Moment mal

Hilfsbereitschaft

Von Burkhard Budde

Professionelle Hilfe ist wichtig.

Moment mal

Pioniere der Hilfsbereitschaft

Wer hilft? Die Kirche hat ihre Heiligen wie Christophorus, der das Christuskind auf seinen Schultern über einen Fluss getragen haben soll. Oder wie Martin von Tours, der nach der Überlieferung seinen Mantel spontan mit einem frierenden Bettler geteilt hat.

Unsere heutige Gesellschaft hat Eliten insbesondere aus Politik, Wirtschaft und Kultur, die über rechtlich gebundene Macht auf Zeit verfügen, um vor allem Weichen zugunsten des Bürger- und Gemeinwohls zu stellen.

Darüber hinaus gibt es viele Nothelfer auf leisen Sohlen, die – wie selbstverständlich – Menschen in Not „tragen“ oder ihre Not „teilen“: Ehrenamtliche und Freiwillige sind angesichts von Katastrophen aktiv, aber auch regelmäßig z. B. bei der Feuerwehr, in Sport- und Kulturvereinen oder in der Kommunalpolitik und in den Kirchen. Hier können sie helfen, Gutes und Richtiges für die Mitwelt und Nachwelt tun, ihren eigenen Horizont erweitern, neue Erfahrungen sammeln, Freundschaften knüpfen, Freude und Sinnerfüllung sowie Geselligkeit erleben oder ihre Chance entdecken, sich für einen Beruf zu qualifizieren. Sie fragen nicht ständig „Was hab ich davon?“, „Was krieg ich dafür?“ Und sagen nicht „Mir hat auch keiner geholfen.“ Oder „Andere sind zuständig“. Sie wollen keine Hauptamtlichen verdrängen, aber auch nicht nur Handlanger von Profis oder Lückenbüßer für unerledigte Aufgaben sein. Wenn ihnen Freiräume zur Eigenverantwortung ermöglicht werden, sind sie zugleich Partner der Profis auf Augenhöhe, deren fachliche Arbeit sie vor allem als soziale Brückenbauer ergänzen und bereichern.

Haupt- und Ehrenamtliche brauchen einander beim Erhalt und Ausbau oder Aufbau einer sozialen sowie beseelten Infrastruktur. Am besten im Miteinander – bei unterschiedlichen Verantwortlichkeiten – in einer dienenden, nicht herrschenden oder konkurrierenden Haltung, sondern auf Augenhöhe.

Menschen, die trotz Zeit- und Arbeitsdruck ein offenes Ohr, ein freundliches Lächeln, ein persönliches Wort für Notleidende haben, sich „ein wenig“, dafür aber konzentrierte Zeit nehmen, hinterlassen leuchtende Spuren der Nächstenliebe. Sie haben mehr als Schulterklopfen und Orden verdient, echten Dank – nicht Neid und Vergessen.

Mit dem freiwilligen Teilen ihrer Lebenszeit und mit ihren breiten Schultern ihrer Möglichkeiten sowie mit ihrem Pioniergeist konkreter Hilfsbereitschaft geben sie der Gesellschaft ein menschliches Gesicht, in dem sich die Würde aller, für Christen auch die Gottesebenbildlichkeit widerspiegelt. Und das Vertrauen, dass Gott auch durch Menschen helfen kann.

Burkhard Budde

Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe

in der Kolumne „Moment mal“ am 7.8.2021