Moment mal

Gerne Warten

Von Burkhard Budde

Moment mal

Gerne Warten

Manche haben starke Nerven: Sie sitzen geduldig beim Arzt, bis sie an der Reihe sind. Oder sie liegen zuversichtlich in ihrem Bett, bis ihre Angehörigen sie besuchen.

Andere haben ein dünnes Nervenkostüm: Unruhig warten sie auf den verspäteten Zug. Oder zappelig in der langen Schlange vor der Kasse des Supermarktes. Wenn ihre „Engelsgeduld“ auf die Probe gestellt wird, kann ihr Geduldsfaden schnell reißen.

Wieder andere dösen in einer Übergangszeit vor sich hin, bis sich der Gefühlsstau wie von selbst auflöst. Oder sie lassen sich auf „bessere Zeiten“ vertrösten und werden apathisch.

Ist das Warten immer eine „ewige Warterei“, sinnlose Zeitverschwendung?  Oder „tierische Quälerei“, die Seele, Körper, Geist und Beziehungen langsam vergiftet?

„Ich warte gern“, erzählt eine junge Frau, die es sich auf der Bank eines Parks mit einem Buch bequem gemacht hat, „weil ich weiß, dass mein Freund seine Zusage einhält und kommen wird.“ Vielleicht ist das eine Möglichkeit, die Wartezeit positiv zu füllen: Mit positivem Denken sowie – beispielsweise – mit einer spannenden Lektüre, einer Zeitung, einem Gespräch, einem Handyspiel oder Denksportaufgaben.

Auch beim Warten auf Gottes Wirken in der und für die Welt brauchen Gläubige nicht selten einen langen Atem sowie Zuversicht und Achtsamkeit. Gott ist nicht zu haben wie ein Gegenstand, der schnell aus dem Hut gezaubert werden kann. Es lohnt sich jedoch, auf Gott ernsthaft zu warten – z.B. mit Hilfe eines geistlichen Konzert- oder Gottesdienstbesuches. Und dann beim Warten mit dem Geist Gottes zu rechnen, der neue Innenräume des Lebens erschließt, indem er zugleich von Weltflucht und Weltvergötterung befreit und in die persönliche Verantwortung ruft, damit die Vernunft zugleich vernünftig und menschlich bleibt.

Der souveräne Gott der Bibel ist für Überraschungen gut, kann seine Freunde selbst verändern und sie zu verantwortungsbewusstem

Warten, zu mutigen Taten in Gelassenheit und Besonnenheit  befähigen – erfüllt von der Vorfreude auf einen „neuen Himmel“ und eine „neue Gerechtigkeit“.

Burkhard Budde

Veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 26.11.2022 in der Kolumne „Moment mal“