Moment mal

„Wie geht es Dir?“

Von Burkhard Budde

Gesundheit kommt und geht…

„Wie geht es Dir?“

Eine unvorhersehbare Begegnung: „Das freut mich sehr, dich zu treffen. Wir haben uns ja lange nicht gesehen“, sagt ein Mann zu einem alten Bekannten. „Wie geht es Dir?“ fragt der Gute-Laune-Mensch seinen alten Kameraden. Doch zu seiner Überraschung antwortet der: „Willst Du das wirklich wissen?“ „Selbstverständlich!“ „Dann musst Du Dir etwas Zeit nehmen. Mir geht es nämlich sehr schlecht.“ Der Mann ist verunsichert, kann aber jetzt nicht Nein sagen, obwohl er eigentlich unter Zeitdruck steht. Und hört von seinem Bekannten, dass er vor geraumer Zeit „wie aus heiterem Himmel“ schwer erkrankt ist, aus dem vollen Berufsleben herausgerissen wurde und die Krankheit, die „fürchterliche Geißel“ einfach nicht loswird. „Das tut mir sehr leid“, stammelt der Mann, „leider muss ich jetzt los. Aber ich drücke dir ganz fest die Daumen“. Und ihm läuft eine Träne über sein Gesicht.

Auf dem Heimweg kreisen ungewohnte Gedanken in seinem Kopf, die sich nicht einfach in Luft auflösen oder verdrängen lassen: Ausgerechnet dieser „dufte“ Kumpel, der ein beschwingtes Leben geführt, aber auch stets ein Herz für seine Mitmenschen hatte, erlebe „so einen Mist“. Einen solchen Schicksalsschlag habe er nicht verdient. Das Leben sei zwar kein Wunschkonzert, aber es könne schon gerechter sein. Und er selbst könne eigentlich nur dankbar sein, dass er gesund sei – keine Selbstverständlichkeit!

Und dann beschäftigt er sich mit einer ungewöhnlichen Frage: „Was würdest Du in Deinem Leben ändern, wenn es Dich „erwischen“ sollte? Sich weiter ärgern über Mitmenschen, die aus einer Mücke einen Elefanten machen, das Haar in der Suppe suchen, nur jammern und klagen, die Dir vor allem Deine Lebenszeit stehlen? Sich weiter wundern über Mitmenschen, die sich im Hamsterrad ohne Erfolg abstrampeln, in der Tretmühle des Alltags nichts Neues entdecken, auf der Karriereleiter um jeden Preis aufsteigen wollen, vor allem die man nicht ändern kann, weil sie sich nur selber ändern können? Sich weiter streiten mit Personen, die Dir nichts gönnen und Steine in den Weg legen, Dich schlechtmachen, Dich mit ihren Vorurteilen in Schubfächer mit Etiketten stecken, vor allem weil ein Streit mit ihnen keinen Sinn macht, wenn Offenheit, Ehrlichkeit und Verständnis fehlen? Oder würdest Du Dein Leben mit Wichtigerem füllen? Aber was ist das wirklich Wichtige?

Da taucht ein weiterer Gedanke auf: Ob sein erkrankter Bekannter auch an ein Leben nach dem Tod glaubt? Vielleicht sollte er für ihn beten, dass Gott selbst ihm Zuversicht und Besonnenheit schenkt. Und ihn in den nächsten Tagen einmal anrufen.

Sicherlich, denkt er, kennen andere noch andere Erfahrungen im begrenzten, jedoch stets in Gott geborgenem Leben Trost zu finden – sowie unsichtbare Lebenskraft und schöpferische Liebe, die im Gottvertrauen das Leben entgrenzt, um Bleibendes und Unvorhersehbares zu entdecken.

Burkhard Budde

Veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt am 3. Juli 2021 in Ostwestfalen und Lippe in der Kolumne „Moment mal“