Moment mal
Erinnerungen
Von Burkhard Budde

Erika Ulrich + in der Fliedner Kirche während einer Andacht
Erinnerungen an Erika Ulrich
Ehemalige Personalleiterin des Marienstiftes gestorben
Viele Menschen aus Braunschweig und der Region werden sich gerne an sie erinnern: Ein Mitmensch war ihr im Zweifel wichtiger als ein Formular, eine Vertrauenskultur wichtiger als autoritäre Kälte, eine Dienstgemeinschaft wichtiger als soziale Einsamkeit. Erika Ulrich, die über 40 Jahre lang im Marienstift in Braunschweig tätig war, ist unerwartet am 15. März 2022 in Salzgitter gestorben und am 31. März in Üfingen bestattet worden.
Ihr Dienst in der Verwaltung der kirchlichen Stiftung mit Krankenhaus, dem Altenpflegeheim Bethanien, den Ausbildungsstätten und Wohnungen begann im Juli 1970. Ab Januar 1980 war sie Leiterin der Personalabteilung; vier Jahre zuvor wurde sie Mitglied der Diakonischen Gemeinschaft, die sie auch ab 1986 als Vertrauensschwester im Stiftungsrat der damaligen diakonischen Einrichtung vertrat.
Die Diakonische Gemeinschaft war ihr stets ein Herzensanliegen, weil sie mit ihr das diakonische Profil des Marienstiftes stärken wollte. Das Anliegen dieser Gemeinschaft von Männern und Frauen beschrieb sie anlässlich des 130. Jahresfestes des Marienstiftes: „Wir bereiten nicht nur Veranstaltungen wie Gesprächsabende und Feste vor, sondern denken auch über notwendige Erneuerungen und Entwürfe des Marienstiftes nach und nehmen Anteil am gegenseitigen persönlichen Ergehen.“ Zu den Veranstaltungen, für die sich Erika Ulrich engagierte, gehörten u.a. das jährliche Sommerfest sowie die Einkehrtage der Diakonischen Gemeinschaft, das Jahresfest der Stiftung, Weihnachtsfeiern, Veranstaltungen für ehemalige Mitarbeiter, Feiern wie Dienst-, Schwestern- und Brüderjubiläen sowie Ausflüge, aber auch die monatliche Mitarbeiterandacht in der hauseigenen Fliedner Kirche, in der sie selbst auch Andachten hielt.
Stolz war Erika Ulrich auch auf die Diakonische Galerie mit ihren beiden Lichtkreuzen, die eine Stiftung aus Kiel im Jahr 2000 finanziert hatte. An dieser „Inspirations-, Kommunikations- und Geschichtsstätte“ konnten neue Mitarbeiter und Gäste nicht nur Traditionen und das Selbstverständnis des Hauses anschaulich kennenlernen, sondern auch symbolisch mit Hilfe der Lichtkreuze die geistig-geistliche Lebensader der diakonischen Einrichtung – die Hoffnung auf Einheit von Gottesliebe und Nächstenliebe.
Erika Ulrich, aber auch ihr 2014 verstorbener Mann, der ebenfalls Mitglied der Diakonischen Gemeinschaft war, haben an verschiedenen Stellen Zeichen gesetzt und zugepackt, zum Beispiel beim Versand des ehemaligen Marienstift- Magazins „doppelpunkt“ mit insgesamt 80 Ausgaben, die an über 12.000 Leser viermal im Jahr verschickt wurden. Monatlich kümmerte sich Erika Ulrich um die Mitarbeiter-INFO des Vorstandes, damit alle damals etwa 670 hauptamtlichen Mitarbeiter mit ihrer Gehaltsabrechnung – zusätzlich die Ehrenamtlichen – wichtige Informationen über Personen, Vorgänge und Strukturen ohne Zeitverzögerung und Hierarchiefilter erhielten. Für den wöchentlichen „Sonntagsgruß“ mit Andacht und Veranstaltungshinweisen schrieb Erika Ulrich gerne christliche Meditationen. Und den jährlichen „Jahrweiser“ als wichtige Grundsatzinformationsquelle für die Mitarbeiter aktualisierte sie regelmäßig.
Als Erika Ulrich 2010 aus dem Dienst ausschied, verabschiedete sie sich auf ihre diakonische Art – mit einem gemeinsamen Ausflug von Schwestern und Brüdern an ihren Wohnort Salzgitter, wo sie wenig später ein neues Arbeitsfeld fand: Regelmäßig lud sie zum Seniorenfrühstück – ein gemeinsames Angebot der Stadt Salzgitter und der Kirchengemeinde Üfingen ein.
Erika Ulrich hat diakonische Spuren hinterlassen – sie sind eine Reflexionsfläche und Ermutigung für nachfolgende Generationen in Kirche und Diakonie.
Burkhard Budde
(Der Autor war von 1994 bis 2014 Vorstandsvorsitzender der diakonischen Stiftung Marienstift)