Moment mal

Danke, wahrer Freund

Von Burkhard Budde

Moment mal

Danke, guter Freund 

Neulich rief mich ein alter Freund an. Lange hatten wir nichts voneinander gehört. Dennoch hatte ich das Gefühl, als wenn wir uns erst gestern gesprochen hätten. Die „Chemie“ zwischen uns stimmte (immer noch). Wir erinnerten uns an gemeinsame Zeiten, in denen wir viel gelacht und unternommen, manchmal auch heftig diskutiert hatten, jedoch uns immer wieder verständigen oder unsere unterschiedlichen Meinungen aushalten konnten. Vor allem lebte die Freundschaft vom Vertrauen und von Verschwiegenheit, Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft, von Gegenseitigkeit und Freiwilligkeit. Und keiner machte sich vom Acker, wenn es brenzlig wurde. Im Gegenteil: Dankbar dachten wir an Situationen, in denen der andere nicht anwesend war oder sein konnte, aber die Unterstützung des Freundes erhielt, damit mit ihm fair umgegangen wurde. 

Falsche Freunde gibt es reichlich: Wenn zum Beispiel der Feind des Feindes zum Freund wird, um eigene Interessen durchzusetzen. Oder sich der Freund des Feindes automatisch zum Feind verwandelt, weil bedingungslose Gefolgschaft verlangt wird. Oder wenn von Freundschaft zwar geredet wird, aber die eigene Lust-, Nutzen- oder Vorteilsvermehrung gemeint ist. 

Schlimm sind jedoch auch Scheinfreunde: Als sich eine sympathische und anerkannte Professorin zu einer demokratischen Partei bekannte, die nicht im Elfenbeinturm der Uni gerade beliebt war, wurde das Band der vielen „Freunde“ wie von Geisterhand von Kollegen und Studenten zerschnitten. Als wenn die Vielfalt der Positionen plötzlich nicht mehr gefragt und vor allem die Professorin ein anderer Mensch geworden wäre?! 

Ein wahrer Freund ist kein Zauberer, der seinen Freund trickreich verzaubert oder seine Not einfach wegzaubert, wohl aber dessen seelisches Wohlbefinden stärkt oder sein Leiden erträglicher zu machen versucht.

Ein wahrer Freund ist kein Schulmeister, der seinem Freund unsensible (Rat-) Schläge gibt oder giftige Noten verteilt, wohl aber sich mit ihm kritisch und ehrlich austauscht und gemeinsam mit ihm – wenn er es will – Antworten oder Lösungen angesichts von Problemen sucht.

Ein wahrer Freund ist kein Spieler, der aus Mitleid oder Eigennutz seinem Freund den Ball zuspielt oder ins Team aufnimmt, sondern ihn wertschätzend anerkennt und – wenn es möglich und zu verantworten ist – fördert und gemeinsame Ziele verfolgt. 

Mit meinem Freund kann ich übrigens auch über den „Freund Gottes“ (Jes.41,8) sprechen, über Abraham, der erlebt hat, dass Gott ein vertrauenswürdiger Wegbeleiter ist, der Menschen in die Freiheit, Tiefe und Weite eines erneuerten Lebens zuverlässig führt – aus Freundschaft und Liebe. 

Burkhard Budde