Moment mal

Liebe statt Hass

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Chancenlose Liebe? 

Gibt es unausrottbare Geißeln der Menschheit, die immer mehr Angst und Schrecken verbreiten?

„In mir ist alles finster“, offenbart ein an Krebs erkrankter Mann, „werde ich die Operation ohne Komplikationen überstehen? Hat mein Krebs bereits gestreut?“

„Mir wird schwindelig“, berichtet eine Frau, wenn sie an ihre Dauerkonflikte mit persönlichen Verletzungen und Anfeindungen denke und auf ihrem Gefühlskarussell keinen klaren Gedanken mehr fassen könne.

„Ich verstehe die Welt nicht mehr“, erzählt eine andere Person, die im Nebel ihrer Gedankenwelt stochert, „warum beendet Wladimir Putin nicht den brutalen Krieg in der Ukraine, den er begonnen hat? Geht es dem Diktator nur um Machterhalt im eigenen Machtapparat? Spielen Menschenleben und Menschenrechte bei ihm überhaupt keine Rolle“?

„Das Grauen der islamistischen Terroristen, die vorsätzlich wahllos, systematisch gnadenlos und auf bestialische Weise morden, die Zivilbevölkerung einschüchtern und nötigen wollen“, so ein Bürger, mache ihn fassungslos. Und der fanatische und unbegrenzte Hass auf Israel sowie Feindseligkeit und Gewalt gegen Mitmenschen jüdischen Glaubens in Deutschland beunruhige ihn sehr. Die historische Unwissenheit und die Leugnung des Existenz- und Selbstbestimmungsechtes Israels sowie die Lernunwilligkeit mancher Studenten und ihre Vorstellungen von einem Gottesstaat seien für ihn unbegreiflich – aber auch Anlass zum solidarischen und politischen Handeln.

Die Macht des Bösen und die Faszinationskraft des Boshaften, aber auch Hass und Gewalt im Gewand des Guten und des „Opfers“ sind wie mächtige Schlangen, die ein friedliches Miteinander in Sicherheit und Freiheit, in Toleranz und Verantwortung vergiften und zerstören wollen.

Kann da angesichts dieser und anderer Geißeln eine überlieferte Botschaft eines Grenzgängers zwischen Himmel und Erde helfen, giftige Schlangen zu bekämpfen oder sie wenigstens in Schach zu halten, damit sie sich nicht ermutigt fühlen, ihr zerstörerisches Unwesen weiter zu betreiben?

Die Botschaft eines Engels, die kein schönes Märchen, kein wissenschaftlicher Beitrag, aber auch kein politisches Programm oder gar Rezept ist?

„Der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren“. (Lukas 2,9 -11)

Wenn diese Liebeserklärung Gottes durch das Vertrauen eines Menschen wahr wird, dann lässt der lebendige Schöpfer sein geliebtes Geschöpf selbst in Angst und Schrecken nicht im Stich. Dann leuchtet durch Jesu Menschlichkeit eine einzigartige Göttlichkeit eines jeden Menschen auf – seine unantastbare Würde, aber auch seine persönliche Verantwortung in der Welt und für die Welt. Dann ist Jesus mehr als eine historische Figur, ein moralisches Vorbild, eine dekorative Gestalt, ein „holder Knabe im lockigen Haar“. Dann ist die Liebeserklärung Gottes, die durch die Geburt Jesu zum Ausdruck kommt, kein verführerischer Zauberspruch, sondern die Geburtsstunde eines neuen Geistes und einer neuen Haltung. Dann werden im Glauben entzündete menschliche Lichtträger zu Hoffnungs- und Verantwortungsträgern, damit die Macht der Liebe angesichts der Macht des Hasses und der Hartherzigkeit eine Chance erhält, sinnstiftende Lichter aufgeklärter Vernunft vermehrt und Geißeln der Menschheit wehrhaft und verhältnismäßig, konsequent und mutig bekämpft werden können. Damit die Neugeburt des „Heilands“ im Herzen „große Freude“ und eine Zukunft ohne Furcht „allem Volk“ bereitet.

Burkhard Budde