Moment mal

Kerzen erfreuen

Von Burkhard Budde

Kerze erfreut

Kerzen erfreuen nicht nur in der Adventszeit

Sie verbreiten Gemütlichkeit und bereiten Freude, rühren zu Tränen, können aber auch Unheil anrichten: Was haben Kerzen nicht alles schon erlebt? Inspirierende Räume, aber auch unheimliche Schmuddelecken. Und viele Grauzonen: Bezauberndes und zugleich Blendendes, Vorbildliches und zugleich Verlogenes. Und Nebelkerzen, die verwirren und ratlos machen können.

Es gibt faszinierende Kerzen, die still vor sich hin leuchten, ihre dunkle und kalte Umgebung erhellen und erwärmen, ihre Mitwelt sicherer machen, indem durch ihr leuchtendes Beispiel dunkle Gestalten abgeschreckt und erloschene Kerzen wieder entzündet werden.

Andere Kerzen flackern bei Windstößen, tanzen dennoch unbeschwert, manchmal auch wild. Und merken nicht, dass sie abbrennen und ihren eigentlichen Sinn verfehlen. Sie verleugnen nicht nur ihren Schatten, sondern können sogar einen Flächenbrand der Zerstörung verursachen.

Der diffusen Finsternis sind besonders „stille“ Lichter ein Dorn im Auge. Sie will selbst Licht sein, wenigstens andere hinters Licht führen, auf jeden Fall das wahre Licht neutralisieren. Dennoch reicht ihre Macht nicht aus, selbst ein kleines Licht in einem großen dunklen Raum zu löschen.

Geht Kerzen ein Licht auf? Erkennen sie, dass in der Finsternis des Neidischen der Beneidete gelähmt, in der Finsternis des Hassenden der Gehasste vernichtet werden soll? Dass der Blender die Finsternis vermehrt? Und in ihrem Leben die Finsternis das letzte Wort behalten will?

Alle können jedoch auch erkennen, dass es einen spirituellen Lichtblick gibt: Dass Gott selbst die ewige Lichtquelle ist, weil in ihm keine Finsternis herrscht. Dass das göttliche Licht durch vergängliche Kerzen in allen Brüchen und Abgründen aufleuchten kann, um im Lichte des Glaubens neues Leben zu entdecken.

Sie brennen von innen, können anders Trost spenden, sich vernünftig und zugleich menschlich verhalten. Und sich wieder (mit) freuen.

Burkhard Budde 

 

Veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 5.12.2020.