Journalismus

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Moment mal

Qualitätsjournalismus

Von Burkhard Budde

Ich freue mich, dass der folgende Leserbrief anlässlich des 75jährigen Jubiläums der F.A.Z.

am 5.11.2024 in der F.A.Z. veröffentlicht worden ist.

Er bezieht sich auf einen Leitartikel von Jürgen Kaube, einer von vier F.A.Z. Herausgebern, vom 1.11.2024.

Zum Glück gibt es in der deutschen vielfältigen Medienlandschaft 

– trotz vielfältiger aktueller Herausforderungen und Schrumpfungsprozesse  – 

noch weitere publizistische Produkte, die sich dem Qualitätsjournalismus verpflichtet haben.

Ihr und Euer

Burkhard Budde

Nicht nur am 11.11.

Nicht nur am 11.11.

Auf ein Wort

Nicht nur am 11.11. um 11 Uhr

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Nicht nur am 11.11.  

Am 11.11. um 11.11 Uhr feiern Narren den Beginn des Faschings. Wäre die Welt anders, wenn es keine „närrische Zeit“ gäbe – noch trauriger, humorloser, orientierungsloser, zukunftsloser?

Wenn nur noch selbstgerechte Meckerziegen an fürstlich gedeckten Tischen des Lebens sitzen würden, die sich über die Leckerbissen beschwerten und andere Geschöpfe von ihren Futtertrögen wegschubsten und sie an Katzentische verbannten.

Wenn nur noch mächtige Elefanten mit ihren Allmachtsträumen im Supermarkt des Lebens das alleinige Sagen hätten sowie das Porzellan des Mit- und Feingefühls und der Menschlichkeit zertrampelten?

Wenn nur noch giftige Schlangen  mit ihren heuchlerischen Häutungen die Oberhand hätten und Lügen als süße Wahrheiten verkauften, aber in Wirklichkeit nur an eigene Interessen dächten?

Und störrische Esel  mit ihrer Dummheit und Trägheit Ziegen, Elefanten und Schlangen auf den Leim gingen?

Die Narrenzahl 11, seit dem Mittelalter die Zahl der Narren, kann Mut machen: Alle Menschen sind Geschwister und stehen wie 1 und 1 gleichwertig und einträchtig nebeneinander, sind vor dem Gesetz gleich, haben eine angeborene Würde, die sie nicht verlieren. Alle Menschen sind jedoch auch Gefährdete, weil die  11 als Primzahl – wie manche glaub(t)en – außerhalb der göttlichen Ordnung – der 10 Gebote – steht.

Doch die Narrenkappe kann schwärmerischen Übermut, abgehobenen Hochmut und falsche Demut überwinden helfen. Die Kopfbedeckung der Narren nimmt zeichenhaft vorweg, was noch kommen soll: Gleichheit und Eintracht, Vielfalt und Einheit, Freiheit und Toleranz, Frieden und Gerechtigkeit. Die „Kapp“, die vor Heimatlosigkeit schützt und Sehnsüchte verbirgt, kündigt zugleich Offenheit und Veränderung an.

Wenn es den Narren nicht geben würde, müsste man ihn erfinden. Wie Till Eulenspiegel („Dil“) damals seinen Mitmenschen den Spiegel der Wahrheit („Speigel“) vor Augen gehalten hat, um sie zu öffnen, können noch heute Narren, wirken: Sich selbst und andere von Augenwischerei der Doppelmoral und Spießigkeit, des Größenwahns und der Selbstsucht zu befreien, vor allem von dem Selbstbetrug, als wenn ein Mensch – auch kein Diktator – ewig leben würde.

Das Leben eines jeden Menschen bleibt geschaffen und einmalig, begrenzt und endlich, deshalb zu kostbar und zu wertvoll, ohne „verkehrende“ Späße und belebenden Humor seine Tage zu zählen. Mit spitzer Zunge können gespaltene Zungen „eitler Affen“ offenbar werden. Mit der Feder einer Eule („Ule“) können der Staub der Denkfaulheit und Unbeweglichkeit abgewischt („abgeult“) werden. Und mit den Augen einer Eule können Informationen zu Erkenntnissen, Erkenntnisse zu Weisheiten und diese zur Menschlichkeit werden.

Einem hochnäsigen „Korinthenkacker“, der „quarkte“, wenn er auf seiner selbstgerechten Besserwisserei herumritt,  hat der damalige Spaßvogel wohl den nackten Po als „Wertschätzung“ seiner Kleinlichkeit und Humorlosigkeit gezeigt. Der weise Narr unserer Tage überlegt, ihm eine lange Nase zu drehen, damit er nicht mit seiner Hybris auf die Nase fällt. Und zwar nicht nur am 11.11..

Burkhard Budde  

Reformation

Reformation

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Das Herz im Herzen

Von Burkhard Budde

Zum Reformationsfest

Das Herz im Herzen 

Kann Gott das Herz eines Menschen neu zum Schlagen bringen?

Hat das reformatorische Erbe eine Chance, eine stürmische Gegenwart zu verändern und an einer Zukunft in Geborgenheit und Zuversicht mitzuwirken? 

Wird der reformatorische Ruf „Allein“ auf dem Marktplatz der Sinnangebote und Religionen  sowie der wachsenden Gleichgültigkeit überhaupt noch gehört? Doch der zugleich eindeutige und zum Nachdenken einladende Ruf bleibt hörbar, ohne andere Überzeugungen und Erfahrungen zu missachten: 

 „Allein die Schrift“ („Sola scriptura“) kann einen Zugang zur Quelle neuen Lebens schaffen?!

Die Botschaft der Bibel kann geistliche Quelle, aber auch ethischer Kompass und normative Instanz christlicher und kirchlicher Existenz sein. 

„Allein durch Gnade“ („Sola gratia“) wird die  geistliche Quelle entdeckt und real?!

Es ist ein Geschenk des Geistes Gottes, sich in dem mitleidenden und selbstleidenden Gott geborgen zu wissen, sich vor dem freien und freimachenden Gott verantworten zu müssen und durch den barmherzigen und liebenden Gott auf Erlösung und Vollendung zu hoffen. 

„Allein durch den Glauben“ („Sola fide“) sollen entleerte und leere Hände aus dieser Quelle neue Gewissheit und neue Zuversicht schöpfen können?!

Der Glaube als feste Zuversicht ist für betende und hörende Gottvertrauende das lebendige Gefäß, um aus der unsichtbaren Quelle zu schöpfen und neues Leben zu finden. 

 „Allein Christus“ („Solus christus“) kann das Wasser wahren Leben, die vorauseilende, schöpferische und versöhnende Liebe, erfahrbar machen?!

Der Glaube an Jesus Christus eröffnet einen Zugang zum tragenden sowie froh- und neumachenden Wasser des Lebens, das im Meer des Lebens Kreise liebender Vernunft zieht. 

„Allein aus Liebe“ („Sola caritatis“) wird neues Leben mitten im alten Leben möglich – in Dankbarkeit und Demut, im Vertrauen und in Vernunft, in Verantwortung und in Leidenschaft. 

Dieser unverdienbare und unverdiente Herzschlag kennt selbst am Ende eines sichtbaren Lebens  nur einen schöpferischen Neuanfang. Nicht Angst und Gleichgültigkeit, Verlogenheit und Neid, Gier und Hochmut, Unvernunft und Unglaube  haben das letzte Wort, sondern das Herz im Herzen  – Gott selbst  als der Freie und Souveräne, als  Urheber und Sinngeber allen Lebens schenkt letzte Geborgenheit und letzten Sinn. Er ist der Herzschlag ewigen Lebens, ohne Anfang und ohne Ende – das Herz im Herzen.

Burkhard Budde

Moderner Mensch

Moderner Mensch

Moment mal

Moderner Mensch

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Ein moderner Mensch 

Kann ein moderner Mensch eine religiöse Person sein – vielleicht ohne es zu wissen?

In einem Gespräch erzählte ein Mann, wie es zur Versöhnung mit seiner Tochter gekommen war. Nach einer langen Funkstille hatte es auf Vermittlung eines Freundes eine faire Aussprache gegeben. Viele Missverständnisse konnten ausgeräumt werden. Und am Ende hätten beide eine befreiende Versöhnung erlebt. „Ich habe meine Tochter um Entschuldigung für meine falschen Entscheidungen gebeten“, sagte der Mann. Und seine Tochter hätte gesagt: „Bitte verzeih mir, dass ich dich verletzt habe“. Beide versprachen einander, in Zukunft rechtzeitig über ihre Probleme zu sprechen. Und nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen sei. Oder wenn es zu spät sei – da das Leben „begrenzt, verletzlich, endlich und deshalb zu wertvoll ist, als sich wie ein seelenloser Stein zu bewegen“ – darin waren sich beide offensichtlich einig.

Doch dann kam wie aus heiterem Himmel der Zusatz: „Aber glauben sie nicht, dass ich religiös bin“. Aber wenn er – zum Beispiel durch sein Verhalten zu seiner Tochter – viel religiöser sein sollte als manche religiöse Menschen, die von Versöhnung reden, jedoch Zwietracht säen?

Der moderne Mensch, der eigentlich nicht über das Thema „Religion“ sprechen wollte, lachte. Seine Kommunikationsschleusen waren jedoch plötzlich geöffnet: „Ich glaube nicht, dass Gott ein Zauberer ist, der alle Probleme dieser Welt wegzaubern kann. Dass die Gemeindekirche ein Club Ewiggestriger oder politisch Gleichgesinnter sein sollte. Und dass die Sozialkirche Etikettenschwindel betreiben sollte, die sich nicht mehr von weltlichen Einrichtungen unterscheidet.“

Dass sein Gesprächspartner ihm noch Recht gab, verwunderte ihn. Und noch nachdenklicher wurde er, als er ihm sein Verständnis von „Religion“ erläuterte: Religion sei ein geheimnisvolles, außeralltägliches und außergewöhnliches Gefühl, das man nicht machen, sondern nur als Geschenk erfahren könne. Allerdings könne es geweckt werden, durch religiöse Musik, Kunst, Rituale, Symbole. Oder im Gottesdienst, „in dem es plötzlich „Klick“ machen kann“. Und wörtlich fügte er hinzu: „Religion kann eine Seele, die sich wie eine erloschene Kerze anfühlt, zum Leuchten bringen. Ein unglückliches Wrack froh, eine fremdbestimmte Marionette unabhängig machen.“

Ob sich die Seele eines modernen Menschen vielleicht nur in einem Dornröschenschlaf befindet und nur darauf wartet, vom religiösen Gefühl wachgeküsst zu werden? Allerdings müssen erst die Dornen der überheblichen Gleichgültigkeit, der notorischen Jammerkultur sowie der selbstverliebten Besserwisserei überwunden werden. Und religiöse Gefühle als das Licht der Seele sowie der Sehnsucht nach dem Ewigen braucht zugleich das Licht der Vernunft, der biblischen Deutungen, damit diese Gefühle nicht zum schwärmerischen Strohfeuer werden. Dann können beide Lichter dem modernen Menschen wichtig werden: Gott meint mich. Ich bin und bleibe mit meinem Schöpfer geheimnisvoll verbunden. Und  ich bin Teil einer religiösen Bewegung, die mich in die Verantwortung zur Liebe und Versöhnung in der Welt und für die Welt ruft.

Burkhard Budde

Rundfunkreform

Rundfunkreform

F.A.Z. Leserbrief

„alles oder nichts“?

Von Burkhard Budde

Rundfunkreform nicht möglich?

Es gibt einen Reformplan des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks (ÖRR) der Experten aus den Staatskanzleien der Länder:

Reduzierung der Radiokanäle von 69 auf 53;

Halbierung der 10 TV-Spartenkanäle;

Zusammengehen von 3sat und Arte;

Deckelung der Sportrechtekosten;

Eindämmen der Textflut der Öffentlich-Rechtlichen im Internet;

gemeinsame Onlineplattformen;

eine bessere strukturierte ARD;

nicht ganz so übertriebene hohen Gehälter

so berichtet Michael Hanfeld in der F.A.Z. vom 14. 10. 2024.

Kann der Reformplan von einem Mediensenator aus Hamburg gestoppt werden?

Dazu der Leserbrief in der F.A.Z. vom 21. 10. 2024