Auf ein Wort

Lebenskampf

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Lebenskampf 

Das Leben ist kein Kinderspielplatz, auch wenn es eine Freude ist, (Enkel-) Kinder zu beobachten, wie sie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten testen und weiterentwickeln. Aber manchmal auch Eltern und Aufsichtspersonen zum Zittern bringen, wenn sie am Klettergerüst wagemutig turnen, als wenn es kein Risiko gäbe.

Der „Weg“ scheint ein treffenderes Bild für das Leben zu sein als ein „Kinderspielplatz“:

Zu jedem Leben gehören unterschiedliche Wegstrecken; zum Beispiel mühsame Strecken auf dem Weg zum Erfolg und Wohlstand, aber auch beim Durchschreiten von Tälern des Misserfolges und der Not sowie der Ängste und Sorgen. Oder Höhenwanderungen mit Panorama- und Weitblick, die schöner und bequemer sind, weil persönliche Erfahrungen echter Freundschaft und wahrer Liebe noch anders motivieren weiterzugehen. Wegbegleiter, die auf unterschiedlichen Wegen zuverlässig und aufrichtig, verständnisvoll und verschwiegen, vor allem glaubwürdig sind, können eine beflügelnde  Weggemeinschaft sein, die das Leben mit dem  Auf und Ab bereichert und hilft, neue Wege bei Wegkreuzungen oder Sackgassen zu finden.

Die eigentliche Bewährungsprobe eines gelingenden Lebens in Gemeinschaft besteht jedoch  nicht im gemeinsamen Sonntagsspaziergang, sondern angesichts von Grenz- und Ohnmachtserfahrungen, die grundsätzlich jeder Mensch wie aus heiterem Himmel erleben kann: Wenn zum Beispiel Menschen eine Organspende brauchen, die ihre letzte Hoffnung ist. Oder wenn Menschen unverschuldet um ihre Arbeitsplätze bangen müssen und sich wie fremdbestimmte Schachfiguren fühlen. Gibt es dann nicht nur laute solidarische Stimmen, sondern vor allem nachvollziehbare neue Perspektiven?

Oder wenn eine Beziehung in die Brüche geht. Geht es dann nur noch darum, schmutzige Wäsche zu waschen und Kinder zu instrumentalisieren? Sind dann nicht Trennungen ohne Auf- und Abrechnungen, im gegenseitigen Respekt und mit klugem Kopf sinnvoller, damit beide Parteien ihre Brüche als Aufbrüche neuen Lebens gestalten  können? Oder wenn ein Mensch eine Krebsdiagnose mit einer schlechten Prognose erhält. Gibt es dann Menschen, die ihm helfen, indem sie ihn annehmen, wieder aufrichten oder mit ihm seine Ohnmacht aushalten und eine tragfähige Gemeinschaft bieten?

Natürlich gibt es keinen Weg, der in eine heile Welt führt, weil jeder Mensch und deshalb auch jede Situation anders ist. Wohl aber kann jeder Mensch über den Wegweiser der froh- und neumachenden Botschaft nachdenken: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens.“ Das heißt wohl, neues Selbst- und Fremdvertrauen durch Grund- und Gottvertrauen zu gewinnen. Mit Zuversicht und in Würde weiterzuleben, auch wenn nur kleine Schritte möglich sind, weil es eine heilbare Welt in der heillos kaputten Welt gibt.

Beim Glaubenskampf um Gottes Hilfe gibt es keine Wege, die immer einen Hauptweg ohne Nebenwege versprechen. Der begehbare Grund des Gottvertrauens ist im Voraus weder beweisbar noch widerlegbar. Man muss ihn zu gehen wagen, in eigener und freier Verantwortung selber gehen, um die Wahrheit des Wegweisers zu entdecken, der stets ein Weg der Freiheit in Liebe bleibt, des Kampfes im begründeten Vertrauen.

Burkhard Budde