Moment mal
Osterbotschaft
Von Burkhard Budde

Ostern als Tag der Hoffnung auf neues Leben
Dem Ostergeheimnis auf der Spur
Eine Botschaft, die alles auf den Kopf stellt: Ist sie nur heiße Luft, etwas zum Kuscheln, nur eine intellektuelle Nuss, etwa eine Zumutung? Die Osterbotschaft geht nicht automatisch durch den Kopf unter die Haut. Sie kann auf trockenen Boden der Gleichgültigkeit fallen, aber auch auf steinigen Boden der Ungläubigkeit.
Ob dennoch Bedeutsames, Spannendes, vielleicht sogar Einzigartiges in der Botschaft vom auferstandenen Gekreuzigten steckt – was vielleicht bislang nicht bekannt gewesen oder erkannt worden ist?
Doch der Reihe nach: Der Wanderprediger Jesus, der das Reich Gottes verkündet hatte, wurde gefoltert, starb qualvoll und wurde begraben. Seine Anhänger waren verängstigt und verzweifelt. Das ist sicher. Aber dann begann eine überraschende Wende, die nicht einfach nachvollziehbar war. Frauen entdeckten das leere Grab Jesu. Sie hörten die Engelsbotschaft, dass Jesus von Gott auferweckt worden sei. Diese Botschaft sollten sie den Jüngern und Petrus sagen. Und dass Jesus ihnen auf dem Weg nach Galiläa begegnen würde. Nach Markus flohen die Frauen vom Grab „mit Entsetzen“ und schwiegen über das Erlebte; nach Matthäus gingen die Frauen vom Grab „mit großer Freude und Furcht“ und sagten es den Jüngern.
Kein Mensch hat die Auferweckung Jesu – offensichtlich die alleinige Tat Gottes – miterlebt. Doch der Auferstandene erschien Zeugen – so der Apostel Paulus in einem seiner Briefe – wie dem Petrus, dem ganzen Jüngerkreis, 500 Brüdern, Jakobus, allen Aposteln und Paulus selbst. Alle konnten bezeugen: „Der Herr ist wirklich auferstanden.“ (Lukas 24,34)
Bei Begegnungen in Jerusalem und Umgebung muss Jesus – wie die Evangelien berichten – seinen Jüngern selbst die Augen für seine Auferweckung geöffnet, die Gemeinschaft mit ihm erneuert sowie sie beauftragt haben, das Zeugnis vom Auferstandenen weltweit zu verbreiten. Ohne diese Selbstoffenbarungen des Auferstandenen hätte es wohl keine bewegten Zeugen und auch keine bekennende Bewegung glaubwürdiger Christen gegeben.
In der Folgezeit gab es viele Versuche, die Osterbotschaft verstehbar oder belegbar zu machen, aber sie auch zu hinterfragen oder zu widerlegen; zum Beispiel: Jesus habe als Wiederbelebter das Reich des Todes verlassen. Er sei nur scheintot gewesen. Sein Leichnam sei gestohlen worden. Seine Freunde hätten etwas Außergewöhnliches mit ihm erlebt, es weitererzählt, ohne nach historischen Zusammenhängen zu fragen. Die Botschaft müsse einfach nach dem Motto „Vogel, friss oder stirb“ blind geglaubt werden. Aber könnte Gott nicht wie ein Sämann gehandelt haben, der ein Weizenkorn in die Erde legt und sterben lässt, damit neues Leben, ein Halm mit Ähren entsteht, mit viel Frucht?
Ein wichtiger Schlüssel, sich dem Geheimnis von Ostern heute zu nähern, liegt in dem Verständnis von Wirklichkeit. „Wirklich“ ist nicht nur das, was in einem historischen Protokoll oder in einer wissenschaftlichen Expertise steht. Und „unwirklich“ muss nicht das sein, was nicht im Protokoll oder in einer Expertise steht. Es gibt auch eine Beziehungswirklichkeit, die kein Betrug oder keine Täuschung sein muss. Zum Beispiel wird die „wahre Liebe“ erst im Vollzug – bei allem Risiko des Scheiterns – wirklich und erlebbar, schenkt Glück und Sinn – mitten in den Realitäten, die sie beseelt und verändert.
Auch die Auferweckung Jesu ist eine Beziehungswirklichkeit: Sie ereignet sich nicht in historischen Abhandlungen, theologischen Theorien, rationalen Erklärungen, erbaulichen Wunschprojektionen, im Fürwahr-halten frommer Sätze oder in lückenlosen Beweisketten. Diese Beziehungswirklichkeit wird vielmehr in den vielen Wirklichkeiten im Glauben an die österliche Botschaft gewiss und öffnet zugleich die Grenzen der „Realitäten“.
Wer der Osterbotschaft zutraut, dass es wirklich neues Leben bei und durch Gott gibt, dessen Hoffnung kann hier und jetzt beflügelt, dessen Liebe bewegt, dessen Verantwortung gestärkt werden. Der schöpferische Geist Gottes geht dann nicht mehr aus seinem Kopf; der wird gewiss, nicht übermütig, aber mutig, vor allem neu und froh.
Burkhard Budde