Moment mal

…und Gottes Segen

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

… und viel Segen!

Haben Sie die Boten der Nächsten- und Fernstenliebe erlebt – die Sternsinger, die als drei Könige verkleidet singend von Haus zu Haus gezogen sind, um vor allem für Kinder in Not Spenden zu sammeln? Um dann mit Kreide die Zeichen C+M+B – verbunden mit der Jahreszahl – an den Türen der Häusern zu hinterlassen?

Der Höhepunkt dieser Aktion ist das erste im Kalenderjahr festgelegte Fest der Kirche, der 6. Januar, der als „Fest der Erscheinung des Herrn“ („Epiphanias“), aber auch als „Tag der Heiligen Drei Könige“ und von vielen orthodoxen Christen als „Tag der Geburt Jesu“ gefeiert wird.

Die Kreidezeichen C+M+B sollen nicht nur an die „Könige“ bzw. an die Abkürzungen Caspar, Melchior und Balthasar erinnern, die früher die damalige Welt mit den Kontinenten Europa, Asien und Afrika symbolisierten und später als „Heilige“ verehrt wurden. Sie stehen heute vor allem für die Abkürzungen des Segenszeichens „Christus mansionem benedicat“ („Christus segne diese Wohnung“).

Die erste literarische Spur der „Heiligen Drei Könige“ befindet sich im Matthäusevangelium (Mt 2,1-11). Der Evangelist kennt allerdings keine Namen, berichtet auch nicht von „Königen“ oder von „Heiligen“, nennt zudem nicht die Zahl „drei“. Der griechische Text beschränkt sich auf die Überlieferung von „Magoi“ (von Martin Luther mit „Weisen“ übersetzt, wörtlich „Magier“ oder „Sterndeuter“), die im Osten den Stern des neugeborenen Königs der Juden gesehen hatten und ihm huldigen wollten sowie Gold, Weihrauch und Myrrhe schenkten.

Im Laufe der Geschichte wurden aus den „Magoi“ der Bibel die „Weisen“ Luthers sowie die „Könige“ der Legendenbildung mit konkreten Namen und einer konkreten Anzahl.

Vielleicht haben Sie, lieber Leser der Kolumne, bei so vielen Infos noch etwas Geduld, um Ihnen noch meinen Kommentar zu diesem Geschehen „zuzumuten“:

Sternsinger am Dreikönigstag sind für mich nicht nur Beweger christlicher Liebe, auf keinen Fall Relikte einer längst vergangenen Zeit, auch keine religiöse Exoten, die aus der Zeit gefallen sind. Sie können vielmehr ermutigen, selbst in die Rolle der „Weisen“ zu schlüpfen, um „Weisheit“ zu entdecken: Ob König oder Bettler, ob mächtig oder ohnmächtig, ob neugierig oder gleichgültig, ob aufrecht oder verlogen, ob selbstbewusst oder selbstgerecht, alles Allzumenschliche ist zugleich menschlich. All das menschliche Trachten nach Ruhm, Reichtum, Macht und ewigem Leben ist immer „nur“ eitel, weil es vergänglich und brüchig ist.

Doch der Segen Gottes wirkt wie ein gutes Wort, das unter die Haut geht, Seele und Geist bewegt sowie Hände öffnet – der froh- und neumachende Zuspruch der wirkmächtigen Gegenwart und der schöpferischen Kraft Gottes, der das letzte Wort hat und Tod in Leben verwandeln kann. Im Segen ist Gott selbst in Aktion.

Seit der Geburt Jesu kann die gesamte Finsternis des Hasses das Licht der Liebe nicht löschen. Die göttliche Kraft und Zuversicht kann vielmehr in ein gesegnetes Haus einziehen und Menschen „anfeuern“, die Tür zum Gott- und Christusvertrauen zu öffnen, um den empfangenen Segen – das Kreuzeszeichen, „signum“ – in Liebe und Vernunft, befreiend und versöhnend weiterzugeben.

Burkhard Budde