Moment mal

Glückliche Ehe

Von Burkhard Budde

Zehn Lebensperspektiven begründen das Zusammenleben, stärken den Zusammenhalt und erneuern das Zusammenbleiben: Die Zehn Gebote gehören zur einheits- und sinnstiftenden Schatzkammer von Juden und Christen. Sie sind jedoch auch eine Einladung an Andersdenkende, in den Raum des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe einzutreten, um neue Entdeckungen sammeln zu können –  vielleicht auch ein glückseliges Leben in der letzten Geborgenheit bei Gott und in der Verantwortung vor Gott und dem Nächsten.

Die siebte Perspektive lautet:

Du sollst nicht die Ehe brechen. 

Nicht ehebrechen?

Eine mögliche Antwort lautet:

Weil Gott will, dass zwei Menschen in ihrer Ehe glücklich bleiben oder werden können.

Dein Leben wird beseelt, gewinnt Sinn und Liebe, wenn du die Lebensform der Ehe als lebenslange Verantwortungsgemeinschaft bejahst und nicht aus ihr verantwortungslos ausbrichst oder in ihr wie ein Dieb einbrichst und dadurch das Miteinander vergiftest und Vertrauen zerstörst. Eheleute sollen sich im Geist der gegenseitigen Annahme und des Respektes, der gleichberechtigten Partnerschaft und der Versöhnung auf Augenhöhe begegnen, sich ergänzen und unterstützen sowie entwickeln und vertrauen können. Wer um der liebenden Vernunft willen innerhalb der Ehe oder nach einer Trennung im gegenseitigen Einverständnis einen Neuanfang sucht, kann neues Glück in gemeinsamer Verantwortung finden.

Aber ist die Ehe wirklich eine nachhaltige Keimzelle der Gesellschaft, die schützenswert und förderungswürdig ist, weil sie dem Glück zweier Menschen sowie der Gesellschaft insgesamt dient? Und ist sie nicht wie die Familie einem gesellschaftlichen Wandel unterworfen?

Es gibt gegenwärtig eine Vielfalt von Gemeinschafts- und Beziehungsmodellen. Kein Modell sollte diskriminiert werden, um die individuelle Wunsch-, Wahl- und Wechselfreiheit in persönlicher und gegenseitiger Verantwortung sowie im Geiste liebender Vernunft wahrnehmen zu können.

Die klassische Ehe von Mann und Frau ist jedoch kein Auslaufmodell, weil sie die einzige Verbindung ist, die auf natürliche Weise Kinder hervorbringen kann und eine besondere Lebensgrundlage für ein Kind darstellt. Sie ist ein institutionalisierter Schutz-, Schon- und Entwicklungsraum besonders für Kinder.

Im staatlich geschützten und geförderten Rahmen ermöglicht die öffentliche Institution Ehe eine freiwillige, exklusive, umfassende und auf Dauer angelegte Lebens- und Verantwortungsgemeinschaft.

Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes versuchen Christen, diesen Rahmen im Geist der Partnerschaft und Gleichberechtigung, der wechselseitigen Verbundenheit und vor allem der Liebe zu füllen und zu prägen. Christliche Eheleute können sich jeweils entwickeln, miteinander wachsen, voneinander lernen, füreinander da sein und sich offen gegenüber der Weitergabe neuen Lebens und verantwortungsbewusst gegenüber der Mit-, Um- und Nachwelt verhalten.

Die christliche Ehe als Gabe Gottes ist zugleich Aufgabe des Menschen, Verantwortung vor Gott und dem Nächsten wahrzunehmen. Sie ist kein Selbstzweck, sondern soll dem Menschen helfen, glücklich zu sein oder zu werden.

Burkhard Budde

Veröffentlicht in der Kolumne „Auf ein Wort“ des Wolfenbütteler Schaufensters am 29.10.2023