Auf ein Wort

Suche gute Musik

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Suche gute Musik 

Lieder, besonders Ohrwürmer, werden gerne gehört, gesungen und mitgesungen. Musik, zum Beispiel zeitlose Klassiker oder Trendsongs, vermitteln häufig ein individuelles oder gemeinschaftliches Hörerlebnis. Und als Therapie kann Musik zum Königsweg der Kommunikation mit Menschen werden, die unter einer Demenz leiden.

Manche Zeitgefährten genießen „ihre“ Musik mit versteinerter oder bitterernster Miene. Und scheinen dennoch ihrer Alltagswelt wie verzaubert entrückt, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Andere sind von ihren Gesängen so begeistert, dass sie kein Halten und keine Rücksicht mehr kennen. Und produzieren ein ohrenbetäubendes, aber für manche auch mitreißendes Grölen.

Erfahrungen mit und durch Musik sind vielfältig: Musik kann Menschen berieseln und zum Einkaufen oder Konsumieren animieren. Oder einen würdevollen Rahmen einer Feier bilden, ihr Glanz und einen Kick geben. Als Türöffner der Seele vertreibt sie Trauergeister und Liebeskummer, aber auch Überheblichkeit und Aggressionen. Sie weckt bei vielen tiefe Gefühle, die die Seele verschrecken oder massieren können. Musik kann Motor der Veränderung sein: Der Ängstliche verliert das Zerstörerische seiner Angst; der Gestresste seinen selbst gemachten Zwang; der Grübler das lähmende Gift seiner Gedanken.

Als Brückenbauer zum Mitmenschen ist Musik in der Lage, Einsamkeit zu überwinden, eine Gemeinschaft zu stiften, mutig zu machen, die Reihen zu schließen sowie Gefahren und Angriffen zu widerstehen – man denke nur an das alte Kampflied der Reformation „Ein feste Burg ist unser Gott“.

Überhaupt ist Musik eine alltagstaugliche Energiequelle. Am frühen Morgen überwindet sie Müdigkeit und bringt manchen Hörer in Schwung. Am Abend hilft ein (Wiegen-)Lied, Stress abzubauen. Bei Konzerten oder anderen Musikveranstaltungen wird neue Kraft geschöpft, die Freude am Leben und im Leben vermittelt. Und sie hilft, unbekannte und unmessbare Quellen zu entdecken, die in einem Hörer selbst vorhanden sind, so dass er zum Klangkörper für andere wird.

Musik ist eben mehr als nur ein Produzent guter Laune oder als ein Ventil, um runtergeschlucktem Ärger Luft zu verschaffen. Musik sollte auch nicht als Instrument ideologischer Botschaften missbraucht werden. Musik muss auch kein überflüssiger Luxus sein. Sie ermöglicht vielmehr einen offenen und eigenen Weg zum Glück eines Menschen.

Aber was ist „gute“ Musik? Antworten fallen unterschiedlich aus, zum Beispiel: „Sie muss mir gefallen.“ „Mich in Stimmung bringen.“ „Meinen Kopf frei machen.“ „Mich froh und mutig machen.“ „Musik ist für mich zugleich Trostpflaster und sozialer Kitt.“ „Gute Musik“, so das Fazit, ist eine Sache des individuellen Geschmacks und frei interpretierbar. Aber wenn sie den ganzen Menschen in verschiedenen Situationen anspricht, positive Gefühle in ihm weckt, belastbare Brücken schlägt, neue Perspektiven und eine vertrauensvolle Gemeinschaft fördert – dann ist sie bestimmt „gut“. Auch wenn ein unmittelbares Hörerlebnis anstrengend sein kann, da manches „Gute“ erst durch die vorbehaltlose Begegnung mit der Musik offenbar wird. Und dann wie ein Schlüssel wirkt, der Räume des Glücks öffnet – wie religiöse Musik das Unsagbare zum Erlebnis macht und gleichzeitig die Räume der Musik entgrenzt. Denn der Gott, der das absolut Gute ist, ereignet sich im Wunder guter geistlicher Musik.

Burkhard Budde