
Gutes Vertrauen
Auf ein Wort
Suche gutes Vertrauen
Von Burkhard Budde

Auf ein Wort
Suche gutes Vertrauen
Einem Präsidenten vertrauen? Oder lieber dem neuen Papst? Oder nur einem Menschen Vertrauen schenken, den man wirklich gut kennt, zum Beispiel der Mutter, dem Vater, dem Bruder, der Schwester, dem Freund, dem (Ehe-) Partner?
„Trau, schau, wem!“ gab eine 95jährigen Großmutter ihren Kindern und Enkelkindern mit auf den Lebensweg. Und warnte mit dieser alten Weisheit vor einem blinden und naiven Vertrauen. Denn keiner sollte einem unehrlichen Rattenfänger auf den Leim gehen, sich täuschen und in die Irre führen lassen.
Auch der Hochschullehrer Hoffmann von Fallersleben (1798 bis 1874) wollte mit seinem Gedicht „Trau, schau, wem!“ die Augen der Menschen öffnen, damit sie nicht auf den Klang schöner Worte hereinfielen, sich blenden ließen und vor falschen Autoritäten auf die Knie gingen. Die Menschen sollten lieber wachsam sein, selber denken und sich nicht von „Winden“ (von „Schlingpflanzen“), von Schmeichlern und Anpassern das kritische Denken durch blinden Gehorsam, falsche Selbstsicherheit oder unehrliche Worte ersticken lassen: „Die Winde sprach zur Fliege: Komm zu mir in‘s Haus, Es ist bei mir gut wohnen, Komm, schlaf und ruh dich aus.“
Die Botschaft der Fabel hat bleibende Bedeutung: Pass auf, dass du nicht zur „Fliege“ wirst, indem du „Schlingpflanzen“ vertraust – falschen Freunden und falschen Führern mit ihren warmen, aber tatsächlich zerstörerischen Worten; mit ihren einladenden, aber tatsächlich ausgrenzenden Geschichten; mit ihren fürsorglichen, aber tatsächlich verachtenden Versprechungen! Und du am Ende nur bitter enttäuscht wirst, ein böses Erwachen erlebst, eine heimtückische Falle.
Aber mit zu viel Misstrauen kann ein notwendiges sehendes und begründetes Vertrauen zerstört werden. Wer ständig argwöhnisch die Flöhe husten hört und überall Gespenster sieht, die es böse mit ihm meinen sowie sich von Souffleusen seiner Neid- und Minderwertigkeitsgefühle bestimmen lässt, entwickelt Ängste und feindselige Gefühle, die auf Dauer seine Seele vergiften und ihn gemeinschaftsunfähig machen. Übertriebenes und unbegründetes Misstrauen erschwert das Zusammenkommen, das Zusammensein und das Zusammenbleiben, den sozialen und solidarischen Zusammenhalt. Ohne Vertrauen – ohne die Mischung aus Wissen und Nichtwissen – , sowie ohne einen Vorschuss an Vertrauen kann ein Miteinander nicht gelingen. Denn wer zum Beispiel würde sich sonst in die Hände eines Arztes begeben und operieren lassen?! Und im Tal der Tränen, im Nebel der Sinnlosigkeit, im Sumpf der Ohnmacht, am Abgrund des Seins, aber auch im normalen Alltag ist Vertrauen besonders gefragt.
Doch aufbauendes Vertrauen fällt nicht vom Himmel. Es wächst durch das Vertraute, wenn Menschen z.B. zuverlässig, aufrichtig, verschwiegen und hilfsbereit sind. Und zum Fremdvertrauen gehört das Selbstvertrauen, weil sich sonst der Vertrauende nicht einem anderen Menschen öffnen würde, auch wenn das Vertrauen stets ein Wagnis bleibt.
Der Schlüssel zu einem erfüllten und glücklichen Leben in Liebe und Verantwortung ist und bleibt das Vertrauen, dass durch das Gottvertrauen letzte Geborgenheit und letzten Sinn erfährt. Und gleichzeitig die Möglichkeit schenkt, Halbgöttern in Politik und Gesellschaft sowie im Nahbereich zu misstrauen und zu widerstehen.
Burkhard Budde