
Liebe statt Hass
Moment mal
Liebe statt Hass
Von Burkhard Budde

Die Rose symbolisiert Liebe, die stärker ist als Hass
Liebe statt Hass säen
Ihre einzigartige Schönheit fasziniert, ihre Farbe verzaubert, ihr betörender Duft verführt. Die Rose spricht die Sprache der Liebe, auch ohne viele Worte. Sie bereitet Freude und weckt Sehnsüchte. Dennoch bleibt sie bodenständig, verwurzelt im Boden der Tatsachen. Mit ihren Stacheln kann sie sich wehren, wenn sie angegriffen wird, sich aber sich festhalten, wenn sie sich als Kletterrose weiterentwickeln will.
Im bunten Garten des Lebens wachsen jedoch nicht nur Königinnen. Wer genau hinsieht, entdeckt ganz unterschiedliche Gewächse: kniepige, die nicht teilen können; verschwenderische, die das Geld aus dem Fenster werfen; gierige, die den Hals nicht voll genug bekommen; maßlose, die ihre innere Leere sinnlos zu füllen versuchen; neidische, die durch ständiges Vergleichen immer auf der Bremse der Entwicklung stehen; zornige, die schnell unter die Decke gehen statt besonnen und gelassen zu reagieren; traurige, denen Trost, Zuversicht und Kraft zum Aufblühen fehlt.
Aber eine Sorte von Blumen, die besonders in kochender Hitze oder in eisiger Kälte gedeiht, versetzt anderen Geschöpfen Stiche ins Herz. Manche von ihnen leben schon lange im Garten, andere sind erst kurze Zeit Bewohner geworden. Es sind Sumpfblumen des Hasses, die sich nicht selten als farbenprächtige Augenweiden tarnen, um ihre Giftigkeit und Feindseligkeit zu verbergen. Ihre festen Vorurteile und Feindbilder, die tief im Boden des Selbsthasses, der fanatischen Verblendung oder einer religiösen Ideologie wurzeln können, treiben ein menschenverachtendes Zerstörungswerk. Immer wird für die „gute Sache“ oder die „richtige Gesinnung“ gekämpft, wenn die „Bösen“ oder die „Andersdenkenden“ rücksichtslos zerstört werden sollen. Ihre Bosheit, das Glück anderer nicht ertragen oder sich am Unglück anderer ergötzen zu können, ist ihre selbstgerechte Deutung eines „gerechten Gartens“.
Das besonders Erschreckende ist, dass die Saat des Hasses in jeder Pflanze aufgehen kann. Der Sumpf des Hasses muss deshalb überall trockengelegt werden. Nicht nur ein Gärtner – z.B. der wehrhafte Rechtsstaat – hat die Aufgabe, den Garten zu schützen, zu pflegen und so zu gestalten, dass ein Leben in Würde und Freiheit aller möglich wird. Auch jede einzelne Pflanze sollte ihre Augen nicht vor gefährlichen Sumpfblüten verschließen, jeder gehässigen Stimme kritisch widersprechen und dem Hass widerstehen. Denn wenn sich das Gift des Hasses ungehindert verbreitet, verblühen und verwelken individuelle Freiheit und die Sicherheit des ganzen Gartens.
Wer nicht Hass, sondern Liebe im Geiste des liebenden Gottes sät, wird seine Verantwortung in Vernunft wahrnehmen, um Sumpfblüten mit ihrem Größen- und Vernichtungswahn zu entlarven und in die Verantwortung zu ziehen. Und als eine Rose mit Dornen wird er schöpferische Kraft ernten, den Boden neuer Mitmenschlichkeit und Gemeinsamkeit zu bereiten. Und Glück finden.
Burkhard Budde
Veröffentlicht im Westfalen-Blatt
in Ostwestfalen und Lippe
in der Kolumne „Moment mal“ am 29.5.2021