Moment mal

Gegen Bevormundung

Von Burkhard Budde

Inschrift auf dem Spruchband des braunschweiger Landeswappen: Nec aspera terrent (Auch Rauheiten schrecken nicht).

Gegen staatliche Bevormundung

Leserbrief zum Kommentar von Jörg Kleine, GZ-Chefredakteur 

Chefredakteur Jörg Kleine schreibt im NACHGEDACHT vom 22. Mai 2021 über Wahlkämpfe, die „ja noch heiter werden können.“ Dazu der folgende Leserbrief, der am 1. 6.2021 in der Goslarschen Zeitung veröffentlicht wurde: 

Jörg Kleine macht  mit seinen Beispielen deutlich, dass in unserer Demokratie Integrität und Glaubwürdigkeit wichtiger sein sollten als Identität und Parteizugehörigkeit. Auch wenn die politischen Akteure zum Glück  keine (Schein-) Heiligen sind, so ist doch jeder Akteur als Vorbild in der Öffentlichkeit an seinen eigenen Maßstäben und dem Selbstverständnis seiner Partei kritisch zu messen.

Ich danke Herrn Kleine auch für den Hinweis auf noch fehlende „inhaltliche Botschaften“, auf unverwechselbare und unterscheidbare Markenprofile. Eine schleichende Politik der Verbote mit vermehrter Bürokratie (z.B. Einführung von staatlich verordneten Lebensweisen, Verbote von Inlandsflügen, Schreibverbote) wäre z. B. für die Entwicklung einer freiheitlichen Demokratie mündiger Bürger lähmendes Gift. Für unsere offene Gesellschaft sind rechtliche und kulturelle Spiel- und Verfahrensregeln wichtig, auch Prinzipien wie Selbstbestimmung, Eigenverantwortung, Hilfe zur Selbsthilfe, Solidarität und Gemeinwohl. Ein bevormundendes Korsett von Vorschriften entlastet zwar eigenes Denken, beleidigt jedoch kritisches Denken und verhindert eigenverantwortliches Handeln.

Jeder freie Bürger sollte sich genau überlegen, wen er und welches Programm er wählt. Und nicht nur nach seinem Bauchgefühl oder der allgemeinen Stimmungslage entscheiden. Wer erst einmal politische Macht erhalten hat, kann vieles machen – mit reinem Pragmatismus zum Machterhalt, mit einer Verbotsmoral oder mit ideologischen Zügeln, selbst wenn sie zunächst verlockend vergoldet wirken. Und Versprechungen vor einer Wahl nach einer Wahl vergessen lassen. 

Burkhard Budde