Lebenskampf

Lebenskampf

Auf ein Wort

Lebenskampf

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort               

Hoffnung im Lebenskampf

Die Hoffnung soll ich nicht aufgeben? fragt ein leidender Mensch. Weiterkämpfen? Wozu?

Er fühlt sich wie Sisyphos aus der griechischen Sagenwelt, der sich quält, einen schweren Felsen auf einen Berg zu wälzen, aber nie wahren Erfolg hat, weil der Stein kurz vor dem Erreichen des Gipfels ins Tal zurückrollt. Ist nicht der Kampf gegen sein Leiden vergebliche Liebesmüh, sinnlos –  hoffnungslos?

Manchmal fühlt er sich auch wie der Tantalos der Antike, der durstig an einem Wasserteich steht, aber seinen Durst nicht stillen kann, weil das Wasser versiegt, immer wenn er sich sehnsüchtig zum Trinken bückt. Ist nicht auch die Sehnsucht eines Leidenden, seinen  Durst nach einem sorgenfreien Leben zu stillen, aussichtslos, fruchtlos – hoffnungslos?

Leuchtet nur dann Sinn auf, während der Stein angstvoller Sorgen in die Tiefe rollt, weil der Leidende in dieser Zeit unbelastet ist und verschnaufen kann? Weil ihm eine Zwangspause ihm ermöglicht, neu nachzudenken und leben zu lernen?

Oder bleibt nur sein phantasievolles Kopfkino, in dem Bilder der Hoffnung auftauchen, dass zwar Flüsse ins Meer des Lebens münden und ihre Existenz selbst beenden, aber ihr frisches Wasser nicht einfach verlorengeht? Doch verblasst dieses Bild nicht sehr schnell in der realen Erfahrung seiner Sorgen- und Angstwelt?

Wie ein Mensch auch immer denkt, was er auch immer fühlt, womit er sich auch immer über Wasser hält, er braucht mehr, um sein ganzes Leben anzunehmen, widerstandsfähig zu werden, und weiterzuleben: einen Rettungsring, wenn er aus Panik zu ertrinken droht; einen Anker, wenn er den  Stürmen der schlechten Nachrichten schutzlos ausgeliefert ist. Er braucht mitten im sorgenvollen Kampf eine begründete Hoffnung auf einen letzten Hafen, auf ein Urziel. Ein gut gemeintes Daumendrücken und ein mitfühlendes Auf-die-Schulter-Klopfen reichen jedenfalls nicht aus, auch kein geschicktes Ablenkungsmanöver, das nur zur Enttäuschung führt; kein frommer Wunsch, der nur vertröstet; keine theologische Erklärung, die nicht verstanden wird.

Am Beispiel und Vorbild von Jesus von Nazareth kann sich jedoch christliche Auferstehungshoffnung entzünden: Jesus hat trotz seines Leidens und in seinem Leiden seinem Vater vertraut („Abba, lieber Vater“). Und deutlich gemacht, dass es einen mit- und selbstleidenden Gott gibt, der in der Ohnmacht mächtig ist, ihm und seinen Freunden Hoffnung auf das Unmögliche im Möglichen schenkt.

Diese Hoffnung auf eine göttliche Neuschöpfung im Geist, auf ewiges Leben, kann wie ein Licht die Dunkelheit eines Leidenden erhellen, ihn kraftvoll bewegen, sein Leben anzunehmen, als freier Mensch zu sorgen als sorgte er nicht – realistisch und zugleich zuversichtlich.

Die Hoffnung auf eine  Gemeinschaft mit Gott in einem dunklen Tunnel des Lebens kann lebendig werden, da der Schöpfergott auch am Ende des Tunnels das Licht des Lebens ist, das  Sorgengeister und irre Gespenster in Schach hält, um gelassener und besonnener, auch fröhlicher  und mutiger  zu werden sowie neues auf Gott hoffendes Vertrauen  zu wagen.

Burkhard Budde

Würde

Würde

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Unantastbare Würde

Von Burkhard Budde

 

Auf ein Wort

Ohne Würde leben? 

In diesem Jahr wäre ein lieber Freund von mir fast 100 Jahre alt geworden. Ich erinnere mich gut an ihn, wie er seine Lebensphilosophie, die in der Minden Ravensberger Frömmigkeit wurzelte, in vielen Diskussionen mit seiner Familie, seinen Freunden und im Beruf vertrat: Jeder Mensch sei ein Original, das ihn unverwechselbar mache, und jeder Mensch habe eine Würde, die ein Mensch nie verlieren würde. 

Ich selbst habe dieser Botschaft gerne zugestimmt, weil ich etwas von der Einmaligkeit, Kostbarkeit und Besonderheit menschlichen Lebens in Gemeinschaft verspürte. Aber richtig unter die Haut gegangen ist sie mir erst, als mein Freund im hohen Alter an einer schweren Demenz erkrankte. Er konnte immer weniger die Welt um ihn herum „realistisch wahrnehmen“, vergaß immer mehr, verwechselte immer häufiger Personen und Orte, wurde orientierungsloser, unruhiger, nervöser und schien langsam in eine andere Welt einzutreten, die für die Familie und seinen Freundeskreis wie verschlossen erschien. Nur eine Brücke war fast bis zum Ende seines Lebens für alle begehbar und erlebbar: Das Spielen von Liedern auf seiner Mundharmonika. Dann strahlten seine Augen, wenn seine Zuhörer nach einem gelungenen Vorspiel applaudierten und vor Freude weinen mussten. 

Je länger jedoch sein Krankheitsverlauf dauerte und er immer seltener in unserer Welt „Besuche“ machte, was er wohl selbst verspürte, desto häufiger sagte er mit treuen und zugleich fragenden Augen: „Habe ich nicht auch eine Würde?!“ 

Spätestens jetzt hatte ich verstanden, was in jedem Leben wirklich wichtig bleibt: Ein Mensch lässt sich nicht auf Gesundheit oder Krankheit, Fitness oder Pflegbedürftigkeit, gute oder schlechte Prognose, aber auch nicht auf Erfolg oder Scheitern, Alter, Geschlecht, Herkunft, Gruppenzugehörigkeit, Gesinnung, Titel oder Mittel reduzieren. 

Denn seine Würde, die ihm angeboren ist, wird ein Mensch an keinem Ort und zu keinem Zeitpunkt los. Deshalb ist es „würdelos“, Menschen in Schubfächer einzusortieren, um sie aussortieren zu können, sie in Vorurteile und Feindbilder einzusperren, um sie später als Sündenböcke in die Wüste schicken zu können oder zu verdinglichen. 

Ich bin seiner Frau dankbar, dass sie ihn mit Hilfe ihrer Tochter und ambulanter Dienste bis zum Schluss seines Lebens pflegen konnte. Ich weiß jedoch auch, dass das nicht selbstverständlich war und jede Situation anders ist. Und dass andere familiäre Bedingungen andere verantwortbare, menschliche und soziale sowie medizinisch und pflegerische Lösungen erforderlich machen. 

Doch die Würdegarantie, das habe ich gelernt, ist kein Selbstläufer, auch und gerade angesichts eines rein ökonomischen Denkens („Rendite um jeden Preis“), eines übertriebenen Egodenkens („Was hab ich davon?“), eines unsozialen Denkens („Andere sind zuständig“), eines falschen Perfektionsdenkens („Nur das Perfekte zählt!“), sowie einer großen Gleichgültigkeit, Ahnungslosigkeit und Ängstlichkeit – alles Kräfte eines unaufgeklärten Denkens, die zur Entmenschlichung und Entwürdigung beitragen können. Und selbst hinter der Maske der Barmherzigkeit kann ein Mensch zum einseitigen Objekt – Kostenfaktor, Erlösfaktor – werden, das fürsorgliche Annahme sowie eine Freiheit und Selbstbestimmung im Leiden in Frage stellt. 

Deshalb braucht die Würdegarantie eine spirituelle Verankerung – die reale Vision, dass die Würde ein Geschenk Gottes ist. Gott, der die letzte Verantwortungsinstanz jenseits jeglichen Denkens ist, will nicht, dass die menschliche Würde seines Ebenbildes geteilt, aufgeteilt oder verteilt wird. Dass vielmehr jeder Mensch zugleich Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, Liebe in Verantwortung übt und erfährt. 

Burkhard Budde

Biographie

Biographie

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Aus Lebensgeschichte lernen

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Lernen  aus Lebensgeschichte

„Dicke Luft“ liegt in der Luft. Was tun? Ohne die (Vor-) Geschichte zu kennen, sind viele kopflos und machtlos. Konflikte und Spannungen lassen sich nur schwer verstehen, beurteilen und bewältigen, wenn gewachsenen Situationen nicht gekannt, erkannt und anerkannt werden, die ja nicht vom Himmel gefallen sind. Das gilt besonders für Unbeteiligte, die häufig einseitig, übereifrig und erregt „informiert“ und manchmal auch – gezielt oder unbewusst – instrumentalisiert werden sollen. Unabhängige Helfer wie Berater sollten deshalb bei Bewältigung z.B. von Beziehungs- und Wahrnehmungskonflikten möglichst alle Konfliktparteien anhören, ohne sich selbst als Richter oder Staatsanwalt aufzuspielen, aber um sich eine eigene Meinung bilden und Brücken schlagen zu können.

Überhaupt lehrt die Geschichte des Lebens, dass „schreiende Ungerechtigkeiten“ und „persönliche Verletzungen“ stets eine Vorgeschichte haben und immer wieder nachgetragen werden, wenn sie nicht rechtzeitig sachlich und fair, wahrheitsgemäß und konstruktiv im gegenseitigen Respekt ausgetragen werden. Und keiner sollte sich darüber wundern, wenn Geschichten einer Familiengeschichte plötzlich in ganz anderen Zusammenhängen das blendende Licht der Welt erblicken: „Du hast dich schon immer so verhalten…“.

Natürlich gibt es Geschichten aus alter Zeit, in denen sich Halbwahrheiten und Wahrnehmungsstörungen, Selbstgerechtigkeit und Selbstgenügsamkeit so sehr mischen, dass sie in Stein gemeißelt sind, dass es eine Sisyphusarbeit ist, sie abzutragen oder wegzutragen – ohne viel Erfolg und Sinn, da Unbelehrbare diese gefährlichen Steine der Erinnerungen immer wieder neu aus der Tiefe hervorholen, um andere damit zu bewerfen. Dann gibt es wohl nur den Rat,  in Deckung zu gehen. Oder die spitzen Steine leblos auf dem Grund der Vergangenheit liegen zu lassen, da der Klügere bekanntlich nachgibt.  Oder den Konflikt über eine Deutungshoheit juristisch zu institutionalisieren, damit er nicht mit Endlosschleife eskaliert. Auf keinen Fall sollte der „Klügere“ selbst mit Steinen werfen, um sich „ordentlich“ zu rächen, da alles nur verschlimmert wird. Wer Kraft hat, kann im Wartestand geduldig und selbstbewusst auf „ein Wunder der Veränderung“ hoffen. Die muss allerdings immer vom Menschen selbst ausgehen, da eine erwachsene Person sich weder mit Engelszungen noch mit Verteufelung konstruktiv bewegen lässt, sondern nur durch eigenes Erkennen und Wollen.

Aber wer kennt – neben Vergangenheit und Gegenwart – die Zukunft, die stets offen und voller Überraschungen bleibt? Vielleicht kann der stete Tropfen zivilisierten Verhaltens eines Tages doch den Stein des Anstoßes aushöhlen. Und jemanden zum selbstkritischen Nachdenken bringen. Oder jemand hört nicht nur die christliche Botschaft von der allumfassenden Liebe Gottes, sondern wird Täter dieser einladenden Vergebungs- und Versöhnungsbereitschaft, wagt den ersten Schritt, ohne seine Wehrhaftigkeit und sein Selbst aufzugeben. Weil möglichst viele lebendige Steine für das gemeinsame Haus des Lebens gebraucht werden – als einen menschlichen Ort mit ausstrahlender Würde in Freiheit und Verantwortung.

Burkhard Budde

Ehre

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Menschen ehren?

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Menschen ehren?

Wer oder was wird geehrt? Und warum, wozu?

Zum Beispiel am Muttertag: Eine „gute Mutter“ wird vom „dankbaren Kind“ geehrt, weil die Mutter nicht nur an sich selbst gedacht hat, sondern auch ihre Lebenszeit mit ihm teilte. Das erwachsen gewordene Kind verteilt keine Noten oder nur goldene Worte, sondern bedankt sich aufrichtig für das „vorbildliche Beispiel“ der Mutter. Als Identifikations- und Leitfigur hat die Mutter zur eigenen Reifung und Mündigkeit beigetragen – trotz aller menschlichen Widersprüchlichkeiten und sozialen Spannungen. Und bleibt als Gesprächspartner und Wegbegleiter des Kindes in Rufweite.

Oder bei einer Ordensverleihung: Ein Bürger wird mit einem Orden vom Staat geehrt, weil er kein kopf- oder herzloser Zuschauer ist, auch kein knirschender und zerstörerischer Sand im Getriebe des sozialen, kulturellen oder wirtschaftlichen Geschehens, sondern bewegendes Schmieröl der Menschlichkeit, der Nächstenliebe und des Fortschritts. Durch den persönlichen Einsatz des Bürgers ist keine Sahne geschlagen oder oberflächliche Mittelmäßigkeit geschaffen worden, wohl aber konnten sich ein sozialer Zusammenhalt und geistige Einheitsbänder entwickeln. Und ansteckende Perspektiven – ein Gewinn für (fast) alle.

Doch was ist mit den vielen Nicht-Müttern oder mit den unbekannten Namen, die ebenfalls Respekt und Wertschätzung verdienen?

Nicht alle können öffentlich geehrt werden. Und überhaupt: Nicht alle Menschen wollen öffentlich geehrt werden. Manche möchten ohne öffentliche Geräuschkulisse hilfsbereit sein und mit gutem Beispiel vorangehen. Und ohne selbstbezogenes Vorteilsdenken („Was hab ich davon?“) und ohne soziales Genussdenken („Ich verteile gerne, solange ich selbst kein Opfer erbringen muss.“) der Allgemeinheit mit Freude dienen. Und verlassen deshalb ihre Kuschelecke der Selbstzufriedenheit und das Jammertal der Unzufriedenheit; suchen nicht ehrgeizig den Gipfel der Eitelkeiten oder die Wiese der Ehrsucht, sondern tun auf leisen Sohlen und unauffällig, ohne Hintergedanken, aber mit Rückgrat – wie selbstverständlich – ihre Menschen- und Bürgerpflicht.

Doch was ist mit den Nichtgeehrten, die eine verdiente öffentliche Ehrung als Triebfeder guter Taten und der Zivilcourage vermissen?

Eine Frau sagte mir: „Ein Zeichen des Dankes von meinem Kind hätte meine traurige Seele gut getan.“ Eine andere Frau, die sich ein Leben lang ehrenamtlich für eine Organisation eingesetzt hat, verriet mir. „Undank scheint mein Lohn gewesen zu sein.“ Ein Bürger, der sich in seiner Ehre verletzt fühlte, weil er trotz seines Einsatzes keinen Orden erhielt, vermutete: „‘Ehre, dem Ehre gebührt‘, scheint nur für Gleichgesinnte zu gelten.“ Und er dachte vielleicht dabei an die „Ehre“, die in der Geschichte an eine soziale Gruppe wie den Adel gebunden war und erst im 16. Jahrhundert zur Tugend einer ruhmreichen Tat des Einzelnen wurde. Allerdings auch bei Feigheit und Skandal wieder verloren werden konnte. Und bei kleinlichen „Beleidigungen“ zur Rache oder zum Duell führte.

Heute hat es jedenfalls kein selbstbewusster und aufgeklärter Mensch unbedingt nötig, öffentlich geehrt zu werden: Weil eigentlich Gott (allein) die Ehre gebührt, der dem Menschen seine unverlierbare Würde geschenkt hat. Wobei der Mensch öffentliche Anerkennung verdiente, der sich vorbildlich und beispielhaft für die Menschenwürde und die Menschenrechte einsetzt. Denn seine herausragende Leistung könnte durch eine demonstrative sowie würdige Ehrung Kreise ziehen. 

Burkhard Budde

Prävention

Prävention

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Mündiger Bürger

Von Burkhard Budde

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