Moment ml
Demokraten gedankt
Von Burkhard Budde
Auf ein Wort
Demokratie lebt von Demokraten – Danke!
Im Fluss des Lebens sollte das Rauschen eines Wortes nicht überhört werden. Es ist zwar kein Zauberwort, wohl aber ein Schlüsselwort, um eine positive Dynamik zu entfachen: Die fünf Buchstaben des Wortes „Danke“ können Wertschätzung zum Ausdruck bringen, aber auch Herzen, Köpfe und Hände öffnen und bewegen, wenn dieses Schlüsselwort nicht berechnend oder heuchlerisch, sondern ehrlich und aufrichtig gemeint ist.
Es gibt viele Gründe, aufrichtig dankbar zu sein; zum Beispiel:
Dass es Menschen gibt, die sich ehrenamtlich oder hauptamtlich engagieren, sich begeistert einbringen, um andere zu begeistern, Flagge zeigen und Verantwortung übernehmen. Und nicht ständig miesepetrig auf die Uhr schielen, mit neidischem Blick vergleichen und andere ausbremsen oder das Haar in der Suppe suchen.
Dank für überzeugenden Einsatz ist sowohl im Blick auf die Zivilgesellschaft als auch auf die Demokratie notwendig.
Unsere Demokratie lebt von überzeugten Demokraten. Nicht von Zuschauern, die meinen, dass sie die besseren Flussschwimmer sind, aber nur am Ufer hocken bleiben. Nicht von Mitschwimmern, die sich selbst nicht anstrengen, aber im Wasser von anderen getragen werden wollen. Nicht von Schwimmmeistern, die in ihr eigenes Spiegelbild auf der Oberfläche des Flusswassers vernarrt sind. Oder von Moralaposteln, die meinen über dem Fluss zu schweben und sich erst gar nicht ins erfrischende Wasser der Wahrheitssuche begeben, weil sie ja ohnehin wissen, welches Wasser sauber und welches verschmutzt ist.
Dem kritischen Bürger sei vielmehr gedankt, weil er die Werte der Demokratie wie Freiheit und Vielfalt, Eigenverantwortung und Solidarität, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung im Rahmen des Rechtsstaates verteidigt und vor allem mitten im Fluss (vor-)lebt. Und weil er eine parlamentarische Demokratie von einer Gewalt- und Willkürherrschaft unterscheiden kann.
Neben dem Dank für das Engagement in der Zivilgesellschaft gehört auch der Dank für den Einsatz in einer demokratischen Partei. Demokratische Parteien sind keine eiskalten Machtmaschinen jenseits von Gut und Böse. Sie bieten vielmehr auf der Grundlage ihres jeweiligen Selbstverständnisses beständige Kommunikationsräume, in denen Mitglieder versuchen, unterschiedliche Werte, Interessen und Meinungen zum Ausgleich zu bringen, um der Öffentlichkeit ein Politikangebot zur Gestaltung des Gemeinwesens zu machen. Demokratische Parteien schlagen Brücken zwischen Staat und Gesellschaft und „wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.“ (Grundgesetz Artikel 21 Absatz 1) So können sie im Wettbewerb mit anderen Parteien dauerhaft und kontinuierlich Motor des gesellschaftlichen und politischen Fortschritts innerhalb und außerhalb von Parlamenten und Regierungen sein.
Es gibt darüber hinaus Gründe, dem Fluss selber bzw. seiner Quelle dankbar zu sein, im Fluss seine „Verantwortung vor Gott und den Menschen“ (Präambel des Grundgesetzes) ernst zu nehmen. Die Urquelle allen Lebens kann verborgen, versteckt, vergessen sein – oder einfach ignoriert werden. Aber ohne diese Quelle des Lebens gäbe es keinen Lebensfluss. Und vor allem ist der Glaube an Gott wie ein Leuchtturm in stürmischen Zeiten: Als Gottes Geschöpf muss ich nicht selbst zum allmächtigen Gott werden; als sein Ebenbild nicht würdelos; als sein Beauftragter nicht perfekt; als Glaubender kann ich vielmehr mit Gottes schöpferischem Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit rechnen. Ich bleibe stets Mensch mit Rückgrat, der auch gegen den Strom der Zeit schwimmen und seinen Kopf über die Wasseroberfläche halten kann, weil er selbstständig denkt und – getragen vom Waser des Lebens – in dankbarer Haltung seine Verantwortung wahrnimmt.
Burkhard Budde
Der Artikel basiert auf einem „geistlichen Wort“, dass der Autor zu Beginn des Landesparteitages Braunschweig in Goslar am 13. April 2024 gehalten hat.