Moment mal
Medienfreiheit
Von Burkhard Budde

Auf ein Wort
Der Schatz der Medien und Demokratie
Es gibt einen außergewöhnlichen Schatz: Die liberale Demokratie mit ihrer Verfassung, die sich besonders durch die individuellen Grundrechte auszeichnet, lebt nicht nur von einem Parlament und einer Regierung, die sich beide durch Wahlen legitimieren, sondern auch von einer unabhängigen Justiz und freien Medien. Vor allem jedoch gehören zu diesem Schatz Bürger (generisches Maskulinum, alle Identitäten sind gemeint!), die sich mit ihrer Demokratie identifizieren und sich für das Gemeinwesen engagieren.
Die bekannten Medien – Tages- und Wochenzeitungen, Zeitschriften und Anzeigeblätter sowie die öffentlich-rechtlichen Anstalten (ÖRR) – bleiben auch in der Zeit der Digitalisierung, der sozialen Medien und eines veränderten medialen Nutzungsverhalten ein Lebenselixier im Schatz der Demokratie. Bürger – ein heterogenes Publikum! – können aus der Vielfalt und der Vielzahl journalistischer Quellen schöpfen, sich informieren und sich so leichter eine eigene Meinung bilden.
Allerdings gibt es besondere Erwartungen im Blick auf die öffentlich-rechtlichen Anstalten, die sich durch Zwangsgebühren aller – und nicht wie private Medienhäuser marktorientiert – finanzieren. „Die „Oberlehrer der Nation“ wollen mich erziehen“, schimpfte ein Bürger und verwies auf die Dominanz der Gendersprache in den politischen Nachrichtensendungen und die der Minderheitenthemen in Krimis und Spielfilmen. Ein anderer Bürger kritisierte die einseitige Zusammensetzung der politischen Talk-Shows sowie das Totschweigen unbequemer Wahrheiten, aber auch die vielen gleichen Angebote in immer größer werdender Anzahl von ZDF und ARD. Zugespitzt fragte er: „Muss der ÖRR ein nerviger Trendsetter sein, immer nur nach Quoten und dem angeblichen Mainstream schielen? Warum gibt es keine Konzentration auf die Grundversorgung der Bevölkerung mit Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung?“
Begründetes Vertrauen jedoch kann in der Arbeit des ÖRR als täglicher Begleiter aller Bürger nur wachsen, wenn der Nutzer keinen belehrenden oder einseitigen Journalismus erlebt, keinen Dreschflegel einer Weltanschauung, keine Keule der Moral, wohl aber einen verlässlichen Qualitätsjournalismus. Aber wie entdecke ich die „Qualität“?
Die Achillesferse eines Journalismus mit Qualitätsanspruch sind die Menschen, die das Programm machen und verantworten. Die eine Berichterstattung von einem Kommentar unterscheiden können und die sowohl mit dem Florett des pflichtgemäßen Ermessens als auch mit dem Kompass eines journalistischen Ethos ihren Dienst im Rahmen von Recht und Gesetz tun. Beispielsweise im Blick auf die Berichterstattung:
Die unabhängig berichten – jenseits der angeblich herrschenden oder eigenen Meinung oder der von Minderheiten.
Sich fair verhalten – ohne Ansehen der Person oder Gruppe und auch die andere Seite zu Worte kommen lassen.
Wahrheitsgetreu recherchieren – die tatsächlich wahrgenommene Lebenswirklichkeit und nicht die gewünschte oder eigene Welt wiedergeben.
Ausgewogen arbeiten – differenziert und kritisch, nicht pauschal oder einseitig, erklärend und aufklärend, nicht verklärend oder missionierend.
Und die ÖRR-Mächtigen sollten Eintrittskarten für die Redaktionsstuben nicht nach der Gesinnung oder der Gruppenzugehörigkeit vergeben, sondern nach fachlicher Kompetenz und nach der Gesamtpersönlichkeit, um den offenen Schatz der lebendigen Demokratie zu sichern und mit Qualitätsbeiträgen zu mehren.
Burkhard Budde
Veröffentlicht im Wolfenbütteler Schaufenster in der Region Wolfenbüttel in der Kulumne
„Auf ein Wort“ am 21. 5.2023