Moment mal
Gute Schule
Von Burkhard Budde

Moment mal
Gute Schule
Beim Thema „Schule“ sind fast alle Experten. Jeder hat seine eigenen Erfahrungen gesammelt, seine eigenen Vorstellungen und Erwartungen. Manche Experten haben die Penne oder Bildungsanstalt als Spaßschule mit Schmuseecke und Kuscheleinheiten erlebt; andere als Paukschule mit Drill und Druck; wieder andere als Brennpunktschule mit täglich kämpfenden Lehrern und stark verhaltensauffälligen Klassenkameraden. Auch gibt es Erinnerungen und Wahrnehmungen mit Lern-, Lehr- und Lebensschulen, in denen Schüler neben Wissens-, Werte- und Kompetenzvermittlung in ihrer individuellen Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden, um gut auf „das Leben“ vorbereitet zu sein.
Ich selbst kenne einen guten Lehrer: Er versucht, jedem Schüler mit Respekt, Wertschätzung und Fairness zu begegnen und ihn zum lebenslangen Lernen, zur Sprach-, Dialog-, Argumentations- und Gemeinschaftsfähigkeit zu befähigen. Er ist weder Gegner noch Kumpel der Schüler, sondern ein menschlich kompetentes Gegenüber mit einem offenen und selbstkritischen Geist. Er brennt für sein Fach und seine Aufgabe. Sein ehrgeiziges Ziel ist es, fachliches und soziales Lernen zu ermöglichen, Schüler zu erziehen, aus der Unwissenheit, Unmündigkeit und Verführbarkeit herauszuführen und in das kritische, eigenständige und verantwortungsvolle Denken hineinzuführen.
Auch kenne ich einen guten Schüler: Er lernt gerne, weil er vieles – auch das Lernen – lernen will. Weil er einen Lehrer erlebt, der weder Dompteur noch Feind noch Weichei ist, sondern zugleich Erzieher und Wissensvermittler, der ihn persönlich wertschätzt, mag und durch begründetes Fordern gezielt fördern will. Der Schüler erfährt, dass vor allem seine Leistung und weniger seine Person beurteilt wird. Der Schüler ist motiviert, nicht nur von Fakten oder gar von Fake News im Internet zu leben, sondern vom Wissen und von Einsichten im eigenen Kopf.
Und ich kenne gute Eltern: Sie wissen, dass die Schule kein Reparaturbetrieb für eigene pädagogische Versäumnisse sein kann und nicht mit überehrgeizigen Zielen überfrachtet werden sollte. Dass sie vielmehr als verständnisvolle Begleiter und konstruktive Unterstützer ihrer Kinder das Schulgeschehen mitverantworten sollten.
Alles nur Kopfgeburten? Es gibt keine mathematischen Formeln für das „Gute“. Aber nie sollte das Menschliche unter die Räder geraten und eine Seele verletzt werden. Die Gesellschaft sollte der Schule mit Achtung und Unterstützung begegnen – weil schulische Bildung eine ihrer Grundlagen ist und sie keine selbstgerechten Sturköpfe, sondern bewegliche und intelligente Köpfe mit brennenden Herzen und helfenden Händen braucht.
Burkhard Budde
Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 25.6.2022 in der Kolumne „Moment mal“