Moment mal
Wahre Liebe
Von Burkhard Budde

Zu Ostern:
„Wahre Liebe“
Die Botschaft hör ich wohl, aber geht sie mir auch unter die Haut? Jedes Jahr dringt sie in mein Ohr, aber gelangt sie auch durch den Kopf in mein Herz? Zwar kriecht der Geruch von Kakao und Schokolade in meine Nase, aber wird dadurch mein Gemüt freudig erregt? Und vor allem öffnen die Bräuche und Geschenke zu Ostern meine inneren Türen zur Osterbotschaft?
Ist die „gute alte Nachricht“, dass Gott selbst Jesus von den Toten auferweckt hat, dass Christus „wahrhaftig“ auferstanden ist, eine gedankliche Nuss, an der ich mir meine Zähne ausbeiße, weil ich mir die „Auferstehung“ nicht vorstellen kann? Und es keine historischen Protokolle oder gar lückenlose Beweisketten gibt?
Andererseits denke und weiß ich, dass die Wirklichkeit mehr ist als eine wissenschaftliche Expertise oder eine rationale Erklärung. Denn ich beobachte und erlebe Beziehungswirklichkeiten jenseits von inszeniertem Betrug, erbaulichen Wünschen und frommen Täuschungen.
Zum Beispiel „wahre Freundschaft“. Oder auch „wahre Liebe“, die keine heiße Luft sein muss, selbst wenn sie weder belegbar noch widerlegbar ist. Für Liebende existiert sie, wenn sie ein begründetes Vertrauen und ein leidenschaftliches Miteinander und Füreinander erfahren. Ihre Liebe geschieht als eine unentwirrbare Mischung aus Ratio und Emotio, aus Vernunft und Gefühl, aus Körper- und Kopfempfinden. Angesichts von überraschenden Entwicklungen und herausfordernden Konflikten sucht sie immer wieder Ausgleich und Kompromisse – freiwillig, gleichberechtigt und auf Augenhöhe, aus Liebe.
Eine solche „Beziehungswirklichkeit“ könnte der Schlüssel zum Raum des Glaubens und Lebens sein, um die Wahrheit der christlichen Botschaft zu erschließen oder – vielleicht besser und bescheidener ausgedrückt – sich ihr zu nähern, da sie letztlich – wie die „wahre Liebe“ – ein Geheimnis bleibt: Dass Jesus das Reich des Todes nicht als Wiederbelebter verlassen hat, kein Scheintoter gewesen ist, sein Leichnam nicht gestohlen wurde, sondern einmalig Außergewöhnliches erlebt hat. Dass Gott selbst ihn von den Toten auferstehen ließ.
Aus entsetzten und verängstigen Jüngern, die diese Botschaft zunächst als „dummes Geschwätz“ oder als „wirres Zeug“ kommentierten, wurden mutige und glaubwürdige Zeugen, die neu beseelt und gegen Anfeindungen und persönliche Nachteile bewegt wurden, mit ihrem Leben zu bekennen:
„Der HERR ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen“.
(Lk 24, 34)
Vielleicht hat Gott wie ein Sämann gehandelt, der das Weizenkorn in die Erde legt oder legen und sterben lässt, damit neues Leben, ein Halm mit Ähren, vor allem mit viel Frucht entstehen kann.
Auf jeden Fall können Früchte des christlichen Glaubens „wahre Gottes- und Nächstenliebe“ sein, ein Leben in Freiheit, das vor Gott und den Menschen persönlich verantwortet werden kann.
Deshalb frohe Ostern! Und allen ein glückliches Leben wünschend!
Burkhard Budde