Auf ein Wort

Hoffnung

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Suche gute Tugend: Hoffnung 

Ist die alte christliche Tugend Hoffnung heute noch alltagstauglich und lebensdienlich?

Christliche Hoffnung? Einer winkt ab: „Brauche ich nicht. Ich lebe zwischen Lust und Frust, Freude und Enttäuschung. Das reicht mir.“ Die Hoffnung auf ein Jenseits sei ein frommer Wunsch, der auf ein Jenseits vertröste, aber keine Bedeutung für das Diesseits habe. Ein anderer stimmt ihm zu: „Ich bin lieber Chef meines eigenen Lebens ohne ein religiöses Täuschungsmanöver, das nur von den eigentlichen Problemen ablenkt.“ Doch ist christliche Hoffnung wirklich ein Selbstbetrug, eine Wahnidee?

Wieder andere Menschen berichten, dass es „falsche Hoffnungen“ gebe, wenn zum Beispiel leere Versprechungen gemacht würden, auf schwärmerische Worte keine hilfreichen Taten folgten, sozusagen ungedeckte Schecks großzügig verschenkt würden. Aber gilt das auch für christliche Hoffnung?

Nicht ohne Grund jedenfalls gibt es auf Todesanzeigen immer seltener Zeichen oder Worte, die christliche Auferstehungshoffnung zum Ausdruck bringen.

Doch christliche Hoffnung ist mehr als eine Resthoffnung und auch mehr als ein zusätzlicher Optimismus. Ein Leben mit christlicher Hoffnung gründet auf der Zusage Gottes „Siehe, ich mache alles neu.“ (Offenbarung 21,5) Christen bekennen, dass die Hoffnung durch die Botschaft der Auferstehung Jesu, die zwar nicht beweisbar, aber auch nicht widerlegbar ist, eine aktivierende und mutige Lebenskraft selbst in einer hoffnungslosen Situation ist.

 „Wie das?!“ fragt der kritische Geist der Pusteblume, die ganz traurig ist und erzählt:

Als ich noch Löwenzahn war, waren meine Blüten kräftig und leuchtend gelb. Ich wurde anerkannt, aber auch häufig verkannt, wenn Neid und Missgunst oder Konkurrenzgefühle herrschten. Doch jetzt bin ich nur eine weiße Pusteblume, fragil, hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Furcht. Wird der nächste Sturm meine Existenz zerstören? War alles vergeblich und sinnlos? Oder enthält mein Samen, den der Wind der Zeit scheinbar ohne Halt und Ziel verweht, den Keim für neues Leben, das Sinn stiftet?

Ein Mensch, so biblische Zeugen, der wie eine Blume auf dem Felde zwar auch vergänglich, aber mehr als eine traurige und verunsicherte Pusteblume sei, könne dennoch und trotz aller Stürme auf Gottes Zusagen vertrauen. Denn diese göttlichen Zusagen seien unzerstörbar, sie gingen über alle irdischen Möglichkeiten sowie über alle menschlichen Vorstellungen hinaus. Sie ließen den Menschen nicht im tiefen Abgrund der Anonymität und Sinnlosigkeit enden.

Ein Mensch könne sein Leben im Hier und Jetzt in die eigene Hand nehmen und zugleich die Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren, vertrauensvoll in Gottes Hand legen, weil er mit Gottes Möglichkeiten in allen menschlichen Unmöglichkeiten rechne.

 „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt das Sprichwort. „Gott selbst wird Tränen trocknen. Und ganz neues Leben schenken“, sagt die christliche Hoffnung.

Es bleibt ein Wunder, dass staunend und dankbar angenommen, aber auch gedankenlos oder begründet abgelehnt werden kann, wenn der liebende und befreiende Geist Gottes für alle Neues und Unerwartetes ans Licht bringen will. Und ein aufgeklärter Mensch freiwillig und glaubwürdig, mit Freude und wie selbstverständlich die sichtbaren Früchte des unsichtbaren Glaubens als lebendige Verantwortung vor Gott und dem Nächsten wahrnimmt – würdevoll und in fester Zuversicht.

Burkhard Budde