Israel unterstützen

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Kommentar

Kein Verständnis für Terror

Von Burkhard Budde

Wenn Muslime Verständnis für die Hamas haben

Leserbrief in der Braunschweiger Zeitung am 11.10.2023 

Für brutalen Terror und bestialischen Mord sowie für Judenhass und Gewaltverherrlichung können zivilisierte Menschen, die auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, kein Verständnis haben. 

Versteher der terroristischen Hamas, die als fanatische islamistische Angreifer Menschen wahllos hingemetzelt haben, verhöhnen bewusst oder unbewusst, gewollt oder ungewollt unschuldige und wehrlose Opfer, Kinder, Mütter und Väter, aber auch israelische Polizisten und Soldaten. 

„Eigentlich“, „Ja, aber“, „Schweigen“, „Abwarten“, „Dumm und naiv stellen“ helfen nicht weiter, auch keine leeren Solidaritätsversprechen. Deutsche Politik muss das Existenzrecht Israels und das Selbstverteidigungsrecht Israels konsequent und rechtsstaatlich, öffentlich und offen verteidigen, indem z.B. Islamische Verbände, die nicht eindeutig und glaubwürdig die Hamas- Aggression in Wort und Tat verurteilen, keine öffentlichen Gelder mehr erhalten und Anhänger der Hamas, die ihre Mordlust öffentlich feiern, strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden. 

Auch wird es Zeit, eine religiöse Bildungsoffensive der aufgeklärten Vernunft zu stärken, um die Quellen der Religionen kritisch und differenziert zu lesen sowie den Vorrang des Grundgesetzes und der Menschenrechte zum Beispiel vor der Scharia zu vermitteln.

Damit im Strom der Zeit Juden und Christen, liberale Muslime und nicht-religiöse Bürger in Frieden und Sicherheit, in Freiheit und Würde gewaltfreit sowie im gegenseitigen Respekt zusammenleben können.

Und Israel nicht allein gelassen wird. 

Burkhard Budde 

Leserbrief zum Thema „Viele Muslime haben Verständnis für die Hamas“ (BZ 1010.2023)

Segen bewegt den Geist
Fünftes Gebot

Fünftes Gebot

Auf ein Wort

Sich gegenseitig achten? (Fünftes Gebot)

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Sich gegenseitig achten? (Fünftes Gebot)

Zehn Lebensperspektiven begründen das Zusammenleben, stärken den Zusammenhalt und erneuern das Zusammenbleiben: Die Zehn Gebote gehören zur einheits- und sinnstiftenden Schatzkammer von Juden und Christen. Sie sind jedoch auch eine Einladung an Andersdenkende, in den Raum des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe einzutreten, um neue Entdeckungen sammeln zu können –  vielleicht auch ein glückseliges Leben in der letzten Geborgenheit bei Gott und in der Verantwortung vor Gott und dem Nächsten.

Die fünfte Perspektive in jüdischer Lesart lautet:

Ehre deinen Vater und deine Mutter. Dann wirst du lange in dem Land leben, das der Herr, dein Gott, dir gegeben hat.

Die Eltern ehren?

Eine mögliche Antwort ist:

Weil Gott will, dass Eltern und Kinder sich als eine bleibende gute Gemeinschaft erleben.

Dein Leben wird beseelt, gewinnt Sinn und Liebe, wenn du deine Eltern achtest und ihre besonderen Aufgaben der Fürsorge und Erziehung sowie ihren Einsatz, dich zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit zu befähigen, anerkennst. Doch auch die Eltern sollen die Würde und das Wohl ihrer Kinder, die mit eigenen Rechten und Pflichten erwachsen werden sowie eines Tages selbst Eltern werden können, achten. Eltern und Kinder sollen nicht an dem Ast des Lebens sägen, auf dem alle Menschen sitzen.

Aber wenn Eltern ihre Verantwortung nicht wahrnehmen?

Ein Kind ist ja keine Ware, die gekauft und verkauft werden kann; kein Hund, der dressiert wird und auf Kommando folgt; kein Kitt, der eine kaputte Beziehung zusammenhält; keine Trophäe, kein Siegeszeichen der Eltern. Eltern brauchen allerdings auch kein staatliches Zertifikat, um ihrer Erziehungsverantwortung gerecht zu werden; sie sollten sie jedoch hinreichend und vorrangig wahrnehmen und danach fragen, was ihr Kind braucht: Achtsamkeit und Zuwendung, bestmögliche Unterstützung und Förderung, vor allem gelebte und vorgelebte Werte und Normen, zum Beispiel Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Fairness, Verstehen und Verständigung, Lern- und Vergebungsbereitschaft. Und soziale Regeln, die nicht einschüchtern, mies- und kleinmachen oder den Willen des Kindes brechen, sondern einem Kind durch klare und konsequente Ansagen und Grenzziehungen Schutz, Orientierung und Halt geben, so dass in der Schutzzone der Familie die Fähigkeit der Freiheit in Verantwortung eingeübt wird.

Diese Zone ist besser als ein Erziehungsvakuum mit Gleichgültigkeit oder Hilflosigkeit, in dem ein Kind hin- und herpendelt, auch geeigneter als ein Überwachungsraum mit Überfürsorge oder Ängstlichkeit, indem Eltern ständig um ihr Kind kreisen. Erziehung als Grundlage der Bildung eröffnet am besten Freiräume wachsender Eigenverantwortung und sozialer Persönlichkeitsentwicklung.

Eltern, die das Wohl des Kindes im Auge haben und positive Vorbilder im Blick auf das Einüben sozialer Kompetenzen sind, prägen ihr Kind. Diese „Saat“ kann später aufgehen, so dass ihr Kind selbst zum Vorbild wird, indem es sich um seine Eltern im Alter nach bestem Wissen und Gewissen sowie nach seinen Möglichkeiten kümmert.

Dann können auch offene sowie vertrauensvolle Gespräche auf Augenhöhe angestrebt werden, die bei Konflikten nach Lösungen suchen, vor allem die nachhaltige Wirkungen auf das eigene Kind haben, so dass sich der solidarische Generationenvertrag wie von unsichtbarer, aber liebender und erfahrbarer Hand verlängert.

Burkhard Budde

Veröffentlicht in der Kolumne „Auf ein Wort“ des Wolfenbütteler Schaufensters am 15.10.2023

Viertes Gebot

Viertes Gebot

Auf ein Wort

Energie durch Religion?

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Energie durch Religion? (Viertes Gebot)

Zehn Lebensperspektiven begründen das Zusammenleben, stärken den Zusammenhalt und erneuern das Zusammenbleiben: Die Zehn Gebote gehören zur einheits- und sinnstiftenden Schatzkammer von Juden und Christen. Sie sind jedoch auch eine Einladung an Andersdenkende, in den Raum des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe einzutreten, um neue Entdeckungen sammeln zu können –  vielleicht auch ein glückseliges Leben in der letzten Geborgenheit bei Gott und in der Verantwortung vor Gott und dem Nächsten.

Die vierte Perspektive in jüdischer Lesart lautet:

Denk an den Sabbat und heilige ihn. Sechs Tage in der Woche sollst du arbeiten und deinen alltäglichen Pflichten nachkommen, der siebte Tag aber ist ein Ruhetag für den Herrn, deinen Gott. 

Am Sabbat ruhen und ihn feiern?

(nach christlicher Lesart „Feiertag“ am Sonntag statt „Sabbat“ am Samstag)

Weil Gott will, dass seine Geschöpfe durch ihn geschützt bleiben und erneuert werden können.

Dein Leben wird beseelt, gewinnt Sinn und Liebe, wenn Du das göttliche Angebot annimmst und dich nicht vom Stress und der Hektik, vom Leerlauf und der Sinnleere, von Gleichgültigkeit und dem Hochmut, aber auch nicht von Sorgen und Ängsten beherrschen lässt. Wer aus der Quelle religiösen Lebens regelmäßig schöpft, wird mit neuer lebensdienlicher Energie beweglicher und zuversichtlicher: Sein Alltag erhält mit neuer Gelassenheit, Besonnenheit und Weisheit eine ausstrahlende Haltung.

Aber hat es Sinn, regelmäßig zur Ruhe und Besinnung zu kommen und zu versuchen, aus einer religiösen Quelle Urkraft zu schöpfen?

Für fromme Juden ist der Auszug (=“Exodus“) aus ägyptischer Sklaverei der Beginn der besonderen Geschichte Israels mit dem einen Gott, zu dem das „Volk Gottes“ sich bekennt: „Schma Jisrael (Höre, Israel), der Herr ist unser Gott, der Herr allein! Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.“ (5.Mose 6,4-5)

Der Sabbat, der siebte Wochentag, erinnert nicht nur an Gottes Ruhetag als Geschenk Gottes („Und Jahwe segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk erschaffen hatte.“ 1. Mose 2,3), sondern auch an die Befreiung Israels aus Ägypten. Er bietet im ritualisierten Raum mit wiederkehrenden Handlungsmustern die Möglichkeit, sich wöchentlich auf den „Exodus“ und auf „JHWE“ zu konzentrieren, sich des Einheitsbandes jüdischer Geschichte zu vergewissern und die eigene religiöse Identität mit den historischen Wuzeln zu verbinden.

Für fromme Christen ist die Auferstehung Jesu, der Sohn einer jüdischen Mutter war und nach jüdischem Ritual beschnitten wurde, das zentrale Glaubensbekenntnis: „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.“ (1. Korinther 15,14) Der Sonntag, wörtlich „Tag der Sonne“, soll daran erinnern, dass Jesus drei Tage nach seinem Tod am Karfreitag auferstanden ist und eine neue Schöpfung begann: „Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (Römer 6,4) Motor neuen Lebens war für Jesus die Menschlichkeit, der eigentliche Sinn des Sabbatgebotes, nicht allein das Gesetz und der Gehorsam: „Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“ (Markus 2,27)

Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland schützt den Tag „der Arbeitsruhe und seelischen Erbauung“ (Artikel 140), der zur menschlichen und sozialen Qualität sowie zum geistig-geistlichen Tiefgang des Zusammenlebens im Alltag beitragen kann.

Denn für Juden und Christen ist das regelmäßige „Ruhen in Gott“ wichtig – nicht um die Hände einfach in den Schoß zu legen, aber sie vor Gott leeren zu können, um sie mit neuem Vertrauen, neuer Kraft, Zuversicht und neuem Mut von Gott selbst füllen zu lassen. Um anschließend mitten im Alltag mit Gottes Hilfe zu rechnen.

Burkhard Budde

Veröffentlicht in der Kolumne „Auf ein Wort“ des Wolfenbütteler Schaufensters am 8.10.2023

Drittes Gebot

Drittes Gebot

Moment mal

Mit Gott rechnen

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Mit Gott rechnen? (Drittes Gebot)

Zehn Lebensperspektiven begründen das Zusammenleben, stärken den Zusammenhalt und erneuern das Zusammenbleiben: Die Zehn Gebote gehören zur einheits- und sinnstiftenden Schatzkammer von Juden und Christen. Sie sind jedoch auch eine Einladung an Andersdenkende, in den Raum des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe einzutreten, um neue Entdeckungen sammeln zu können –  vielleicht auch ein glückseliges Leben in der letzten Geborgenheit bei Gott und in der Verantwortung vor Gott und dem Nächsten.

Die dritte Perspektive: Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.

Gottes Namen in Ehren halten?

Weil Gott will, dass Menschen ihn als unsichtbaren Schöpfer ehren.

Dein Leben wird beseelt, gewinnt Sinn und Liebe, wenn Gottes schöpferischer Geist in dir lebt und durch Dich glaubwürdig zum Ausdruck kommt. In seinem Namen ist der Schöpfer gegenwärtig, wenn du ihn aufrichtig anrufst, seinen Namen nicht missachtest und verleugnest oder ihn nicht als Instrument von Gewalt oder Heuchelei missbrauchst. Wenn du seinen Namen ehrst, kannst du auf sein Wirken in guten Zeiten hoffen und in schlechten Zeiten dennoch vertrauen.

Aber wird ein Namen angesichts einer immer größer werdenden Flut von Zeichen nicht immer wichtiger? Ist ein Namen nicht mehr als ein schöner Mode- oder Markenartikel mit wohligem und weltläufigem Klang sowie mehr als eine abstrakte Aneinanderreihung von nackten Buchstaben? Ist ein Namen nicht ein Erkennungs- und Unterscheidungszeichen („Du bist gemeint und kein anderer!“), vielleicht auch ein Zugehörigkeits- und Gemeinschaftszeichen („Du gehörst genau zu dieser Gruppe!“), sicherlich ein Verantwortungs- und Rechenschaftszeichen („Du musst auf dein Verhalten persönlich Antwort geben!“)?

Der Name des unsichtbaren Gottes jedenfalls ist nach biblischer Überlieferung mehr als Schall und Rauch; er kann etwas über eine besondere Beziehung aussagen. Als Mose die Stimme Gottes im brennenden Busch, der nicht verbrannte, hörte und Gott nach seinem Namen fragte, hat Gott geantwortet: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Diese griechische Übersetzung des hebräischen Urtext „אהיה אשר אהיה“ („Ehje ascher ehje“) kann jedoch auch anders übersetzt werden: „Ich werde für euch da sein!“ Gott offenbart nicht durch einen konkreten Namen sein „absolutes Sosein“, wohl aber verspricht er aus freien Stücken im „geschichtlichen Dasein“ seine liebende Freundschaft – als unsichtbarer Befreier, solidarischer Begleiter und souveräner Beschützer. Der Schöpfer lässt sein Geschöpf mit individueller Originalität, sein Ebenbild mit unverlierbarer Würde, seinen Beauftragten, der Verantwortung vor ihm und dem Nächsten wahrnehmen soll, weder in guten noch in schlechten Tagen im Stich. Und geht mit demjenigen, der auf ihn hört, sich zu ihm bekennt und liebt, eine persönliche Beziehung ein.

Im vertrauensvollen und ehrlichen Anrufen seines Namens ist ein lebendiger Gott anwesend, der Menschen verändern kann – Fromme, die Gott achten, aber Menschen verachten; Halbgötter, die sich selbst und andere anbeten, aber nicht nach Gottes Willen fragen und nicht mit Gott selbst rechnen, dem jedoch alle eines Tages Rechenschaft ablegen müssen.

Burkhard Budde

Veröffentlicht in der Kolumne „Auf ein Wort“ des Wolfenbütteler Schaufensters

am 1.Oktober 2023

s.

Neues Buch

Neues Buch

Moment mal

Neues Buch „Spuren gelebter Liebe“

Von Burkhard Budde

Spuren gelebter Liebe

Neues Buch „Spuren gelebter Liebe“

Was fördert den sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt? Diese Frage wird immer wichtiger angesichts von zunehmender Zersplitterung und Polarisierung sowie von abgeschotteten Lebenswelten und Erfahrungsräumen. Aber auch ein allgemeiner Autoritätsverlust und ein Egozentrismus stärken eine gedankenlose Ahnungslosigkeit, die sich zu einer gefährlichen Überheblichkeit entwickeln kann und sich gegenüber neuem Wissen verschließt.

Das Geheimnis eines bewussten und erfüllten Lebens liegt nicht nur in der Achtsamkeit, im Mitgefühl, im Perspektivenwechsel, sondern auch in denkenden Suchbewegungen, die eine kritische und differenzierte Analyse sowie eine eigene und unabhängige Meinung ermöglichen, ohne den emotionalen Blick zu vernachlässigen.

Ohne dass „Sapere aude“ der Aufklärung – ohne den „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ – kann es keine geistigen, seelischen und sozialen Entwicklungen geben. Und die aufgeklärte Vernunft braucht die Liebe, um belebt zu werden, den Blick weiten zu können, Sinn zu erfahren und vor allem menschlich, aber nicht schwärmerisch oder dumm zu bleiben.

Das neue Buch „Spuren gelebter Liebe“ von Burkhard Budde will Mut machen, das Versprechen der Liebe in unterschiedlichen Situationen und die Spuren der Liebe im Alltag sowie in Grenz- und Krisensituationen kritisch zu bedenken. Der Sammelband der Kolumnen des Autors „Auf ein Wort“ (Wolfenbütteler Schaufenster) und „Moment Mal“ (Westfalen-Blatt) sowie die zusätzlichen Texte wie „Christliches Menschenbild“, „Zehn Gebote“ und „Seligpreisungen“ holt den Leser aus seiner Lebenswirklichkeit ab und lädt ihn ein, über Inhalte der christlichen Botschaft nachzudenken und sich eine eigene Meinung zu bilden. Nicht der pädagogische oder moralische Zeigefinger wird gehoben, wohl aber kann sich der vorbehaltlose sowie offene Leser mit spirituellen Fingerzeigen auseinandersetzen.

Gelebte und allumfassende Liebe im Horizont des christlichen Glaubens ist nicht nur ein Ewigkeitsversprechen, nicht eine schöne Zutat, sondern eine umfassende Tat, eine Kraft in der gesellschaftlichen Vielfalt, die Menschen miteinander verbindet und versöhnt, neues Leben schafft, trägt und erneuert. 

Spuren gelebter Liebe

25 Mutmacher

Burkhard Budde

Paperback 110 Seiten

Verlag: Books on Demand

Preis 11,99 Euro

Das Buch kann im Internet, aber auch in jeder Buchhandlung in Deutschland bestellt werden.

Zweites Gebot

Zweites Gebot

Moment mal

An Gott glauben?  (Zweites Gebot)

Von Burkhard Budde

 

Auf ein Wort

An Gott glauben? (Zweites Gebot) 

Zehn Lebensperspektiven begründen das Zusammenleben, stärken den Zusammenhalt und erneuern das Zusammenbleiben: Die Zehn Gebote gehören zur einheits- und sinnstiftenden Schatzkammer von Juden und Christen. Sie sind jedoch auch eine Einladung an Andersdenkende, in den Raum des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe einzutreten, um neue Entdeckungen sammeln zu können –  vielleicht auch ein glückseliges Leben in der letzten Geborgenheit bei Gott und in der Verantwortung vor Gott und dem Nächsten.

Die zweite Perspektive:

Du sollst außer mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Götzenbild anfertigen.

Nur an einen Gott glauben und dir nicht vorstellen, wie er aussieht?

Weil Gott will, dass Menschen ihm als ewige Quelle allen Lebens vertrauen.

Dein Leben wird beseelt, gewinnt Sinn und Liebe, wenn Gott mehr ist als deine Vorstellung von ihm. Gott sprengt alle Bilder, die du von ihm machst sowie alle Gedanken über ihn. Er will auch in deinem Leben der Freie und Souveräne bleiben, um dir selbst in tiefen Tälern oder festgefahrenen Sackgassen deines Lebens neue Perspektiven aufzuzeigen und neue Wege zu ebnen. 

Aber wer sind diese „anderen Götter“, die offensichtlich im Wettbewerb um mein Herz mit dem „einen Gott“ stehen? Sind es mächtige Strippenzieher, die unsichtbar sind, aber den Ton in meinem Leben angeben wollen? Einflussreiche Marionettenspieler, die mich wie eine Puppe je nach Situation gerne springen oder liegen lassen, ohne dass ich Widerstand leisten kann oder will? Große Zampanos, denen ich mich freiwillig ausliefere, indem sie mir das Gesetz des Handels aus der Hand nehmen, weil sie mir viel Geld und Erfolg, Ruhm und Glück versprechen? Menschliche Wölfe, die brutal übereinander herfallen, wenn es gilt, die Beute zu verteilen?

Oder sind es leidenschaftliche Götzen in mir, die aus Freude tiefe Trauer machen können, aus Wut brutale Gewalt, aus Ekel hartherzige Abneigung, aus Furcht kopflose Panik, aus Verachtung gleichgültigen Hochmut, aus Trauer schmerzhafte Bitterkeit, aus Überraschung gestresste Unsicherheit?

Und wer ist dieser „eine Gott“, der keine Konkurrenz duldet? Nach den Erfahrungsberichten der Bibel ist er allein heilig, nicht wie ein Götze endlich, vergänglich, zerbrechlich. Er handelt als Freier und befreit Unfreie – im Gegensatz zu „Götzen“, die den Menschen, der sie anbetet, versklaven, entmündigen und entmenschlichen. Dieser lebendige Gott, der den Menschen geschaffen und ihm unverlierbare Würde geschenkt hat, ist dem Menschen in allen Grauzonen des Lebens nah, in seinen Warum-Fragen, Sorgen und Nöten – um schwarze Löcher wie Verzweiflung und goldene Käfige wie Schwärmerei im Vertrauen auf Sinn im Unsinn, auf Macht in der Ohnmacht aushalten, vielleicht auch überwinden zu können. Dieser eine Gott ist wie ein guter Hirte, barmherzig und gerecht, aber auch verteidigungsbereit und solidarisch – oder im Fluss des Lebens wie eine ewige Quelle, die nicht immer sofort sichtbar, aber als Quelle neuen Lebens im Glauben, in Hoffnung und Liebe erfahrbar ist.

Burkhard Budde