Auf ein Wort
Suche gute Worte
Von Burkhard Budde

Auf ein Wort
Suche gute Worte
Viele suchen gute Worte, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort Brücken bauen, Herzen erwärmen und Beziehungen beflügeln. Die nicht kränken, sondern heilen, die nicht Angst machen, sondern ermutigen, die nicht täuschen, sondern ehrlich sind, die nicht ausgrenzen, sondern einladen.
Gute Worte können im Krieg der Worte um die Deutungshoheit eines Geschehens schnell untergehen, miss- oder falschverstanden werden – als leere Worte, die wie schöne Seifenblasen platzen, wenn es ernst wird; als fromme Sprüche, die süß wie Kirschen munden, an deren Kerne man sich aber die Zähne ausbeißen kann; als Lippenbekenntnisse ohne Folgen oder als Engelsworte ohne Inhalte.
Dennoch bleiben gute Worte richtig und wichtig, mächtig und bewegend, wenn das Herz um Hilfe schreit, die Sehnsucht nach Herzenswärme in einer Gemeinschaft groß geworden ist: Zum Beispiel tröstende Worte in der Not wie „Ich verlasse dich nicht“; anerkennende Worte bei Zweiflern wie „Ich brauche dich“; verbindende Worte bei Problemen wie „Wir finden gemeinsam eine Lösung“.
In zwischenmenschlichen Beziehungen, aber auch auf dem öffentlichen Markt der Machtworte gibt es schon viel zu viele böse Worte wie Beleidigungen, Drohungen, üble Nachreden und Verleumdungen. Im Dschungel der Schönredner, Schlechtredner und Selbstredner scheuen viel zu viele Heuchler und Pharisäer eine offene und faire sowie (selbst-) kritische Auseinandersetzung.
Moralisierende Missionare mit „guten Worten“ z. B. dulden keine anderen Halbgötter neben sich und messen mit zweierlei Maß: Sie fordern Feingefühl, erteilen jedoch zugleich Sprechverbote für Andersdenkende. Sie fordern Meinungsfreiheit, aber nur für sich selbst, Betroffene und Gleichgesinnte. Und bekämpfen lieber Andersredende als sie zu überzeugen – ganz nach dem Motto „Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich!“ und verweigern damit den Austausch von Argumenten bei der Suche nach dem besseren Argument.
Demgegenüber helfen treffende gute Worte, die zugleich aufrichtig, frei und unabhängig sind, zu einer starken kritischen Stimme ohne Zwang und Show, aber mit Überzeugungs- und Durchsetzungskraft sowie mit positiven Wirkungen:
Zum Beispiel das Ja-Wort vor dem Standesbeamten, das mehr ist als ein gut gemeintes Wort. Dieses öffentliche Bekenntnis bewirkt einen rechtsgültigen Ehevertrag, der Auswirkungen u.a. auf das Steuer- und Eherecht sowie auf die gemeinsame Verantwortung für Kinder hat. Die Ehe als Rechtsinstitut konstituiert ein auf Lebenszeit geschlossenes Treueverhältnis, ist ein Schutz-, Entwicklungs- und Lebensraum zweier Eheleute, nicht nur ein privater Rückzugsort.
Oder das Ja-Wort vor dem Traualtar, das mehr ist als eine schöne Formalie im goldenen Rahmen einer Familienfeier. Dieses öffentliche Bekenntnis „vor Gott und seiner Gemeinde“ ist ein liebendes Versprechen, im Gottvertrauen und in Verantwortung vor Gott und dem Nächsten sowie mit der Bitte um Gottes Segen, den Lebensweg gemeinsam zu gehen. Wobei der Trauspruch nicht belehren, sondern begleiten und anfeuern will, indem er als christlicher Kompass, als gutes Wort Gottes Orientierung und Kraft schenkt sowie mit Gottes Wirken rechnet.
Burkhard Budde