Moment mal
Sprache der offenen Herzen
Von Burkhard Budde

Moment mal
Sprache der offenen Herzen
Ist die uralte Sprache bedeutungslos geworden? Wird sie zwar noch geflüstert, aber nicht mehr verstanden, vor allem nur noch selten gelebt? Führt sie ein Nischendasein – wie ein Mauerblümchen? Sprechen vor allem zerstörerische Raketen brutaler Aggressoren? Haben laute Minderheiten, leise Strippenzieher, eiskalte Macher, heuchlerische Pharisäer und verlogene Moralapostel das Sagen? Ist die Stimme umfassender Liebe, an die der Valentinstag am 14. Februar erinnert, verstummt?
Im 3. Jahrhundert hat das Verhalten Valentins in Italien die Sprache der Liebe neu zum Sprechen gebracht: Als Mönch soll er Blumen an liebende Paare verschenkt, als Bischof trotz Verbot Paare getraut, einen jungen Menschen geheilt, den Kaiser durch seine Reden so provoziert haben, dass er den Märtyrertod erleiden musste. Als Heiliger ist er zum Schutzpatron der Liebenden geworden.
Am „Tag der offenen Herzen“ verschenken Menschen Blumen (vor allem in Deutschland) oder Schokolade (in Japan), schreiben Gedichte (in England) oder Liebesbriefe (in Italien). Manchmal wird aus einem Zeichen der persönlichen Wertschätzung, der fachlichen Anerkennung sowie der solidarischen Verbundenheit ein Juwel, eine versteckte Liebeserklärung – keine Schmeichelei, keine Trickserei, auch keine Erpressung, die Gefühle vereinnahmen will. Wohl aber hofft dieses Klopfen an eine Herzenstür auf das Echo, ein Herz und eine Seele zu werden. Die tiefe Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit wünscht sich den Einlass in den Raum aller Sinne, um gemeinsam Neues zu entdecken. Der Kopf deutet und dirigiert zwar das Gefühlsleben, aber er ist gleichzeitig im Herzen zu Hause. Denn leidenschaftlich Liebende wollen weder im kopflosen Gefühlstaumel enttäuscht werden noch im engen Moralkorsett zugeknöpft bleiben.
Manchmal können Liebende sowohl in ihrem Liebesglück als auch im Liebeskummer oder sogar im Scheitern ihrer Liebe die Liebe Gottes entdecken. Gottes Liebe ist eine unendliche sowie neuschaffende Urkraft, ein starkes und stärkendes Gefühl, vorauseilend sowie bedingungslos geliebt zu sein.
Gottes Liebe im Geiste Jesu Christi befreit zur souveränen Mündigkeit in Verantwortung vor Gott und dem Nächsten, aber auch zum neuen Vertrauen in allen Ängsten.
Diese Liebe spricht eine eindeutige Sprache, wenn die von Gott geschenkte Würde und die Rechte eines Menschen mit Füßen getreten werden. Und wird durch konkrete Taten eines klugen Kopfes und eines offenen Herzens auch heute noch hörbar und erlebbar.
Burkhard Budde
Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 11.2.2023 in der Kolumne „Moment mal“