Nikolaus

Nikolaus

Moment mal

Nikolaus

Von Burkhard Budde

Nikolaustag

Verkehrte Welt?

Am Nikolaustag, am 6. Dezember, kann die Welt aus den Fugen geraten. Der „Nikolaus“ (griechisch „Sieger des Volkes“) provoziert „verkehrte Welt“. Er fragt, ohne gefragt zu sein, ob Menschen „brav und fromm“, barmherzig und gerecht, verantwortungsbewusst und vernünftig (gewesen) sind. Oder ob sie (weiter) zugeknöpft bleiben wollen, selbstgenügsam, selbstgerecht, selbstsüchtig und selbsterhöht.

Der alte Nikolaus mit seinem faltigen Gesicht und seiner tiefen Stimme, seinem Vollbart und seinem roten Mantel, seinem Sack, dem Notizbuch und der Rute ließ Kinder erschaudern und zittern. Und Erwachsene ängstlich schmunzeln.

Der neue Nikolaus ist anders. Er ist ein Sympathie- und Symbolträger allgemeiner Menschlichkeit und konkreter Nächstenliebe im Vertrauen auf Gottes überraschendes Wirken in allen Ungewissheiten. Er verkörpert Weisheit und Vernunft, persönliche Verantwortung im Rahmen des Möglichen und Nötigen. Er will anderen Menschen Freude bereiten und lädt sie zu einem menschlichen Blick- und Kurswechsel ein.

Wahrscheinlich ist der historische Nikolaus um das Jahr 270 in der Hafenstadt Myra in Kleinasien geboren. Er wurde Priester und Abt eines Klosters, pilgerte ins Heilige Land und wurde nach seiner Rückkehr Bischof. Während der Christenverfolgung des Kaisers Galerius um 310 wurde er gefoltert, blieb aber seinem Glauben treu.

Für Nikolaus wurden zwei politisch-kirchliche Weichenstellungen wichtig:

Das Toleranzedikt von Mailand durch den neuen Kaiser Konstantin im Jahre 313 ermöglichte völlige Religionsfreiheit und die Gleichberechtigung des Christentums  und führte zur Abschaffung des heidnischen Staatskultes.

Das Konzil zu Nicäa im Jahre 325, zu dem der Kaiser 280 Bischöfe für neun Wochen in seinen Sommerpalast eingeladen hatte, verhinderte eine Spaltung der Kirche, indem der Kaiser das Ergebnis des Konzils zum Reichsgesetz erhob. Der Priester Arius hatte die Auffassung vertreten, dass Christus nicht ewig sei, da er von Gott nicht gezeugt, sondern nur geschaffen sei. Der orthodoxe Patriarch Athanasius war wie Nikolaus der Überzeugung, dass Christus „wesensgleich mit Gott“ sei – ein bis heute gültiges Glaubensbekenntnis.

Nach Myra zurückgekehrt, starb Nikolaus an einem 6. Dezember um das Jahr 342.

Seine Botschaft hat bleibende Bedeutung: Die „verkehrte Welt“ kann durch die Haltung des Glaubens und der Liebe, der Vernunft und Verantwortung gerade gerichtet werden. Man muss wohl dem Nikolaus nur im eigenen Herzen und in der eigenen Welt begegnen.

Burkhard Budde

Aus dem Buch: Burkhard Budde, „Inspirationen für Gegenwart und Zukunft. Kleines Kompendium christlichen Wissens“, Verlag Books on Demand, Preis 11,99 Euro. Das Buch kann in jeder Buchhandlung oder auch im Internet bestellt werden.

 

Faszination Stern

Faszination Stern

Moment mal

Faszination Sterne

Von Burkhard Budde

Moment mal

Faszination Sterne 

Der Griff nach den Sternen geht häufig ins Leere. „Sterne“, die die absolute Herrschaft an sich reißen wollen, weil sie sich im alleinigen Besitz der Wahrheit wähnen, verglühen schneller als sie aufgegangen sind. Nach diesen Sternen, die gerne mit hohlem Pathos ihrer kurzsichtigen Weltanschauung leuchten und sich gerne im warmen Licht ihres geblendeten Publikums baden, kräht nach kurzer Zeit kaum noch ein Hahn.

Wichtiger für ein glückliches Leben in freier Selbstbestimmung und im sozialen Miteinander sind jedoch andere Sterne, die in der einsamen Nacht der Bedrängnis und eisiger Kälte zur Stelle sind, Wegweisung und Orientierung, Wärme und Hilfe bieten und über sich selbst hinausweisen.

Zwei Menschen suchten „Leuchttürme“. In sternklarer Nacht saßen sie auf einer Parkbank und beobachteten das Himmelszelt mit Millionen funkelnder Sterne. Ihre Seelen wurden zärtlich berührt. Sie verspürten einen geheimnisvollen Glanz in ihrem Inneren. Sie öffneten ihre Herzen, ohne dabei den Kopf zu verlieren. Sie staunten gemeinsam über die Unendlichkeit und Offenheit, die Tiefe und Weite, die Unerreichbarkeit sowie über die ständige Bewegung nach allen Seiten und Richtungen.

Ist ein solches Erlebnis nur ein Feuerwerk der Gefühle, das schnell wieder verschwindet? Oder nur ein emotionales Blitzlichtgewitter ohne Bedeutung für den Alltag?

Aus dem Staunen über die „Faszination Sterne“ kann jedoch auch Demut und Mut entstehen, aus Ergriffenheit das Ergreifen von Klugheit und Verantwortung.

Der Leitstern der Weisheit Gottes kann in  besonderer Weise der Sehnsucht nach Geborgenheit und Sinn auf die Sprünge helfen: Das Wissen aller Sterne und das Wissen über alle Sterne ist endlich und ersetzt nicht die Frage nach dem letzten Sinn. Und die „Lampen“ (so die Bibel), die sich auf der Achterbahnfahrt der Macht befinden, bleiben nicht immer ganz oben, gehen wie Sterne eines Tages unter und werden durch neue ersetzt. Die Bibel empfiehlt deshalb: Verlass dich lieber auf den „Stern von Bethlehem“, der auf die Geburt Jesu hingewiesen hat. Und damit auf ein Lebensmodell, vor dem Schöpfer auf die Knie zu gehen, um von ihm selbst wieder aufgerichtet zu werden. So dass Gott- und Christusvertrauende auf Augenhöhe mit menschlichen Sternen weiterleben können. 

Burkhard Budde

Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 3.12.2022 in der Kolumne „Moment mal“

Gerne Warten

Gerne Warten

Moment mal

Gerne Warten

Von Burkhard Budde

Moment mal

Gerne Warten

Manche haben starke Nerven: Sie sitzen geduldig beim Arzt, bis sie an der Reihe sind. Oder sie liegen zuversichtlich in ihrem Bett, bis ihre Angehörigen sie besuchen.

Andere haben ein dünnes Nervenkostüm: Unruhig warten sie auf den verspäteten Zug. Oder zappelig in der langen Schlange vor der Kasse des Supermarktes. Wenn ihre „Engelsgeduld“ auf die Probe gestellt wird, kann ihr Geduldsfaden schnell reißen.

Wieder andere dösen in einer Übergangszeit vor sich hin, bis sich der Gefühlsstau wie von selbst auflöst. Oder sie lassen sich auf „bessere Zeiten“ vertrösten und werden apathisch.

Ist das Warten immer eine „ewige Warterei“, sinnlose Zeitverschwendung?  Oder „tierische Quälerei“, die Seele, Körper, Geist und Beziehungen langsam vergiftet?

„Ich warte gern“, erzählt eine junge Frau, die es sich auf der Bank eines Parks mit einem Buch bequem gemacht hat, „weil ich weiß, dass mein Freund seine Zusage einhält und kommen wird.“ Vielleicht ist das eine Möglichkeit, die Wartezeit positiv zu füllen: Mit positivem Denken sowie – beispielsweise – mit einer spannenden Lektüre, einer Zeitung, einem Gespräch, einem Handyspiel oder Denksportaufgaben.

Auch beim Warten auf Gottes Wirken in der und für die Welt brauchen Gläubige nicht selten einen langen Atem sowie Zuversicht und Achtsamkeit. Gott ist nicht zu haben wie ein Gegenstand, der schnell aus dem Hut gezaubert werden kann. Es lohnt sich jedoch, auf Gott ernsthaft zu warten – z.B. mit Hilfe eines geistlichen Konzert- oder Gottesdienstbesuches. Und dann beim Warten mit dem Geist Gottes zu rechnen, der neue Innenräume des Lebens erschließt, indem er zugleich von Weltflucht und Weltvergötterung befreit und in die persönliche Verantwortung ruft, damit die Vernunft zugleich vernünftig und menschlich bleibt.

Der souveräne Gott der Bibel ist für Überraschungen gut, kann seine Freunde selbst verändern und sie zu verantwortungsbewusstem

Warten, zu mutigen Taten in Gelassenheit und Besonnenheit  befähigen – erfüllt von der Vorfreude auf einen „neuen Himmel“ und eine „neue Gerechtigkeit“.

Burkhard Budde

Veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 26.11.2022 in der Kolumne „Moment mal“

Tipps

Tipps

Neues Buch

Geschenk- und Lesetipps

Inspirationen und Denkanstöße,

Wissen und Glauben

Lesetipps-Geschenktipps

im neuen Gemeindebrief 

Im neuen Gemeindebrief der Luthergemeinde Bad Harzburg (Dezember 2022 bis Februar 2023) sind Lesetipps und Geschenktipps veröffentlicht.

Der Gemeindebrief gibt auch eine Empfehlung im Blick auf das neue Buch „Inspirationen für Gegenwart und Zukunft – Kleines Kompendium christlichen Wissens“, das im Internet sowie in jeder Buchhandlung zum Preis von 11, 99 Euro bestellt werden kann.

Ein Tipp für das Weihnachtsfest, aber auch für Geburtstage und Jubiläen oder für ein Mitbringsel besonderer Art.

 

Ewiges Licht

Ewiges Licht

Moment mal

Ewiges Licht

Von Burkhard Budde

Moment mal

Ewiger Lichtblick 

Ein Licht ist erloschen – unwiderruflich und unumkehrbar. Das geliebte Licht hat aufgehört zu leuchten, zu erhellen und zu erwärmen. Das liebende Licht fehlt, zunehmende Kälte und Einsamkeit bedrücken und bedrängen die Seele. Hat die zerstörerische Macht der Finsternis über ein einmaliges Lebenslicht gesiegt?

Der Tod ist manchmal wie ein Terrorist, der dem Licht sein Glück, seine Freude und seine Wahrheit nicht gönnt, deshalb das Leben zerstört. Will diese Finsternis selbst herrschendes Licht sein?

Manchmal ist der Tod aber auch wie ein Befreier, der das quälende und ohnmächtige Leiden eines Lichtes verspürt und mitleidet. Und Verständnis für die Sehnsucht des Lichtes nach Erlösung hat.

Einem Mitmenschen, der sein Leben liebt und dennoch oder gerade deshalb über den Tod nachdenkt, wird bewusst, dass der Tod auch wie ein Lehrer sein kann: Zum Menschen gehören seine Geschaffenheit und Vergänglichkeit, seine Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit, aber auch seine Schuldfähigkeit und Verantwortlichkeit.

Da kennt der Tod als „Gleichmacher“ keine Ausnahme: Keiner sollte sich einbilden, dass er allmächtiger und alleiniger Eigentümer seines Lebens ist, einen Blankoscheck auf ein grenzenloses und bedingungsloses Leben hat. Das gilt auch für Lichtgestalten, die andere hinters Licht führen. Für Lästermäuler, die im Zwielicht Frechheiten und Halbwahrheiten verbreiten. Für Zauberer, die lichtvolle Erklärungen aus dem Hut zaubern, um ihre leere Dunkelheit zu füllen. Für Hohepriester, die ihre bösen Taten im Schatten des Guten verbergen, damit Düsteres nicht ans Licht kommt.

Aber das ist kein Trost für eine verzweifelte Seele. Kann ihr, die um ihr erloschenes Licht trauert, ein neues Licht aufgehen? Vielleicht durch einen Mitmenschen, der wie eine Lichtquelle Wärme und Geborgenheit, Verständnis und Hilfe schenkt? Oder können in ihrer Trauer, durch ihre Risse und Brüche, Lichtstrahlen leuchten? Vielleicht Strahlen eines Gottes, der das Licht geschaffen hat, der den eigentlichen Sinn eines Lebens kennt? Der seine barmherzigen Lichtstrahlen im Glauben an Jesus Christus erfahrbar macht? Oder „einfach“ in einem Gebet: „In mir ist es dunkel. Aber bei dir ist ewiges Licht. Schenk mir doch  nur einen Lichtstrahl, eine kleine Gewissheit, dass mein Verstorbener in deinem Licht lebt. Damit ich beherzt weinen, aber auch wieder lachen, glauben und leben kann.“ So ein Trauernder, der sich wie ein flackerndes Licht fühlt, aber die Geburt eines Lichtes erlebt – erfährt einen hoffnungsvollen Lichtblick auf ewiges Leben.

Burkhard Budde

Veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 19.11.2022 in der Kolumne „Moment mal“ und im Wolfenbütteler Schaufenster in der Region Wolfenbüttel am 20.11.2022 in der Kolumne „Auf ein Wort“

Geöffnete Tür

Geöffnete Tür

Moment mal

Geöffnete Tür

Von Burkhard Budde

Moment mal

Von Innen geöffnet 

Bleibt die Tür verschlossen? Die Frau, deren Mann gestorben ist, wirkt untröstlich. Sie sitzt wie vor einer verschlossenen Tür und weint. Sie erlebt, dass diese Tür keine Drehtür ist – ihr Mann wird nicht zurückkehren. Und dass es offenbar keine Hintertüren gibt– dass es für das Leiden unter der Endgültigkeit und Ohnmacht keine Zufluchtsstätten gibt. So häufig sie auch klopft und trommelt, schweigt und lauscht, nach dem Sinn fragt, zweifelt, klagt oder verstummt, die innere Leere, aber auch die Gedanken an das leere Zimmer kann sie nicht mehr los werden. Und sie empfindet Schmerz, wenn sie die reale Haustür sieht, durch die ihr Mann sonst in das Haus gekommen ist.

Ist gegen den Tod, der Angst und Schrecken verbreitet, kein Kraut gewachsen? Kein Geld, keine Macht, kein Ruhm kann verhindern, dass der Tod plötzlich wie ein ungebetener Fremder durch die Tür des Lebens kommt.

Kann eine tief traurige Seele wirklich keinen echten Trost finden? Ist die verstorbene Seele – eine geliebte Person – auf ewig verloren? Oder doch unsterblich? Weil sie in die Welt der Seligen eingetreten ist? Sich in der Welt der Götter auf Wanderschaft befindet? Sich in einen anderen Körper verwandelt hat? In den Kreislauf der Natur zurückgekehrt ist?

Eine Perspektive kann jedoch bei allen Fragen, die sich nach Antworten sehnen, die Stahltür des Schreckens und der Angst einen Spalt öffnen.

Manche Christen erinnern sich: Ausgerechnet Jesus, der sich am Abend vor seiner Hinrichtung im Garten Gethsemane aufhielt, hatte furchtbare Todesangst. Er will nicht qualvoll sterben und einen schändlichen Tod erleben müssen. Und kämpft mit sich und Gott, bis er seinen Leidensweg annehmen kann, ohne zu flüchten oder seinen Häschern aggressiv zu begegnen. Warum? Weil er Gottvertrauen geschenkt bekommen hat, trotz allem mit Gott – mit „Abba“ („Papa“) – rechnete, dennoch auf tieferen Sinn in der Sinnlosigkeit hoffte, auf neues Leben im Tod.

Wenn Jesus Christus der Türöffner zu diesem mitleidenden Gott ist, dann kann sein schöpferischer Geist die verschlossene Tür des Vertrauenden von innen öffnen. Und Trauende trösten und neue Zuversicht schenken.

Burkhard Budde

Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 12.11.2022 in der Kolumne „Moment mal“ und im Wolfenbütteler Schaufenster in der Region Wolfenbüttel am 13.11. 2022 in der Kolumne „Auf ein Wort“