Moment mal

Würdig kämpfen

Von Burkhard Budde

„Kämpfe den guten Kampf des Glaubens“

Moment mal

Würdig kämpfen

Ist das Leben immer ein Kampf?

Manche lassen sich wie ein Stück Holz im Strom treiben. Andere suchen lieber den Weg des geringsten Widerstandes. Wieder andere üben vornehme Zurückhaltung, weil sie kontroverse Auseinandersetzungen scheuen, sehen weg, hören weg, sprechen schweigend. Manche kapitulieren auch. Weil sie starr vor Angst sind, überlassen sie wehrlose Opfer und sich selbst lieber einem brutalen Aggressor.

Viele Normalsterbliche kämpfen jedoch für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben. Sie wollen weder Spielball ihrer Lebensbedingungen noch Marionette unsichtbarer Spieler sein. Sie versuchen selbstverantwortlicher und mitverantwortlicher zu leben, mit ihren Möglichkeiten Ungerechtigkeiten und Unwahrheiten, Krankheiten und Leiden zu bekämpfen.

In ihrer Phantasie können Neid-, Rache-, Eifersuchts- und Minderwertigkeitsgefühle sowie starke Selbstzweifel und irrationale Ängste auftauchen. Diese „lästigen Fliegen“ lassen sich nicht immer so schnell und so leicht vertreiben. Aber sie müssen nicht die Oberhand gewinnen und das eigene Leben vergiften, wenn Fenster mit frischen Gegenkräften geöffnet werden.

Auch die alte Empfehlung des Apostel Pauls an seinen Mitstreiter Timotheus, den „guten Kampf des Glaubens“ zu kämpfen, kann helfen, wenn das Leben zu einem Kampfplatz geworden ist.

Der Glaube an das Wirken des schöpferischen Gottes, der mitleidet und selbstleidet, schafft zwar die menschenverachtenden Geister nicht einfach aus der Welt. Er verkündet auch keine einfachen Durchhalteparolen, wohl aber schenkt er zuversichtliche Geduld und besonnene Tatkraft durch persönliche Gewissheiten: Du bist und bleibst durch Gott gewürdigt – unabhängig von und in deiner Situation. Du bist in deinem Kampf nicht allein, sondern stets „dennoch“ geborgen. Du muss kein Held werden, aber du kannst das Notwendige und Befreiende tun, wofür du verantwortlich bist. Und du kehrst bei allen Erfolgen und Niederlagen eines Tages zu deinem Schöpfer zurück, der dich in Ewigkeit vollendet.

Wer sein Super-Ego, aber auch seine Selbst- und Gottvergessenheit bekämpft, lebt mitten im Kampf als kämpfte er nicht, würdig, ohne fiese Trickserei oder blauäugige Moral, fällt souveräne Entscheidungen – mit den geistlichen Waffen der Liebe und Vernunft, gelassen und tapfer.

Und setzt sich für eine sichere und stabile Ordnung ein, in der nicht die Gesetze der Fäuste herrschen, sondern die Rechte aller durchgesetzt werden.

Burkhard Budde

Veröffentlicht am 30.4.2022 im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe

in der Kolumne „Moment mal“