Moment mal

Schwimmen lernen

Von Burkhard Budde

Moment mal

Schwimmen lernen 

Gut, wenn ein Mensch schwimmen kann. Vor brütender Hitze kann er dann ins kühle Nass flüchten. Und regelmäßiges Schwimmen stärkt Körper, Geist und Seele, erzeugt ein Wohlgefühl und ist ein Riesenspaß in einer Gemeinschaft.

Beim „Schwimmen lernen“ hat vielleicht ein Schwimmmeister erläutert: Wasser sei für alle Menschen wichtig; ohne Wasser gebe es kein Leben. Es schaffe Leben, trage, erneuere und fördere es. Im Wasser lauerten jedoch auch Gefahren wie gefährliche Strömungen und unsichtbare Untiefen; auf Hinweise und Regeln müsse deshalb geachtet werden. Man sollte sich im Wasser klug und besonnen bewegen, um nicht unterzugehen, je nach Situation mit oder gegen den Strom. Trockenübungen auf der grünen Wiese sowie vorsichtige Schwimmversuche im seichten Wasser können darüber hinaus zum eigenverantwortlichen Schwimmen ermutigen.

Das Entscheidende jedoch sind keine Vorträge oder Bewegungsübungen außerhalb des Wassers. Alles Theoretische als reflektierte Praxis sowie alles Vorbildliche als Lernbeispiele sind nicht unwichtig. Aber zum Schwimmer wird der Nichtschwimmer erst, wenn er sich ein Herz nimmt und sich der tragenden Kraft des Wassers anvertraut. Dann erst wird für ihn das Wort wahr: Du kannst dich auf das Wasser verlassen. Nicht du trägst das Wasser, sondern das Wasser trägt dich. Allerdings musst du gleichzeitig deine Verantwortung „bewegt“ wahrnehmen.

„Schwimmen lernen“ kann ein Gleichnis für ein nicht beweisbares, aber erfahrbares Erlebnis sein: Wie ich dem Wasser Vertrauen schenken muss, um seine tragende Kraft zu erfahren, so entdecke ich die tragende Geborgenheit des Wortes Gottes erst, wenn ich der Kraft- und Sinnquelle allen Lebens selbst Vertrauen schenke – nicht naiv oder schwärmerisch, sondern klug und verantwortlich, „bewegt“.

Geschichten über Gott, theologische Erklärungen, Vorbilder im Glauben sowie kritische Dialoge können helfen, nicht ins Schwimmen oder ins Uferlose zu geraten. Sie können Mut machen, sich mit dem Grund des Lebens auseinanderzusetzen. Aber wichtiger ist es, zu Gott und mit Gott – zum Beispiel im Gebet –  zu sprechen, um seine Nähe in der Ferne zu erfahren.

Christlicher Glaube ist nicht absurdes Wissen, auch nicht blinde Unvernunft, wohl aber eine frohmachende Einladung, auf Gottes Wirken mitten im Leben zu hoffen. Und durch begründetes Grund- und Christusvertrauen zu einer neuen Verantwortlichkeit für das stets gefährdete Leben, zur ständigen Erneuerung  zu gelangen.

Burkhard Budde

Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 23.Juli 2022 und im Wolfenbütteler Schaufenster in der Region Wolfenbüttel am 24. Juli 2022