“ tanzte.

Am Muttertag, der jährlich am 2. Maisonntag gefeiert wird, und an die „Werke aller Mütter“ erinnern soll – so die Gründerin des ersten Muttertages, die unverheiratete und kinderlose Lehrerin Anna Jarvis aus West Virginia 1908, die zunächst an die Lebensleistung ihrer verstorbenen Mutter gedacht hatte -, müssen keine superguten oder superschlechten Noten verteilt werden. Jenseits heißer Schwärmerei und eiskalter Ignoranz sowie leerem Gerede und vorgespielter Gefühle, aber auch jenseits echter Gründe gibt es jedoch einen guten „Ur-Grund“ zur Dankbarkeit: die Bejahung der eigenen Geburt durch die Mutter. Und hoffentlich auch die Bejahung des Vaters.

Natürlich, die Mutter ist häufig in der Wahrnehmung vieler Kinder Mittelpunkt und Rückgrat der Familie sowie Vorbild und Taktgeberein der eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Aber gemischte Gefühle sind erlaubt, da Erinnerung und Deutung stets einen subjektiv ausgewählten Mix darstellen; die Suche nach einer „gerechten Beurteilung“ einer „guten Mutter“ nur Teilwahrheiten hervorbringen und durch eigene Interessen, Wahrnehmungskonflikte und Erinnerungslücken geprägt sein können.

Aber die „gute Mutter“ kann nichtsdestotrotz für wenigstens einen Menschen stehen, den jeder Mensch braucht, der sich wie eine „gute Mutter“, aber auch wie ein „guter Vater“, „guter Freund“, „guter Partner“ usw. verhält: der trotz allem menschlich ist und bleibt; der einen einzelnen Menschen annimmt wie er ist, damit er sich ändern kann; der Hilfe zur Selbsthilfe und Selbstkorrektur anbietet, der gegenseitige Achtung und gemeinsame Neuanfänge ermöglicht.

Manchmal reicht eine Rose aus, die blüht und duftet, aber auch Dornen haben kann. Oder ein Anruf, ein Brief, ein kleiner Fingerzeig, um positives Denken und Freude zu wecken. Vor allem um Dankbarkeit zu zeigen, ohne sich selbst eine Zacke aus der Krone zu brechen. Weil Dankbarkeit sinnstiftende und neumachende Kreise zieht – in einem Menschen selbst, aber auch in anderen Menschen mit und ohne Kinder.                                                        

Burkhard Budde

Dank an Joachim Gauck

Dank an Joachim Gauck

Dank an Joachim Gauck

EAK ehrt den Bundespräsidenten a.D.

Von Burkhard Budde

Bundespräsident a.D. Joachim Gauck (l.) und  Staatsminister a. D. Thomas Rachel

H- und Dank an Joachim Gauck

Bundespräsident a.D. wurde in Hannover geehrt

Echter Dank ist in der Politik Mangelware; vor allem wenn Neid und Eifersüchteleien, Ängste und Konkurrenzdenken sowie Gleichgültigkeit und Überheblichkeit herrschen. Ungeheuchelter und nicht instrumentalisierter Dank ist jedoch auch in der Politik keine schillernde Seifenblase, sondern ein kraftvoller Treibstoff, der das Vertrauen und den Zusammenhalt, das Miteinander und Füreinander stärkt.

Begründeten und aufrichtigen Dank gab es für Altbundespräsidenten Joachim Gauck, der am 30 April 2025 die „Hermann-Ehlers-Medaille“ des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK) erhielt. EAK-Vorsitzender und Staatssekretär a.D. Thomas Rachel MdB würdigte den „Bürgerpräsidenten mit klaren und mutigen Worten“ auf der 55. EAK-Bundestagung in Hannover im Rahmen eines Festaktes: „Sie haben als Christ in Kirche, Gesellschaft und Politik mit deutlichem Lebenszeugnis gewirkt und in Verantwortung vor Gott und dem Menschen Brücken gebaut.“ Seine früheren Erfahrungen in der DDR mit staatlicher Willkür, totalitärer Gängelung, Angst und Druck und Ohnmacht hätten den Pastor aus Rostock geprägt. Als Bundespräsident – als „erster Bürger des Landes“ – sei Gauck „einer von uns“ gewesen und habe auch Einzelschicksale im Auge gehabt. Mit einer „Kultur der Zuversicht“ würde Gauck auch weiterhin ein „Leben in Freiheit und Würde“ stärken.

In seiner Dankesrede ermutigte der „menschenzugewandte und wortgewandte Theologe“ (Thomas Rachel) zum „verwegenen Hoffen“, zur Nüchternheit, zur Verantwortung und zum „kräftigen Mut“.

Die Frucht des Glaubens sei die Hoffnung, selbst in einer Minderheitensituation. Vom Hoffen könnten Kräfte ausgehen, die niemand unterschätzen sollte – Kräfte, die man im Voraus nicht kenne, die jedoch Politik- und Handlungsfelder eröffneten.

Zur Nüchternheit gehöre es, die Träume vom Frieden mit Analysefähigkeit zu verbinden und demokratische Werte wie Freiheit robust zu verteidigen und „nicht auf Hoffnung zu warten“. Sicherheit gebe es nicht mit weniger Polizei und mehr Pfarrern und Therapeuten. Die Gegenwart des Bösen dürfe nicht verborgen bleiben; die Wirklichkeit gelte es, wahr- und ernstzunehmen.

Dem Gedankten war zudem die Verantwortung als „Freiheit des Erwachsenen“ wichtig. Nicht nur die Freiheit von Unterdrückung, sondern auch die Freiheit für etwas und zu etwas, die Mühe und Anforderung bedeute, aber die Tür zum nachhaltigen Glück öffne.

Der CDU empfahl der Bundespräsident a.D., nicht die „konservativen“ Menschen zu vergessen, die Bewahrenswertes bewahren sowie Schützenswertes geschützt wissen wollten, ohne die eigene Würde zu verlieren. Und den Regierenden gab er „entschlossenes Regieren“, erkennbare Handlungs- und Analysefähigkeit mit auf den Weg, um sich nicht von Problemen überrollen zu lassen.

Vor allem plädierte Joachim Gauß zum „kräftigen Mut“ angesichts einer „Kultur des Frustes“, weil es ein „Potential des Gelingens“ in einem freien Land mit freien Bürgern gebe: „Ich war glücklich, als ich das erkannte.“ Und dankbar.

Burkhard Budde

Der neugewählte Bundesvorstand des EAK.

Thomas Rachel MdB wurde erneut zum Bundesvorsitzenden gewählt. Der Dürener Bundestagsabgeordnete und Sprecher für Kirchen und Religionsgemeinschaften der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist auch Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Als stellvertretende EAK-Bundesvorsitzende wurden die ehemalige Thüringische Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, David Müller (Baden-Württemberg), Dr. Burkhard Budde (Niedersachsen), Henning Aretz, sowie die Bayerische Landtagsabgeordnete und EAK-Landesvorsitzende, Barbara Becker MdL, gewählt.
Als Beisitzer wurden gewählt: Sandra Gockel MdL (Sachsen), Hanna-Lena Perneck (Niedersachsen), Dr. Michael Franz (Saarland), Hans-Jürgen Hopf (Bayern), Christoph Waffenschmidt (Berlin-Brandenburg), Prof. Dr. Wolfgang Merbach (Sachsen-Anhalt), Katja Knoche (NRW), Dr. Maximilian Willner (Hamburg), Sigrid Grönert MdBB (Bremen), Staatssekretärin Sabine Kurtz MdL (Baden-Württemberg), Anette Röttger MdL (Schleswig-Holstein), Friedemann Schwarzmeier (Rheinland-Pfalz), Johannes Selle (Thüringen), Tobias Utter MdL (Hessen), Helga Schuhmann-Weßollek (NRW) und Frieder Weinhold (Mecklenburg-Vorpommern).

 

Zu Beginn der EAK-Veranstaltung gab es eine Andacht, die Pastor Dirk Heuer (l.) und Pastor Dr. Burkhard Budde hielten

Delegierte des EAK Niedersachsen.

Begegnung mit dem Joachim Gauck.