Moment mal

Offene Tür

Von Burkhard Budde

Moment mal

Von Tür zu Tür

Leben alle Menschen gleichsam von Tür zu Tür?

Manche Tür bietet Schutz für Kinder, die nicht unbeaufsichtigt auf die Straße laufen sollen. Oder Sicherheit  vor Mitmenschen, die hinter Schloss und Riegel gehören. Eine andere Tür verspricht eine neue Gemeinschaft, bleibt jedoch zunächst verschlossen, bis sie sich öffnet. Wer geduldig wartet, zum richtigen Zeitpunkt mit Fingerspitzengefühl anklopft oder den passenden Schlüssel – überzeugende Gefühle und Argumente – findet, kann einen Zugang zu den gewünschten Räumen bekommen.

Es gibt auch Türen, die zunächst geöffnet sind, dann aber verschlossen werden. Wer aus verletzter Eitelkeit aus einer Mücke einen Elefanten macht, wer von eigenen Schwächen und Fehlern ablenken will und Sündenböcke sucht oder wer lieber von einem schwarzen Schaf gleich auf eine Schwarze Herde schließt, braucht sich über Türen, die ins Schloss fallen, nicht zu wundern.

Türen trennen Menschen voneinander, können Menschen jedoch auch miteinander verbinden. Manchmal sind sie nur einen Spalt geöffnet, durch den ein wenig Licht in einen dunklen Raum fällt. Manchmal sind sie unwiderruflich verschlossen, wenn das Gefühl entsteht, in einem engen Raum ohne Türen einsam und ohnmächtig weiterleben zu müssen.

Lebenstüren sind keine Automatiktüren, die sich wie von Geisterhand öffnen und schließen. Die Tür zu einem Herzen lässt sich auch nicht einfach einrennen oder aufbrechen. Doch es besteht die Möglichkeit, anzuklopfen – z.B. mit einem Gespräch oder Brief.

Mit Herzklopfen, weil er unsicher ist, aber auch mit Herzblut, weil er sich nach Geborgenheit sehnt, hört ein Mensch ein besonderes Klopfen: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür öffnet, zu dem werde ich eingehen.“ (Offenbarung 3,20) Und er fragt sich: Ist Gottes Wort ein Türöffner zur Gemeinschaft mit ihm? Öffnet sich für ihn eine neue Tür, wenn er nicht mehr durch eine alte Tür gehen kann? Und bleibt die Tür des Vertrauens auf Gottes Schöpferkraft und schöpferische Liebe offen, wenn alle Türen ins Schloss gefallen sind? Und ist der Türöffner des Glaubens zugleich der Schlüssel zu einer Welt des Friedens in Freiheit, der Liebe in Verantwortung vor Gott und dem Menschen?

Burkhard Budde

Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 10.12.2022 in der Kolumne „Moment mal“