Moment mal
Sumpf des Bösen trockenlegen
Von Burkhard Budde

Der russische Angriffkrieg ist Ausdruck eines Sumpfes, der trockengelegt werden muss
Moment mal
Sumpf des Bösen trockenlegen
Das Böse treibt häufig sein Unwesen hinter der Fassade des Guten. Im Hintergrund werden teuflische Fäden gezogen und scheinheilige Tarnkappen getragen. Das Böse interpretiert das Gute, indem es das Gute ins Böse verwandelt und zur Fälschung macht. Es belügt Leichtgläubige mit Halbwahrheiten, Skeptiker mit Unwahrheiten. Und fühlt sich selbst als Opfer.
Das Böse, das sich selbstverliebt gerne erhöht und selbstgerecht andere erniedrigt, glaubt an den Irrglauben, „gottgleich“ zu sein und duldet keine „Halbgötter“ neben sich. Es verschließt die Augen vor seiner eigenen Verwundbarkeit und Vergänglichkeit. Es zerstört herz- und haltlos, maß- und grenzenlos alle, die seine Macht und seine Machtgier in Frage stellen. Und lebt deshalb immer isolierter in der Kälte der Einsamkeit.
Manchmal zeigt jedoch das Böse ganz unverschämt seine brutale Fratze. Dann gibt es viele Tränen – die von unschuldigen Kindern, die das Böse nicht verstehen können; die von schwangeren Frauen, die ängstlich in die Zukunft blicken; die von alten Greisen, die ohnmächtig und verzweifelt sind, aber auch – nicht selten versteckt – die von mutigen Kämpfern gegen das Böse.
Die Fratze des Bösen macht Angst, weil sie anders handelt, als das Gute denkt und vor den Augen aller anderen Tatsachen schafft, die unvorstellbar, unvorhersehbar und unbegreiflich sind. Kühl kalkulierend und zugleich zynisch leidenschaftlich werden einmalige Menschenleben ausgelöscht, die nichts anderes getan haben, als in Frieden frei und glücklich leben zu wollen.
Aber kann sich diese Fratze aus dem selbstgeschaffenen Sumpf des Bösen befreien? Muss diese Fratze nicht früher oder später das von ihm vergiftete und Tod bringende Wasser selbst trinken? Anders gefragt: Werden böse und boshafte Menschen eines Tages zur Rechenschaft gezogen?
„Erlöse uns von dem Bösen“, heißt es im Vaterunser, das von Jesus überliefert worden ist. Hat Gott das letzte Wort? Kann er als mit- und selbstleidender Gott durch das Gebet dem Beter Kraft schenken, dem Bösen zu widerstehen? Und die Hoffnung, dass der Sumpf der Boshaftigkeiten und Gewalt eines Tages durch die Kraft des Guten, der befreienden Vernunft und der besonnenen Stärke, trockengelegt werden kann, da das ganze Leben in Gottes schöpferischer Hand liegt.
Burkhard Budde
Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 12.3.2022 in der Kolumne „Moment mal“