Moment mal
Fuchs und Hahn
Von Burkhard Budde

Moment mal
Rückkehr des Fuchses in seinen Bau
Er ist ein scheues Naturtier mit Sozialverhalten. In Fabeln kann er jedoch auch zu einem hinterhältigen Wildtier ohne zivilisierte Bremse werden. Manchmal bringt ein Fabeltier auch bittere und brutale Realität zum Ausdruck.
Die Rede ist von einem Fuchs, der einem Hahn zunächst schmeichelte: „Gehören wir nicht schon immer zusammen? Ich will zu dir kommen, damit du ein sicheres Leben führen kannst.“ Der Hahn jedoch durchschaute die Geschichtsfälschungen sowie die Macht- und Gebietsansprüche des Fuchses. „Bleib wo du bist“, antwortete der Hahn, „gerne können wir dann friedlich miteinander leben.“
Da zeigte der Fuchs sein wahres Gesicht. Mit geschichtlich falschen Verklärungen und spitzen Zähnen drang er brutal in das Reich des Hahnes ein. Er tötete alle, die sich ihm in den Weg stellten, auch unschuldige, wehrlose und hilflose Geschöpfe und verbrannte die Zivilisation, wo er es nur konnte.
Womit er nicht gerechnet hatte: Die Bewohner des Stalles wehrten sich tapfer, weil sie ihre Souveränität, Würde und Freiheit nicht aufgeben wollten.
Viele andere Mitgeschöpfe, die dieses verbrecherische Verhalten des Fuchses aus der Ferne verfolgten, waren empört, solidarisierten sich mit den Angegriffenen, halfen ihnen und ergriffen Gegenmaßnahmen gegen das Reich des Fuchses.
Es dauerte jedoch nicht lange, da hörte man einzelne Gänse aus anderen Ställen schnattern: Eine Stimme verharmloste den Fuchs, indem sie seine Propaganda einfach nachplapperte. Und nahm damit das Recht des Stärkeren in Kauf, das Lebensrecht anderer willkürlich mit Füßen zu treten. Eine andere Stimme wollte den Angegriffenen lieber nur halbherzig helfen, um nicht selbst zur Zielscheibe des Fuchses zu werden. Und übersah, dass der Angreifer dies als Schwäche missverstand. Eine belehrende Stimme forderte Fuchs und Hahn auf, sich sofort zu vertragen, als wenn es keine Unterschiede zwischen Täter und Opfer geben würde. Und eine verräterische Angststimme verlangte die Kapitulation vom Hahn, als wenn ein Diktat- und Vernichtungsfrieden das Ende des Hasses und Schreckens ohne neue Opfer bedeutete.
Von alldem blieb der Fuchs unbeeindruckt. Nur eine Stimme ärgerte ihn, die der solidarischen Stärke und klugen Vernunft gegen die Unvernunft: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“ (Matthäus 10,16) Denn wer realistisch auf der Hut vor ihm blieb, nahm seinen Hass und Größenwahn, seine Lügen und Täuschungen wahr. Und konnte ihm taktisch klug sowie tatkräftig und wirksam Paroli bieten.
Auch einem realen Fuchs können kluge Köpfe und starke Hände gemeinsam widerstehen. Und die Realität mit allen notwendigen Mitteln so gestalten, dass der Fuchs in seinen Bau zurückkehrt. Und ein nachhaltiger Frieden in Freiheit und Sicherheit möglich wird.
Burkhard Budde
Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 6.8.2022
in der Kolumne „Moment mal“