Moment mal

Geburtshelfer von Königinnen

Von Burkhard Budde

 

Die Große Silbermannorgel im Freiberger Dom

Geburtshelfer von Königinnen  

Schätze im Freiberger Dom 

Die faszinierenden und hochkomplexen Kunstwerke benötigten bei ihrer Herstellung viele talentierte Hände, z.B. die von Tischlern und Drechslern, von Schlossern und Schmieden, Bildhauern und Malern. 

Aber ohne die kreative und kluge Leitung eines Genies hätten die berühmten Königinnen der Instrumente nicht das Licht der Musikwelt erblickt:

Gottfried Silbermann (1683 bis 1753) leitete den Bau von 46 Orgeln; 31 davon sind noch heute erhalten. Gottfried Silbermann, geboren in Kleinbobritzsch bei Frauenstein im Osterzgebirge, gestorben in Dresden, war zunächst in seiner Heimat Tischler, dann lernte er in Straßburg im Elsass von 1701 bis 1706 bei seinem Bruder Andreas den Bau von Orgeln, kehrte anschließend nach Frauenstein zurück und beschäftigte sich von 17011 bis 1714 mit dem Orgelbau im Freiberger Dom. 

Im Dom von Freiberg – Stadt des Bergbaus, in der 1168/70 erste Silberfunde gefördert wurden und in der 1765 die erste Bergakademie der Welt gegründet wurde – sind zwei seiner Schätze zu sehen und zu erleben. 

Die große Domorgel – drei Manuale und 44 Register – verzauberte schon 1714 bei Fertigstellung bzw. „Geburtsjahr“ der Orgel die Seelen der Menschen.

Die weltweit bedeutendste Barockorgel ist ein einzigartiger Quellort musikalischer Kräfte und Inspirationen, aber auch die Tulpenkanzel (1505) und die Bergmannskanzel (1638) sowie die kurfürstliche Grablegen der Wettiner mit dem Moritzmonument (1563) und den musizierenden Engeln (1592/94) mit ihren Renaissanceinstrumenten. 

Zwei weitere bedeutende Sakralkunstwerke sind die Goldene Pforte (1225) und die Triumphkreuzgruppe (1225).

Die überlebensgroße Kreuzgruppe, die im Triumphbogen zwischen dem Hallenlanghaus und der wettinischen Begräbniskapelle auf einem Balken zu sehen ist, stammt aus der spätromanischen Marienkirche, dem Vorgängerbau des heutigen Doms, und bringt mit ihrer menschlichen Gestik und Mimik eine besondere Passionsfrömmigkeit zum Ausdruck. Und der Gekreuzigte wirkt so, als wolle er den Betrachter in seinen Arm nehmen.

Die Goldene Pforte aus dem 13. Jahrhundert, die eine europäische Bedeutung hat, zeigt eine einzigartige Ikonographie: Gestalten und Symbole kreisen um die „Erscheinung“ des Christuskindes, das auf dem Schoß Marias im Tympanon, im Bogenfeld des Portals, zu sehen ist. Das Kind wird von den Drei Königen angebetet. Verkündigungsengel und der sitzende Joseph ergänzen die Schmuckfläche, die das Herz des Betrachters berührt. 

Staunend und dankbar stehe ich vor diesen vielen sprechenden Werken unserer Vorfahren. Und gebe diesen zugleich kirchenhistorischen und spirituellen „Tipp“ gerne weiter an Menschen, die offen für Kunst, aber auch für spirituelle Erfahrungen in der Kunst und durch Kunst sind. 

Burkhard Budde

Das Silbermannmuseum im Zentrum von Freiberg

Ein Blick in das Innere des Doms

Die Goldene Pforte

Die Pforte war ursprünglich in Farbe gestaltet.

Vor der „Tulpenkanzel“, die wie ein frei im Raum aufstrebenden Gewächs gestaltet ist,  aus dem Jahr 1505. Der spätgotische Meister, der wohl in Chemnitz wirkte und einige seiner Werke mit HW signierte, hieß wahrscheinlich Hans Witten. Um 1470/1480 in Braunschweig geboren, schuf in seinem Geburtsort die Kanzel in der Aegidienkirche.