Moment mal

Viel Glück!

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Viel Glück!

Ist dieser Wunsch eine Zauberformel oder eine Leerformel? „Ich wünsche Dir viel Glück!“ – angesichts einer unglücklichen Welt, die aus den Fugen geraten ist, aber das persönliche Glück nicht aus den Angeln heben kann?

Doch gestatten Sie, lieber Leser dieser Kolumne, die Frage: „Gehören Sie zu den glücklichen Menschen, die dankbar und zufrieden sind?“ Glückliche Menschen freuen sich zum Beispiel über ihre robuste Gesundheit und ihre geistige Beweglichkeit, ihre sozialen Kontakte und ihren beruflichen Erfolg und haben viel Geld auf die hohe Kante gelegt.

Sie machen nicht den Fehler, geizig zu sein, weil sie ja nichts mit in die ewigen Jagdgründe nehmen können. Und wollen hier und jetzt kein Geizkragen sein, spießig, kleinkariert und verbittert.

Sie sind auch nicht verschwenderisch, weil sie wissen, dass es keine „warme Zukunft“ mit „verbrannter Kohle“ gibt. Und wollen auch kein Raffgieriger sein, Kindern und Enkelkindern Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten nehmen.

Sie befreien sich immer wieder neu von ihren Neidgefühlen, hören mit dem ständigen Vergleichen auf, respektieren und anerkennen die Leistungen und Erfolge anderer. Und wollen als eigenverantwortliche Person ihre Talente und Chancen entdecken, weil ja das Glück – häufig jedenfalls – mit dem Tüchtigen und Fleißigen ist und jeder – wenn die Bedingungen stimmen – seines Glückes Schmied sein kann.

Auf jeden Fall sind sie nicht zynisch, freuen sich nicht über das Unglück anderer und leiden auch nicht am Glück anderer, sind nicht spöttisch und beleidigend.

Vielleicht antworten Sie auf meine Glücksfrage: „Manchmal bin ich glücklich, manchmal nicht.“ Das Glück – das persönliche Gefühl beflügelnder Begeisterung, das ständiges Nörgeln oder Selbstmitleid überwindet – ist eben wie ein scheues Reh: Kaum hat der Glückliche es gesehen und erlebt, ist es im Dickicht des Alltags wieder verschwunden. Oder das schöne Glücksempfinden, das in schwierige Fahrwasser gerät, schmilzt wie Schnee in der Sonne. Oder löst sich im harten Kampf um die Macht auf wie der Zucker im Tee.

In einem Glückskeks, das mir mein chinesischer Freund geschenkt hatte, befand sich auf dem Spruch- und Wunschzettel der Satz: „Lachen macht glücklich“ – wie wahr! Eine Prise Humor reicht manchmal aus, positive Gefühle zu entwickeln, eine stressige Situation zu entkrampfen und eine bunte Gemeinschaft daran zu erinnern, dass Zänkerei und Besserwisserei in den Keller gehören. Wer darüber hinaus über sich selbst lachen kann, über seine Ungeschicklichkeiten, Eitelkeiten, Allmachtsansprüche oder auch Frechheiten, befindet sich auf dem Balkon des Lebens und kann weiter sehen: Wesentliches von Kleinigkeiten unterscheiden (lernen). Und sich auf konstruktive Lösungen eines Konfliktes konzentrieren.

Zu dieser Lebensweisheit gehört für mich auch eine kostbare Spiritualität, keine täuschende Zauberei und auch kein leerer Spruch: Wer sich von seinem ewigen Schöpfer geborgen und geliebt weiß, kann leichter das Unveränderbare annehmen lernen oder das Veränderbare im Unveränderbaren suchen, weil erlebte Barmherzigkeit zu gelebter Menschlichkeit motiviert. Gott als der Glückselige ist zwar kein einfacher Glücksbringer, wohl aber eine Sinn- und Kraftquelle neuen Glücks. Und wer einmal „mehr Glück als Verstand“ gehabt hat, kann die Existenz eines persönlichen Schutzengels verspüren, der dankbar und froh, verantwortungsbewusst und vernünftig, glückselig macht.

Burkhard Budde

Veröffentlicht in der Kolumne „Auf ein Wort“ des Wolfenbütteler Schaufensters am 31.12.2023