Moment mal

Suche Glück

Von Burkhard Budde

Moment mal

Suche nach Glück 

Spielt das Glück mit Menschen? Ein Mensch, der zwischen der Ruhe innerer Zufriedenheit und dem Sturm leidenschaftlicher Begeisterung hin- und herpendelt, sehnt sich nach einem Ort des Glücks.

Findet er sein Glück in einer Art Ständegesellschaft?

Hier entdeckt er jedoch, dass das Glück der Geburt eine große Bedeutung hat. Die Herkunft scheint wichtiger zu sein als die einzelne Person, der Ruf wichtiger als das Sein. Und wenn zwei das Gleiche sagen, ist das noch lange nicht das Gleiche. Bleibt die Tür zum Glücklichsein  für viele verschlossen? Oder kann die Tür zum Glücklichwerden nur vom Glück selbst geöffnet werden?

Findet der Glückssucher sein Glück in einer Art Egogesellschaft?

Die Bühne der Reichen und Mächtigen, die Erfolg und  Einfluss haben, aber auch viel Lebenszeit und Kraft investieren, fasziniert. Doch hinter den Kulissen begegnen dem Glückssucher auch viele Ellenbogen und Fußtritte, gespaltene Zungen, Dauergrinsen und kreuzunglückliche Leidensmienen. Und das Unglück der Gescheiterten, die keine zweite Chance bekommen. Gibt es nur ein trügerisches Glück, weil es sehr schnell wie eine Praline angesichts praller Sonne dahinschmilzt? Und alle „Glücklichen“ Pech und Niederlagen haben können, vor allem auch sterblich sind?

Oder verbirgt sich ein glückliches Leben in einer Art Gruppengesellschaft?

Kann ein Denken in Schubladen, Lagern, Etiketten und Rollenklischees glücklich machen? Es gibt Gruppen, die sich wechselseitig absichern, sich weltoffen geben, in Wirklichkeit jedoch abkapseln. Im Namen von Gleichheit wird Ungleichheit – trotz Einzelleistung zum Wohle aller – neidvoll missachtet. Menschen außerhalb ihrer Gruppe sollen „beglückt“ und „erzogen“ werden. Und gesellschaftliche Institutionen sollen nach ihrer Pfeife tanzen. Identität und Gruppenzugehörigkeit haben dann Vorrang vor Integrität, Charakter und Kompetenz. Aber gibt es individuelle Chancengerechtigkeit durch eine einheitliche Frisur und ein einengendes Korsett?

Der Glückssucher hört auf, seinem Glück nachzujagen. Ihm reichen reale und faire Chancen zur persönlichen Lebenszufriedenheit und zum sozialen Wohlbefinden in einer humanen und gerechten Leistungsgesellschaft gleichberechtigter und freier Menschen.

Und als einer, der weit und tief genug denkt, verspürt er, dass es ein besonderes  Glück im Glauben an Gott gibt, der ihm eine innere Geborgenheit und äußere Gelassenheit schenkt – ein unbeschreibliches Gefühl, dass sich ihm sein Schöpfer in seinem Wort beglückend zuwendet, indem sein Fühlen, Denken und Handeln verschmelzen. Und dass dieser Gott nicht mit ihm spielt, sondern ihn mit der Kraft der Liebe und der Vernunft bewegt, sich zu erneuern und vielleicht auch „Glückseligkeit“ zu erfahren.

Burkhard Budde

Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 9. Juli 2022  in der Kolumne „Moment mal“