Moment mal

Zuversicht im Kampf

Von Burkhard Budde

 Auf ein Wort

Zuversicht im Kampf

Geht das Spiel des Lebens bald seinem Ende zu? Ist es nur noch eine Frage der Zeit, haltlos und kraftlos ins Bodenlose der Sinnlosigkeit zu versinken? Wird die Bedrohung immer schlimmer, erschöpft und verzweifelt, müde und traurig, aber auch ängstlich und wütend das Spielfeld des Lebens verlassen zu müssen?

Kreisende Gedanken können nicht einfach gestoppt werden. „Bin ich nur noch ein wertloser und in der Seele tief verletzter Zuschauer meines eigenen Lebens?“ fragte ein Mensch, der an Krebs erkrankte und die unheimliche und unberechenbare Geißel der Menschheit unerwartet und plötzlich verspürte. Vor allem und trotz allem klammerte er sich an die sehnsüchtige Frage, die ihm manchmal wie ein letzter Strohhalm vorkam: „Gibt es auch für mich begründete Hoffnung auf Heilung?“ Oder endet das unfaire Foulspiel des Krebses mit seinem Körper, aber auch mit seiner Seele und seinem Geist sowie seinem sozialen Umfeld stets mit einer Niederlage?

Solche oder ähnliche Fragen können auf dem Gedankenkarussell eines Menschen existentielle Schwindelgefühle verursachen. Betroffen sind nicht wenige: Jeder fünfte Mensch in Deutschland stirbt an Krebs, berichteten Medien in der letzten Zeit – nach den Todesfällen der Krankheiten des Kreislaufsystems die zweithäufigste Todesurasche. Umso wichtiger werden Prävention und Vorsorge. Und zum Glück gibt es medizinische Fortschritte im Kampf gegen den Krebs.

Kein Mensch – ob gesund oder erkrankt – sollte die Augen vor „Krebs“ einfach verschließen, das Thema aus dem Kopf verdrängen, am eigenen Körper abperlen lassen oder als Betroffener verschweigen. Denn der brutale Spielverderber des Lebens kann in jedes Leben eindringen, will dann im Leben das Sagen haben und Angst und Schrecken verbreiten.

Dann helfen zwar keine klugen Spielpläne von der Stange, wohl aber gereifte und erlebte Erfahrungen von Betroffenen. Zum Beispiel sagte ein Patient nach einer Reha: „Die Gemeinschaft, offene Ohren und verständnisvolle Herzen meiner Mitpatienten taten meiner Seele gut. Wir konnten über alles reden.“ Und die Macht der Angst vor der Zukunft habe keine Übermacht bekommen oder Ohnmachtsgefühle verstärkt. Ein anderer Krebspatient ergänzte: „Wir Betroffenen konnten sogar miteinander lachen“. Humor sei bei aller realistischen Ernsthaftigkeit der Situation ein befreiendes Ventil gewesen, aufgestaute zerstörerische Gefühle loszuwerden. Und ein „Rettungsring“, wenn man nichts mehr oder wenig zu lachen habe. Ein weiterer Patient, der den Psalm 90 gelesen hatte, berichtete, dass die Angst vor dem Tod ihn sogar „lebensklug“ gemacht und der 23. Psalm („Der gute Hirte“) ihm neues Gott- und Grundvertrauen im „finsteren Tal“ geschenkt habe.

Und vielleicht kann ein Mensch in seiner persönlichen Not von der Hoffnung getragen werden, dass es zwar kein Leben ohne Leid gibt, wohl aber in allem schwankenden Leben – auch im finsteren, leeren und unvorstellbaren – die Möglichkeit des Lichtes, der Fülle und der neuen Geburt. Um dann mit Jesus Gott dennoch – auch in der Gottverlassenheit – zu vertrauen: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“ (Lk 23.46) Um dann mutig, das zu tun, was getan werden kann, das anzunehmen, was sich nicht ändern lässt sowie mit Risiken in der Ungewissheit des mit- und selbstleidenden Gottes neu leben zu lernen, der das letzte Wort im Spiel des Lebens behält, das nur Neuanfänge kennt.

Und einen Grund zur Dankbarkeit, vor allem zur Zuversicht schenkt. 

Burkhard Budde

Veröffentlicht auch im Wolfenbütteler Schaufenster in der Kolumne „Auf ein Wort“ am 18.2.2024