Moment mal
Bären bändigen
Von Burkhard Budde

Krieg in der Ukraine
Moment mal
Den Bären bändigen
Ist der mächtige Bär von allen guten Geistern verlassen?
Er erniedrigt seine Getreuen, die er mit seiner schlagenden Tatze hörig macht. Und versetzt andere durch seine Rücksichtslosigkeit und Brutalität in Angst und Schrecken. Eiskalt greift er ein souveränes Land an, ohne an das unbeschreibliche Leiden Unschuldiger und Wehrloser sowie an verabredetes Recht zu denken. Mit Lügen entfacht er eine kriminelle „Friedensmission“.
Der autoritäre Bär hat einen unstillbaren Hunger nach Macht, Land und Einfluss im Blick auf benachbarte Länder, aber auch eine große Angst vor dem Machtverlust im eigenen Reich. Er duldet deshalb keine anderen starken Mächte neben sich und um sich herum.
Ist die Macht des Bären so allmächtig, dass im Machtrausch weitere Wahnsinnstaten folgen könnten? Bleiben nur ohnmächtige Wut, angstverzerrte Gesichter, sprachlose Trauer, kapitulierender Kniefall vor dem Unberechenbaren oder nur die Flucht vor der Verantwortung? Oder kann der Bär durch humane Appelle und fromme Wünsche beindruckt werden?
Manche setzen auf das Zeichen der Friedenstaube, weil sie an das Gute im Menschen sowie an Visionen glauben; andere bekennen sich zu ihrem Glauben, weil ein Friedensstifter Gottes Willen in sich trägt. Diese Menschen zeigen Rückgrat und Solidarität. Aber lässt sich dadurch ein enthemmter Bär von seinem Unrecht abhalten?
Ein anderer – von „seinem Bären“ tief enttäuscht – ist jedoch zugleich von einer Täuschung befreit worden: „Ein solcher Bär wird ermutigt, seine Großmachtfantasien gewaltsam zu verwirklichen, wenn Falken oder Adler – um den Bären nicht zu provozieren – auf ihre Abwehrmöglichkeiten wirksamer Abschreckung, Verteidigung sowie Sanktionen verzichten. Ein vorauseilende Verzicht auf Stärke und Widerstand ist ein Bärendienst für die Freiheit in Würde und Selbstbestimmung.“ Wenn viele aufgeklärte Kreaturen jedoch, die friedlich und frei miteinander leben wollen, ihre Abwehrmöglichkeiten geschlossen und entschlossen zeigen und verhältnismäßig einsetzen, kann auch ein Bär in seine Schranken gewiesen werden.
Die Hoffnung auf „Schalom“, „Salam“ und „Friede sei mit dir“ – auf eine bessere, sichere und heilere Zukunft mit Gottes Hilfe – ist wichtig, weil sie die wehrhafte Vernunft vernünftig macht und menschlich bewegt sowie dem menschenverachtenden Geist eines Bären mutig und besonnen zu widerstehen hilft.
Burkhard Budde
Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 5.3.2022
in der Kolumne Moment mal