Moment mal

Ewiges Licht

Von Burkhard Budde

Moment mal

Ewiger Lichtblick 

Ein Licht ist erloschen – unwiderruflich und unumkehrbar. Das geliebte Licht hat aufgehört zu leuchten, zu erhellen und zu erwärmen. Das liebende Licht fehlt, zunehmende Kälte und Einsamkeit bedrücken und bedrängen die Seele. Hat die zerstörerische Macht der Finsternis über ein einmaliges Lebenslicht gesiegt?

Der Tod ist manchmal wie ein Terrorist, der dem Licht sein Glück, seine Freude und seine Wahrheit nicht gönnt, deshalb das Leben zerstört. Will diese Finsternis selbst herrschendes Licht sein?

Manchmal ist der Tod aber auch wie ein Befreier, der das quälende und ohnmächtige Leiden eines Lichtes verspürt und mitleidet. Und Verständnis für die Sehnsucht des Lichtes nach Erlösung hat.

Einem Mitmenschen, der sein Leben liebt und dennoch oder gerade deshalb über den Tod nachdenkt, wird bewusst, dass der Tod auch wie ein Lehrer sein kann: Zum Menschen gehören seine Geschaffenheit und Vergänglichkeit, seine Unvollkommenheit und Fehlerhaftigkeit, aber auch seine Schuldfähigkeit und Verantwortlichkeit.

Da kennt der Tod als „Gleichmacher“ keine Ausnahme: Keiner sollte sich einbilden, dass er allmächtiger und alleiniger Eigentümer seines Lebens ist, einen Blankoscheck auf ein grenzenloses und bedingungsloses Leben hat. Das gilt auch für Lichtgestalten, die andere hinters Licht führen. Für Lästermäuler, die im Zwielicht Frechheiten und Halbwahrheiten verbreiten. Für Zauberer, die lichtvolle Erklärungen aus dem Hut zaubern, um ihre leere Dunkelheit zu füllen. Für Hohepriester, die ihre bösen Taten im Schatten des Guten verbergen, damit Düsteres nicht ans Licht kommt.

Aber das ist kein Trost für eine verzweifelte Seele. Kann ihr, die um ihr erloschenes Licht trauert, ein neues Licht aufgehen? Vielleicht durch einen Mitmenschen, der wie eine Lichtquelle Wärme und Geborgenheit, Verständnis und Hilfe schenkt? Oder können in ihrer Trauer, durch ihre Risse und Brüche, Lichtstrahlen leuchten? Vielleicht Strahlen eines Gottes, der das Licht geschaffen hat, der den eigentlichen Sinn eines Lebens kennt? Der seine barmherzigen Lichtstrahlen im Glauben an Jesus Christus erfahrbar macht? Oder „einfach“ in einem Gebet: „In mir ist es dunkel. Aber bei dir ist ewiges Licht. Schenk mir doch  nur einen Lichtstrahl, eine kleine Gewissheit, dass mein Verstorbener in deinem Licht lebt. Damit ich beherzt weinen, aber auch wieder lachen, glauben und leben kann.“ So ein Trauernder, der sich wie ein flackerndes Licht fühlt, aber die Geburt eines Lichtes erlebt – erfährt einen hoffnungsvollen Lichtblick auf ewiges Leben.

Burkhard Budde

Veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 19.11.2022 in der Kolumne „Moment mal“ und im Wolfenbütteler Schaufenster in der Region Wolfenbüttel am 20.11.2022 in der Kolumne „Auf ein Wort“