Hoffnung

Hoffnung

Auf ein Wort

Hoffnung

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Suche gute Tugend: Hoffnung 

Ist die alte christliche Tugend Hoffnung heute noch alltagstauglich und lebensdienlich?

Christliche Hoffnung? Einer winkt ab: „Brauche ich nicht. Ich lebe zwischen Lust und Frust, Freude und Enttäuschung. Das reicht mir.“ Die Hoffnung auf ein Jenseits sei ein frommer Wunsch, der auf ein Jenseits vertröste, aber keine Bedeutung für das Diesseits habe. Ein anderer stimmt ihm zu: „Ich bin lieber Chef meines eigenen Lebens ohne ein religiöses Täuschungsmanöver, das nur von den eigentlichen Problemen ablenkt.“ Doch ist christliche Hoffnung wirklich ein Selbstbetrug, eine Wahnidee?

Wieder andere Menschen berichten, dass es „falsche Hoffnungen“ gebe, wenn zum Beispiel leere Versprechungen gemacht würden, auf schwärmerische Worte keine hilfreichen Taten folgten, sozusagen ungedeckte Schecks großzügig verschenkt würden. Aber gilt das auch für christliche Hoffnung?

Nicht ohne Grund jedenfalls gibt es auf Todesanzeigen immer seltener Zeichen oder Worte, die christliche Auferstehungshoffnung zum Ausdruck bringen.

Doch christliche Hoffnung ist mehr als eine Resthoffnung und auch mehr als ein zusätzlicher Optimismus. Ein Leben mit christlicher Hoffnung gründet auf der Zusage Gottes „Siehe, ich mache alles neu.“ (Offenbarung 21,5) Christen bekennen, dass die Hoffnung durch die Botschaft der Auferstehung Jesu, die zwar nicht beweisbar, aber auch nicht widerlegbar ist, eine aktivierende und mutige Lebenskraft selbst in einer hoffnungslosen Situation ist.

 „Wie das?!“ fragt der kritische Geist der Pusteblume, die ganz traurig ist und erzählt:

Als ich noch Löwenzahn war, waren meine Blüten kräftig und leuchtend gelb. Ich wurde anerkannt, aber auch häufig verkannt, wenn Neid und Missgunst oder Konkurrenzgefühle herrschten. Doch jetzt bin ich nur eine weiße Pusteblume, fragil, hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Furcht. Wird der nächste Sturm meine Existenz zerstören? War alles vergeblich und sinnlos? Oder enthält mein Samen, den der Wind der Zeit scheinbar ohne Halt und Ziel verweht, den Keim für neues Leben, das Sinn stiftet?

Ein Mensch, so biblische Zeugen, der wie eine Blume auf dem Felde zwar auch vergänglich, aber mehr als eine traurige und verunsicherte Pusteblume sei, könne dennoch und trotz aller Stürme auf Gottes Zusagen vertrauen. Denn diese göttlichen Zusagen seien unzerstörbar, sie gingen über alle irdischen Möglichkeiten sowie über alle menschlichen Vorstellungen hinaus. Sie ließen den Menschen nicht im tiefen Abgrund der Anonymität und Sinnlosigkeit enden.

Ein Mensch könne sein Leben im Hier und Jetzt in die eigene Hand nehmen und zugleich die Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren, vertrauensvoll in Gottes Hand legen, weil er mit Gottes Möglichkeiten in allen menschlichen Unmöglichkeiten rechne.

 „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt das Sprichwort. „Gott selbst wird Tränen trocknen. Und ganz neues Leben schenken“, sagt die christliche Hoffnung.

Es bleibt ein Wunder, dass staunend und dankbar angenommen, aber auch gedankenlos oder begründet abgelehnt werden kann, wenn der liebende und befreiende Geist Gottes für alle Neues und Unerwartetes ans Licht bringen will. Und ein aufgeklärter Mensch freiwillig und glaubwürdig, mit Freude und wie selbstverständlich die sichtbaren Früchte des unsichtbaren Glaubens als lebendige Verantwortung vor Gott und dem Nächsten wahrnimmt – würdevoll und in fester Zuversicht.

Burkhard Budde

Freiheit zur Liebe

Freiheit zur Liebe

Auf ein Wort

Freiheit zur Liebe

Von Burkhard Budde

Trauung von Jonas Budde und Kristin Budde, geb. Willecke

am 13. September 2025 in der St.-Stephani-Kirche in Räbke im Landkreis Helmstedt

Zusammenfassung der Predigt 

„Vor allem haltet fest an der Liebe zueinander.“ (1.Petr.4,8) 

Warum soll das Brautpaar an der Liebe zueinander festhalten?

Warum wollen Kristin und Joans, die sich ihren Trauspruch selbst ausgesucht haben, an der Liebe festhalten?

Ist LIEBE

  • ein Schlüsselwort für eine glückliche Beziehung?
  • ein Zauberwort, das Herzen verzaubern und das Glück herbeizaubern kann?
  • vielleicht ein Generalschlüssel, der weite Räume des besonnenen Glücks aufschließt, damit Menschen die enge Gefangenschaft ihrer kalten Vernunft oder ihrer heißen Gefühle verlassen können?
  • eine faszinierende Melodie, die unter die Haut geht und das gemeinsame Glück beflügelt?
  • Oder ist Liebe (etwa) nur ein Fake-Wort, das nur dem Spaß, dem Schein, der Spielerei dient, Glück vortäuscht und am Ende enttäuscht, Menschen an der Nase herumführt und zu falschen Entscheidungen verführt? Ein Feuer, das sich als Strohfeuer entpuppt?
  • Oder ist Liebe ein spiritueller Jungbrunnen, aus dem ohne Anfang und Ende Glück geschöpft werden kann?

Meine Einladung an alle lautet: Lasst uns gemeinsam auf den Weg machen, um dem Geheimnis allumfassender Liebe auf die Spur zu kommen. Beginnen wir mit dem „AUTO“: 

Es ist das beliebteste Fortbewegungsmittel der Deutschen;

beliebter als die Bahn, bei der man häufig nicht so richtig weiß, ob sie zuverlässig ist und bei der man nicht selten starke Nerven haben muss.

Viele von uns sind deshalb und aus anderen Gründen mit dem Auto gekommen.

Ich möchte alle Autofahrer einmal bitten aufzustehen. Danke – es ist die Mehrheit.

Für Kristin ist das Thema Auto in besonderer Weise wichtig:

Als Ingenieurin bei VW in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung (Prototypen).

Auch für Jonas: Als Wirtschaftswissenschaftler und Vorstandsreferent bei BS Energie weiß er, dass beim Bau von Autos Energie notwendig ist sowie beim Fahren von E-Autos. Und Jonas war u.a. für die Installation von Ladestationen in Braunschweig mitverantwortlich. Gleichwohl zieht er für den Weg zur Arbeitsstelle – wegen der Nähe von seiner Wohnung zu seinem Arbeitsplatz – verständlicherweise das Fahrrad vor.

Das Thema Auto beschäftigt auch viele von uns:

Ein Auto soll für viele

  • keine schöne Modepuppe auf vier hohen Rädern sein;
  • kein teures Spielzeug, das man sich als Status- und Prestigeobjekt leistet;
  • auch keine Spaßbremse, mit der man zum Lachen in die Garage fährt;
  • keine Nervensäge, die auch bei unpassenden Gelegenheiten piept und an einen Schulmeister erinnert;
  • keine graue Maus, die leidend aussieht und lustlos von A nach B fährt.

Für die meisten von uns ist ein Auto wohl ein schönes Mittel zum häufig sinnstiftenden Zweck:

Wir wollen etwas fürs Auge – einen Hingucker?! – haben; vor allem jedoch wollen wir uns sicher und zuverlässig, bequem und kostengünstig, technikaffin und umweltbewusst sowie frei und unabhängig mit Freude bewegen können!

Ein „Auto“ kann zudem ein Augenöffner sein.

Im Rückspiegel der persönlichen Erinnerungen können wir persönliche Erfahrungsschätze entdecken:

  1. Vor 11 Jahren haben sich Kristin und Jonas beim Tanz in den Mai kennengelernt.

Joans ist mit seinem Freund Paul Baumann gekommen; Kristin mit einer Freundin. Jonas macht Kristin auf der Tanzfläche ein Kompliment; Kristins schöne Augen haben ihn fasziniert.

Jonas verspürt, dass „Kristin ein herzensguter Mensch ist“. Und Kristin fühlt, dass es „Jonas gut mit mir meint.“ Beim „Tschüss“, das Jonas beim Verlassen der Veranstaltung Kristin zuruft, ist es jedenfalls nicht geblieben.

Über Facebook werden sie zunächst „Freunde“. Dann entwickelt sich wegen der örtlichen Entfernung von Braunschweig und Hannover eine Wochenendbeziehung.

Schließlich werden sie immer gewisser: Es gibt viele Gemeinsamkeiten und innige Gefühle sowie einen gemeinsamen Kompass gelebter Werte und Lebensziele.

  1. Im Rückspiegel wird der 11.August 2024 – auch der Geburtstag von Carla Sander, Jonas Nichte und Mathea Lemme, Kristins Patenkind – sichtbar.

Das folgende Ereignis geschah an einem See in Schweden:

Kristin und Jonas sind mit einem Camper-Bus unterwegs auf dem Weg zur Hochzeit von Martin Keim und Rezzi Keim-Ingemarsson in Stockholm.

Hier am See machen sie zunächst eine Fahrradtour, erleben dann einen wunderschönen Sonnenuntergang auf dem Bootssteg.

Und Jonas überreicht den Verlobungsring – welch romantische Atmosphäre mit liebender Perspektive!

Denn der Verlobungsring ist als Symbol eurer Liebe ein Eheversprechen. Er wird entsprechend hiesiger Tradition an den Ringfinger der linken Hand gesteckt, da man früher glaubte, dass die Liebesader „Vena Amoris“ von hieraus direkt zum Herzen führt.

Heute, liebe Kristin und lieber Joans, werdet ihr euch den Ehering als Symbol eurer institutionalisierten, aber auch gelebten Liebe anstecken – an die rechte Hand als Zeichen der Charakterstärke und der Mündigkeit; einen runden Ring als Zeichen einer dauerhaften Partnerschaft („ohne Anfang und ohne Ende“). Und gegenseitig als Zeichen für das gegenseitige Vertrauen und die gemeinsame Verantwortung, für das Miteinander- und Füreinander.

  1. Im Rückspiegel sehe ich eure Leidenschaft für Musik

Ich sehe Jonas mit seiner Band You Silence I Bird sowie mit seiner Band Zelten; Kristin wie sie den Verkaufskoffer, vor allem das von Vera Sander entworfene Logo (Bird) von YSIB als illuminierte Holzkonstruktion anfertigt, das die Band auf allen Bühnen zu allen Konzerten begleitet.

Musik kann nicht nur ein Türöffner für die Seele sein, Trostpflaster und Quell der Freude; nicht nur Brückenbauer zum Mitmenschen und sozialer Kitt von Gemeinschaften. Sondern wie Jonas es im Traugespräch treffend formuliert hat „Gefühlsmotor unserer Beziehung“.

  1. Ich sehe im Rückspiegel zudem eure Leidenschaft für das Reisen.

Margret und ich sind dankbar und froh, dass wir einige Reisen wie die nach Portugal, Mallorca und Griechenland sowie nach Fehmarn gemacht haben. Gemeinsame Erfahrungen bedeuten geteilte Erinnerungen und Schätze für die Zukunft.

Reisen bildet und verbindet, inspiriert und stillt die Sehnsucht nach dem Unbekannten fremder Kulturen. Gleichzeitig lernt man, auch die eigene Kultur besser oder neu zu verstehen, sich selbst zu entdecken. Und den Partner. Schon jetzt wünschen wie euch alles Gute und Liebe für eure Hochzeitsreise nach Mauritius. Kehrt sicher und gesund sowie mit vielen schönen Erlebnissen nach Braunschweig zurück. Auf euren Bericht sind wir gespannt.

  1. Eure Leidenschaft für das Wandern erscheint im Rückspiegel als erlebter Erfahrungsschatz.

Beim Wandern im Harz, in dem es immer noch viele faszinierende Natur- und Kulturlandschaften gibt, in denen man fast allein oder zu zweit unterwegs sein kann, könnt ihr entschleunigen, Abstand vom Alltag gewinnen, Stress abbauen, neue Kräfte sammeln sowie die Natur bewusster und unmittelbarer neu wahrnehmen und entdecken.

Wandern außerhalb von „Partyparks“ ist aber auch eine kommunikative Gelegenheit, „locker“ ins Gespräch zu kommen, sich noch besser zu verstehen und auszutauschen. Manchmal kann Wandern auch anstrengend sein, aber in der Regel wird man belohnt: zum Beispiel mit einem Ausblick und dem Gefühl der Freiheit und der Verbundenheit. Oder mit einem Wanderstempel für Kristin! Wandern ist kein Zaubertrank, aber es kann Menschen glücklich machen.

Ein Rückblick ist zugleich ein Ausblick.

Ein Blick in den Rückspiegel ist bei einer Autofahrt zugleich die Voraussetzung, die Fahrspur sicher zu wechseln, wenn man überholen oder lieber doch auf seiner Fahrspur bleiben will.

Die Empfehlung eures Trauspruches ist:

„Vor allem haltet fest an der Liebe zueinander!“

Bleibt in der Spur der Liebe. Auf der Straße gemeinsamen Lebens kann das trotz oder gerade wegen möglicher Schlaglöcher, Staus oder Umwege bedeuten:

Gebt nicht zu viel Gas, werdet nicht kopflos, um nicht aus einer Kurve zu fliegen.

Gebt aber auch nicht zu wenig Gas, werdet nicht herzlos, fahrt nicht mit angezogener Handbremse, weil ihr sonst eure gemeinsamen Ziele nur im Schneckentempo erreichen könnt.

Auf die „angepasste Geschwindigkeit“ – auf zugleich Kopf und Herz, auf Vernunft und Empathie, auf Rücksichtnahme auf die aktuelle und konkrete Situation, in der sich ein Partner befindet, kommt es an, den Partner nicht zu überfordern, aber auch nicht zu unterfordern. 

Haltet vielmehr fest an der Liebe – in Verantwortung, die von Liebe beseelt ist und in Liebe, die die Vernunft vernünftig macht und bewegt.

Zum Beispiel helft euch gegenseitig – auch bei der Entwicklung der Stärken des jeweils anderen. Bleibt zuversichtlich, positiv denkend und fröhlich. Bearbeitet mögliche Probleme in der Zukunft – ehrlich und offen; schweigt nicht; unterdrückt Probleme nicht, damit die Liebe nicht in Flammen aufgeht. Der Partner ist kein Konkurrent, kein Instrument, keine Deko, keine Versicherung, wohl aber ein vertrauenswürdiger Problemlöser. Und wenn begründetes Vertrauen wächst, reift die Verantwortung füreinander.

Ihr seid nicht allein unterwegs. 

Der Glaube an Gottes Liebe ermöglicht und befähigt eure Liebe auf allen Straßen des Lebens.

Der Glaube an Gottes Liebe ist nämlich

  • kein Glaube an einen Oldtimer, der eigentlich überflüssig oder wenig alltagstauglich ist, ja sogar ein Sicherheitsrisiko darstellen kann;
  • kein Glaube an eine Geisterfahrt bevormundender Moral oder lebensferner Dogmen oder verkrusteter Traditionen, die nur enge Straßen mit holprigen Steinen kennt,
  • auch kein Glaube an einen Königsweg ohne Probleme und Herausforderungen.

Vielmehr ist der Glaube an die Liebe Gottes

  • ein spiritueller Energielieferant, der in einem Menschen zum Beispiel in einem Gebet den Strom fürs Leben – übrigens kostenlos – anzapft und erzeugt,
  • ein spiritueller Beziehungsmotor, der im Hören auf Gottes Wort hilft, neue Gewissheiten und Orientierungen zu erlangen sowie mutiger und selbstbewusster zu werden. Denn ihr seid und bleibt von Gott bedingungslos geliebt; ihr habt eine angeborene Würde geschenkt bekommen, die unantastbar und unverlierbar ist.

Das erfahrt ihr allerdings erst im Vollzug des Glaubens, indem ihr Gottes Stimme vertraut – wie man Musik nicht durch Noten, Texte oder Instrumente erlebt, sondern erst beim Spielen, Hören oder (Mit-)-Singen, indem eine Melodie entsteht und die Wahrheit einer Botschaft gehört werden kann sowie Schätze fürs Leben entdeckt werden können.

Es gibt keine Königswege, um in der Ehe glücklich zu werden und zu bleiben, aber euer Trauspruch ist wie ein Lebensschild, das auf die Vorfahrt der Herzensbildung weist, auf die Freiheit zur Liebe in persönlicher und gemeinsamer Verantwortung vor und mit Gott sowie vor und mit dem Nächsten – ob ihr zu Fuß oder mit dem Fahrrad, mit dem Motorrad oder mit einem Bus, mit dem Flugzeug oder mit der Deutschen Bahn unterwegs seid – oder eben mit dem Auto.

Gott segne euch, damit ihr zum Segen des Partners und anderer werdet.

Im Namen der Familien und Freunde sowie Weggefährten

Euer Burkhard Budde,

Vater und Schwiegervater 

Übersetzung der Begrüßung sowie der Predigt für die amerikanischen Gasteltern Mike und Jodi Schlobohm sowie für Rezzi Keim-Imgemarsson aus Stockholm/Brüssel mit Hilfe von ChatGPT (etwas gekürzte Fassung) 

Wedding ceremony of Jonas Budde and Kristin Budde, née Willecke

on September 13, 2025, at St. Stephani Church in Räbke

Summary of the sermon

“Above all, keep on loving one another.” (1 Peter 4:8)

Why should the bride and groom keep on loving one another?

Why do Kristin and Joans, who chose their own wedding verse, want to keep on loving one another?

Is LOVE

–    a key word for a happy relationship?

–    a magic word that can enchant hearts and conjure up happiness?

–    perhaps a master key that unlocks vast spaces of prudent happiness so that people can leave the narrow confines of their cold reason or their hot emotions?

–    a fascinating melody that gets under your skin and inspires shared happiness?

Or is love (perhaps) just a fake word that serves only fun, appearances, and games,

fakes happiness and ultimately disappoints, leads people by the nose, and tempts them to make wrong decisions? A fire that turns out to be a flash in the pan?

My invitation to everyone is: Let’s set out together to uncover the secret of all-encompassing love. Let’s start with the

CAR”:

It is the most popular means of transportation in Germany;

more popular than the train, where you often don’t really know if it’s reliable and where you often need to have strong nerves.

For this and other reasons, many of us have come by car.

I would like to ask all drivers to stand up. Thank you—that’s the majority.

The topic of cars is particularly important to Kristin:

As an engineer at VW in the research and development department (prototypes).

It is also important to Jonas: As an economist and executive assistant at BS Energie, he knows that energy is needed to build cars and to drive electric cars. Jonas was also jointly responsible for the installation of charging stations in Braunschweig. Nevertheless, he understandably prefers to cycle to work because his home is so close to his workplace.

The topic of cars is also important to many of us:

For many people, a car should

–    not be a fashion doll on four high wheels;

–    not be a toy that you buy as a status and prestige object;

–    a killjoy that makes you drive into the garage to laugh;

–    a pain in the neck that beeps at inappropriate moments and reminds you of a schoolmaster;

–    a gray mouse that looks miserable and drives listlessly from A to B.

For most of us, a car is probably a nice means to an often meaningful end:

We want something that is pleasing to the eye; above all, however, we want to be able to move around safely and reliably, comfortably and cost-effectively, in a technologically advanced and environmentally conscious manner, as well as freely and independently, with joy!

A “car” can also be an eye-opener.

In the rearview mirror of personal memories, we can discover treasures of personal experience:

  1. Eleven years ago, Kristin and Jonas met at a May Day dance.

Joans came with his friend Paul Baumann; Kristin came with a friend. Jonas compliments Kristin on the dance floor; Kristin’s beautiful eyes have fascinated him.

Jonas senses that “Kristin is a kind-hearted person.”

And Kristin feels that “Jonas means well by me.”

When Jonas calls out “Bye” to Kristin as he leaves the event, it doesn’t end there. They first become “friends” on Facebook. Then, due to the distance between Braunschweig and Hanover, a weekend relationship develops.

Eventually, they become increasingly certain: they have many things in common and share deep feelings, as well as a shared compass of values and life goals.

  1. In the rearview mirror, August 11, 2024—also the birthday of Carla Sander, Jonas‘ niece,

and Mathea Lemme, Kristin’s godchild—becomes visible.

The following event took place at a lake in Sweden:

Kristin and Jonas are traveling in a camper van on their way to the wedding of Martin Keim and Rezzi Keim-Ingemarsson in Stockholm.

Here at the lake, they go on a bike ride and then experience a beautiful sunset on the boat dock.

And Jonas presents the engagement ring – what a romantic atmosphere with a loving perspective!

The engagement ring is a symbol of your love and a promise of marriage. According to local tradition, it is worn on the ring finger of the left hand, as it was once believed that the “Vena Amoris” (vein of love) leads directly from there to the heart.

Today, dear Kristin and dear Joans, you will exchange wedding rings as a symbol of your institutionalized love—on the right hand as a sign of strength of character and maturity; a round ring as a sign of a lasting partnership (“without beginning and without end”). And to each other as a sign of mutual trust and shared responsibility, for being with and for each other.

  1. In the rearview mirror, I see your passion for music.

I see Jonas with his band You Silence I Bird and with his band Zelten; Kristin making the sales case, especially the YSIB logo designed by Vera Sander, which accompanies the band to all their concerts.

Music can be more than just a door opener for the soul, a source of comfort and joy; more than just a bridge builder to fellow human beings and social glue for communities. It can also be – as Joans aptly put it in the wedding consultation – “the emotional engine of our relationship.”

  1. I also see your passion for travel in the rearview mirror.

Margret and I are grateful and happy that we have been able to take a few trips with you, such as to Greece, Portugal, and Mallorca. Shared experiences mean shared memories and treasures for the future.

Travel educates, inspires, and satisfies the longing for the unknown of foreign cultures. At the same time, you learn to understand your own culture better or in a new way, to discover yourself. And your partner.

  1. Your passion for hiking appears in the rearview mirror as a wealth of experience.

When hiking in the Harz Mountains, you can slow down, get away from everyday life, reduce stress, gather new strength, and perceive and discover nature more consciously and directly.

Hiking is also a communicative opportunity to strike up a conversation in a relaxed manner, to understand each other even better and to exchange ideas. Hiking can sometimes be strenuous, but you are usually rewarded: for example, with a view and a feeling of freedom and connectedness. Or with a hiking stamp for Kristin!

Looking back is also looking ahead.

When driving a car, looking in the rearview mirror is also a prerequisite for changing lanes safely when you want to overtake or prefer to stay in your lane.

The recommendation of your wedding motto is:

“Hold fast to your love for one another!”

On the road of life together, this can mean:

Don’t step on the gas too hard, don’t lose your head, so you don’t fly off the road.

But don’t step on the gas too little either, don’t become heartless, don’t drive with the handbrake on, because otherwise you’ll only reach your common goals at a snail’s pace.

It’s important to find the “right speed” – to use both your head and your heart, to be reasonable and empathetic, to be considerate of your partner’s current and specific situation, and to not overwhelm your partner, but also not underchallenge them.

Instead, hold fast to love – in responsibility that is inspired by love and in love that makes reason reasonable and moves it.

For example, help each other—including in developing each other’s strengths. Remain confident, positive, and cheerful.

Belief in God’s love enables and empowers your love on all paths of life.

Belief in God’s love is

–    not a belief in an old-timer that is actually superfluous or unsuitable for everyday use, and may even pose a safety risk;

–    nor is it a belief in a ghost ride of morality or dogma that only knows narrow roads with bumpy stones.

Rather, belief in God’s love is

–    a spiritual source of energy that taps into and generates the power for life in a person, for example in prayer;

–    a spiritual relationship engine that helps us to gain new certainties and orientations and to become more courageous and self-confident by listening to God’s word. For you are and remain unconditionally loved by God; you have been given an innate dignity that is inviolable and cannot be lost.

However, you only experience this in the practice of faith, by trusting God’s voice – just as music is not experienced through notes, lyrics or instruments, but only when playing, listening or (singing along), when a melody is created and the truth of a message can be heard and treasures for life can be discovered.

There are no royal roads to becoming and remaining happy in marriage, but your wedding motto is like a shield of life that points to the right of way of heart formation, to the freedom to love in personal and shared responsibility before and with God, as well as before and with your neighbor. – whether you are traveling on foot or by bicycle, motorcycle, stagecoach, Deutsche Bahn, or by car.

May God bless you so that you may be a blessing to your partner and others.

On behalf of your family and friends,

Burkhard

Glaube

Glaube

Auf ein Wort

Suche gute Tugend: Glaube

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Suche gute Tugend: Glaube 

Ist die alte christliche Tugend Glaube heute noch alltagstauglich und lebensdienlich?

Nimmt der Kreis der Leugner Gottes, der Skeptiker Gottes, der Gegner Gottes, der Ignorierer Gottes zu? Haben sich Gottsucher und Gottdeuter aus der Öffentlichkeit verabschiedet? Fristet der lebendige Glaube an einen persönlichen Gott, der in einem Gläubigen wirkt und ihn prägt, trägt und erneuert, die Welt sogar verändert, ein Nischendasein? Ist der Glaube durch Vernunft und Wissenschaft sowie durch Kritik an kirchliche Autoritäten entzaubert worden? Oder kann christlicher Glaube als ein erneuertes und neues Angebot Menschen, die in der Moderne leben, wieder neu erreichen und „verzaubern“, eine Deutungshilfe, vielleicht sogar Lebenskraft sein?

Immer wieder fragen Kritiker Gottes angesichts großer und kleiner Katastrophen, von Kriegen und Konflikten, von Leid und Tod: Wo warst du, „allmächtiger Gott“?! Wie konntest du das zulassen, „barmherziger Gott“?! Warum bin gerade ich betroffen, „gerechter Gott“?!

Auf der Straße des Lebens gibt es viele überraschende Stolpersteine, die wachrütteln und die Balance gefährden, existenzielle Schlaglöcher, die Gewissheiten brüchig und rissig machen, aber auch tiefe Abgründe des Bösen, der Gewalt, des Hasses und der Grausamkeiten, die sich nicht selten als „notwendig“ und verführerisch, als „schöne und befahrbare Straßen“ tarnen.

Aber der gelebte Glaube an Jesus Christus ist keine blinde und ziellose oder wahnsinnige und zerstörerische Geisterfahrt einer Moral, die die Vernunft unvernünftig macht, eines Dogmas, das das eigene Denken verbietet, einer Tradition, die verkrustet und leer ist – keine Bevormundung, kein Zwang, keine Unmündigkeit.

Gelebter Glaube ist auch nicht mit einem Oldtimer zu vergleichen, der eigentlich überflüssig geworden ist, wenig alltagstauglich und bei Auseinandersetzung mit dem kritischen Denken wenig hilfreich.

Ein denkender Glaube, der weit genug denkt, ist zudem kein leichter Weg, kein Königsweg eines leid- und konfliktlosen Lebens ohne Widersprüche, Spannungen, Ohnmachtserfahrungen, Brüche und Rätsel. Denken wir nur an Jesus im Garten Gethsemane vor seiner Kreuzigung, der leidet, Angst hat, zweifelt, sich jedoch im Gebet hin zum Willen und in die Hand Gottes bewegt: „Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Und keine Erklärung, aber das Geschenk der letzten Geborgenheit, die unsichtbare und mittragende Hand Gottes, erfährt, Trost, Zuversicht und Kraft – trotz allem. Ohne den Glauben, ohne Gottvertrauen auf Sinn – wenn auch (noch) versteckt –  wäre nur nackte Verzweiflung geblieben, eine Absurdität des Leidens.

Gott kennt keinen absurden Unsinn. Wenn er dem Menschen, seinem geschaffenen „Partner“,  die Wahlfreiheit zwischen Verantwortung im Geist der Liebe und dem Bösen im Geist der Zerstörung geschenkt hat, sollte man ihn nicht zu einem Blitzableiter machen, wenn der Wagen des Friedens und der Freiheit zum Beispiel von Diktatoren vor die Wand gefahren wird. Denn Gott kann dem Menschen nicht gleichzeitig Freiheit geben und nehmen, wohl aber den Menschen eines Tages zur Rechenschaft ziehen.

Christlicher Glaube ist – siehe das Beispiel Jesu – zugleich ein spiritueller Energielieferant durch das Gebet und ein spiritueller Beziehungsmotor durch das Hören auf sein Wort. Seine Botschaft bietet zwar keine einfachen Lösungen in aktuellen Fragen, wohl aber ist sie ein Hinweisschild, eine Haltung, sich für die Würde aller Menschen sowie für ihre Freiheit in Sicherheit, für einen gerechten und stabilen Frieden einzusetzen – in der Welt und vor der eigenen Haustür.

Burkhard Budde

Gerechtigkeit

Gerechtigkeit

Auf ein Wort

Suche gute Tugend: Gerechtigkeit

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Suche gute Tugend: Gerechtigkeit 

Ist die alte Tugend Gerechtigkeit heute noch alltags- und lebenstauglich? Oder ist „Gerechtigkeit“ zu einem allgemeinen Containerwort geworden, in das jeder seine Vorstellungen von einem gerechteren Leben füllen kann? Zu einer politischen Seifenblase, die in der Luft bzw. in der Theorie in allen Farben schillert, aber bei der Berührung mit den harten und komplexen Realitäten platzt? Zu einem warmen Kleid, dass bei sozialer Kälte angezogen, aber in der Hitze des Gefechts je nach Mehrheits- und Machtoptionen ausgezogen wird? Oder ist Gerechtigkeit zu einem Deckmantel geworden, um im Namen von Gerechtigkeit keine Krümel, sondern möglichst die leckeren Rosinen vom öffentlichen Kuchen zu ergattern?

Die Nerven vieler liegen blank, wenn das Gespenst Ungerechtigkeit auftaucht: Die zu schlechte Note, das zu geringe Gehalt, das zu kleine Erbe, die ausbleibende Karriere, die fehlende Wertschätzung, die angebliche Bevorzugung anderer sowie vieles mehr – alles Schikane, alles ungerecht?!

Die alte Tugend der Gerechtigkeit, die sowohl die ausgleichende Gerechtigkeit als auch die austeilende Gerechtigkeit umfasst, also eine gleiche Behandlung etwa beim Tausch von Gütern fordert und jedem das Seine zuteilen will, scheint aktueller denn je zu sein.

Diese Tugend ist wie ein Mosaik aus vielen Facetten, das nie fertig, sondern stets bearbeitet werden muss, da sich ihre Teile im Laufe der Zeit verändern, Risse und Brüche bekommen können und stets aktualisiert, d. h. in einer neuen Situation neu bedacht werden müssen:

Zum Mosaik gehört eine faire Behandlung. Ein fleißiger und leistungsstarker Schüler beispielsweise hat eine bessere Note verdient als ein Mitschüler, der sich auf die faule Haut legt. Wenn ein Lehrer in der Notengebung alle Schüler gleich behandeln würde, würde er keinem Schüler mehr gerecht, Lern- und Entwicklungsleistungen bestrafen und die „Leistung“ ohne Anstrengung oder Gleichgültigkeit belohnen.

Ein weiterer Mosaikstein sind gleiche Bedingungen und reale Möglichkeiten. Neben der Gleichheit aller vor dem Gesetz muss es in einer fairen Leistungsgesellschaft im Gegensatz zur Feudalherrschaft oder Gruppengesellschaft gleiche Chancen geben aufzusteigen, gleiche Bildungsangebote zu bekommen, einen gleichen Zugang zu öffentlichen Ämtern zu erhalten und in der medizinischen Versorgung gleich behandelt zu werden, d.h. zu bekommen, was der Patient zu seiner Genesung braucht.

Zudem sind angemessene Beiträge des einzelnen für das Gemeinwohl und die allgemeine Infrastruktur sowie die Mit- und Nachwelt untrennbare Teile des Mosaiks, da sonst (weitere) Gerechtigkeitslücken entstehen würden und das ganze Mosaik auseinanderbräche. Ohne eine echte Leistungs-, Chancen-, Generationen- und  Verteilungsgerechtigkeit könnte es keine solidarische Bedarfs- und Befähigungsgerechtigkeit geben, die den wirklich Bedürftigen hilft.

Bei der Suche nach einem gerechten Ausgleich der unterschiedlichen Mosaiksteine spielen individuelle Freiheit und Eigenverantwortung sowie die  gemeinsame Verantwortung  für das ganze Mosaik eine zentrale Rolle. Und auch im Alltag bleiben Fairness, Verhältnismäßigkeit sowie eine konstruktive und solidarische Grundhaltung ein Balanceakt mit Priorisierungen bei der Bearbeitung der einzelnen Steine wichtig. Aber ohne diese ständige Suche nach Gerechtigkeit gäbe es keinen Frieden in Freiheit und Sicherheit, keine gerechte Einheit in Vielfalt – kein humanes und soziales Mosaik, das ausgleichend und austeilend wirkt.

Burkhard Budde

Klugheit

Klugheit

Auf ein Wort

Suche gute Tugend: KLugheit

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Suche gute Tugend: Klugheit 

Ist die alte Tugend Klugheit heute noch alltags- und lebenstauglich? Oder verdrängen die Neunmalklugen, die Eitlen und Spitzfindigen, die Hochnäsigen und Besserwisser, die sich alle selbst für klug halten, die Umsichtigen und Vorausschauenden?

Haben die Gierigen das Sagen, die das Salzwasser der Macht und der Interessen, des Geldes und des Ruhms trinken und immer durstiger werden?

Die Geizigen, die den Gürtel der Pfennigfuchserei immer enger schnallen und auf ihre übertriebene Kleinigkeit noch stolz sind?

Die Verschwender, die das Geld und zugleich die Vernunft aus dem Fenster des Lebens werfen und sich in ihrer Maßlosigkeit und Gedankenlosigkeit noch sonnen?

Die Verblendeten, die das Wasser des Lebens mit ihrer fanatischen Ideologie vergiften, das sie eines Tages selbst trinken müssen?

Oder die Naiven, die an dem Ast ihres Lebens fleißig sägen, auf dem sie sitzen, indem sie auf Rattenfänger und Populisten hören und ihnen huldigen?

Die alte Tugend der Klugheit weiß jedoch, dass es das dünne Eis der Selbstsucht und den dichten Neben der Selbstüberschätzung gibt – Vergänglichkeit und Schnelllebigkeit, Vorläufigkeit und Gleichzeitigkeit, Fehlerhaftigkeit, aber auch Erneuerungsmöglichkeiten sowie eine offene Zukunft mit vielen Unbekannten.

Die gereifte Weisheit der Tugend im Zusammenspiel von Tapferkeit, Mäßigung und Gerechtigkeit bleibt gelassen und besonnen, mutig und entscheidungsfähig. Sie kann auch rechtzeitig wirksame Stacheln zeigen, um Boshaftigkeit und Brutalität abzuschrecken, um nicht angegriffen zu werden und sich wehren zu können.

Wahre Klugheit ist mehr als Schlauheit. Sie ist eine zeitlose und lebensnahe Lebenshaltung, die selbst in allen Wirrungen und Irrungen versucht, das Richtige im richtigen Augenblick für die Gegenwart und Zukunft zu tun. Ein kluger Kopf bewahrt einen kühlen Kopf und handelt mit Köpfchen:

Zu schweigen, wenn es Sinn macht und die Not so zu wenden oder auszuhalten ist.

Zu sprechen, wenn Lösungen gesucht werden und überlegte Abwägungen möglich und nötig sind.

Zu widersprechen und Grenzen aufzuzeigen, wenn gedroht, erpresst, unterdrückt, getäuscht oder Gewalt ausgeübt wird.

Jesus gibt seinen „Schafen“, die er mitten unter die „Wölfe“ schickt, die Empfehlung mit auf den Weg: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“ (Mt.10,16) Ich verstehe die Aussage so: Keiner sollte naiv sein oder zum Schlaumeier ohne ethischen Kompass werden. Vielmehr gehört zum Lebensprogramm der Klugheit, vorsichtig, umsichtig und weitsichtig zu sein sowie gleichzeitig aufrichtig zu bleiben, sich nicht zu verbiegen.

Und die Erfahrung lehrt: Die Törichten behaupten „Es gibt keinen Gott. Wir benötigen ihn nicht. Er stört nur, wenn es ihn geben sollte.“ Die Klugen aber erleben, dass Gott im Regimente sitzt und das letzte Wort hat, indem er mit dem befreienden und versöhnenden Geist der Klugheit schon heute mitten im Alltag in einem und durch einen Menschen vorausschauend, gelassen und besonnen wirkt.

Burkhard Budde

Mäßigung

Mäßigung

Auf ein Wort 

Suche gute Tugend: Mäßigung

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Suche gute Tugend: Mäßigung 

Ist die alte Tugend Mäßigung heute noch alltags- und lebenstauglich? Oder haben die Maßlosen das Sagen? Möglichst alles erleben und sehen, alles genießen und konsumieren, auch wenn – oder gerade weil – die Lebenszeit begrenzt, vergänglich und zerbrechlich ist und man nicht an ein neues Leben nach dem Tod glaubt? Möglichst – zum Beispiel bei Erbstreitereien – den Hals nicht voll genug bekommen und jeden Cent aufrechnen? Möglichst – bei Nachbarschaftskonflikten – mit Kanonen auf Spatzen schießen und Öl ins Feuer der Gefühle gießen? Möglichst – im politischen Geschäft – keinen Millimeter von Maximalforderungen abweichen und mit dem Kopf durch die Wand gehen wollen? Möglichst – im Berufsleben – sich selbst durch Intrigen und Fake-News ins rechte Licht rücken, andere abwerten, um sich selbst aufzuwerten?

Sind die geltungs-, macht- und profitsüchtigen Maßlosen zum alleinigen Maß aller Dinge geworden?

Viele Beispiele – siehe oben – erinnern an die gefräßige RaupeNimmersatt“, die sich gierig, eitel und hemmungslos durchs Leben frisst.

Maßlosigkeit betrifft jedoch nicht nur die maßlos Hungrigen, die nach immer mehr Haben oder mehr Sein jagen und keine Grenzen, sondern nur ihren Speiseplan und sich selbst kennen. Und auch nicht nur den freundlichen Sparfuchs, der stets auf Schnäppchenjagd ist, nicht teilen und großzügig sein kann. Oder nur den Luxuslöwen, der im Rausch nur exklusive Dinge wahrnimmt und verschwenderisch ist, das Geld verantwortungslos aus dem Fenster wirft.

Ein Leben ohne Maß führt auch der Gleichgültige und Oberflächliche, der sich wie der KoalaBärImmersatt“ – ohne ihm persönlich Unrecht tun zu wollen – selbstgefällig und selbstgenügsam verhält. Was kümmert ihn sein Nächster, seine Mitwelt und Nachwelt? Hauptsache, wohlgenährt und zufrieden sein, seine Ruhe in den eigenen vier Wänden haben, schlafen und fressen können!

Alle, vor allem die Nimmersatten und Immersatten, verweigern die Suche nach der Goldenen Mitte. Sie sind wie Betrunkene, die sich zwar in der Nacht an der Laterne der Klugheit festhalten, aber keine neuen Erkenntnisse, sondern nur Halt suchen, um nicht auf die Nase zu fallen. Ein gieriges und selbstgefälliges Ich ist wie ein durchgehendes Pferd, das keine Rücksicht auf Richtung und Sicherheit des Reiters nimmt. Es muss deshalb vom Reiter gezügelt werden – durch die Gegenkraft der Mäßigung, mit Hilfe empathischer, aber eindeutiger Führung in Würde und Vernunft. Die negativen Kräfte – ungezügelte Instinkte und Triebe, Bedürfnisse und Interessen – sollten nicht unterschätzt oder negiert, sondern in die richtige Richtung gelenkt werden:

Wer maßvoll und kritisch argumentiert, nicht pauschaliert oder dämonisiert, erreicht mehr als zum Beispiel ein Übermaß an Übertreibungen, das verdächtigt macht, Misstrauen weckt und die Glaubwürdigkeit auf Dauer zerstört. Alle Mittel helfen nichts, wenn die Mitte fehlt, die es sich leisten kann, auf nachvollziehbare Fakten und überzeugende Argumente zu hören sowie sachlich und differenziert abzuwägen und tragfähige Kompromisse zu suchen– wie ein freies und souveränes Ich, dass zugleich Tapferkeit, Klugheit und Gerechtigkeit mit der Tugend der Mäßigung verbindet.

Burkhard Budde