Moment mal

Anstrengungen

Von Burkhard Budde

Moment mal

Lohnende Anstrengungen 

„Puh“, sagte das Kind, „ist das anstrengend.“ Die Mutter, die das hörte, sah sich die Rechenaufgabe an und lächelte: „Ohne Fleiß kein Preis.“ Dann half sie ihrem Kind auf die Sprünge. Als der Junge schließlich die Aufgaben allein lösen konnte, war er „stolz wie Oskar“.

Mühen können das Selbstwertgefühl durch Erfolgserlebnisse stärken. In solchen Anstrengungen stecken dann gleichsam Keime einer glücklichen Zukunft. Wer eine harte Nuss knacken will, um an ihren leckeren Kern zu gelangen, muss sie mit dem klugen Einsatz von Kraft und langem Atem zu knacken versuchen, manchmal auch mit fremder Hilfe zur Selbsthilfe.

Das gilt für fast alle Lebensbereiche, nicht nur für die Schule. Zum Beispiel auch in der Musik: Ohne regelmäßige Übungen kann ein Instrument nicht beherrscht werden. Oder im Sport: Ohne regelmäßiges Training können körperliche, seelische oder soziale Leistungen nicht ermöglicht, stabilisiert und gesteigert werden. Oder im Beruf: Ohne regelmäßige Fort- und Weiterbildungen ist ein Anschluss am aktuellen Wissens- und Erfahrungsschatz nicht möglich.

Wenn einzelne Menschen jedoch – vor Verallgemeinerungen sei gewarnt! –  sich lieber auf die faule Haut legen, obwohl sie leistungsfähig sind, werden sie abhängig von der Unterstützung anderer. Oder wenn Trittbrettfahrer, die keine sein müssten, lieber auf Kosten und zu Lasten anderer leben, missbrauchen sie die Solidarität anderer.

Wenn allerdings Menschen, die fleißig sind und sich anstrengen, aber dennoch notleidend bleiben, weil sie keine Wahl haben oder ihre Bedingungen es nicht ermöglichen, mit eigener Kraft aus ihrem Tal herauszukommen, brauchen sie gezielte Hilfen und keine besserwisserischen Ratschläge von oben herab aus sicherer Perspektive.

Es gibt – im Einzelfall und in der konkreten Situation – Überforderungen, wenn die eigenen Grenzen nicht erkannt werden; auch Unterforderungen, wenn das eigene Talent nicht anerkannt wird. Aber zum Glück auch Herausforderungen, die sich lohnen,  mit oder ohne Hilfe angenommen zu werden, um die eigene Existenz und Entwicklung in Würde und Eigenverantwortung zu sichern sowie um wieder Sinn und Freude im Leben zu finden.

Bei allen Anstrengungen geht es nicht um das Seelenheil oder um himmlische Verdienste. Wohl aber kann der christliche Glaube die froh- und neumachende Gewissheit schenken, im Erfolg oder Misserfolg stets bedingungslos von Gott geliebt zu sein. Dass der gnädige Gott leere Hände mit letzter Geborgenheit füllt, um mit den eigenen Händen das Nötige und Richtige im Möglichen zu tun.

Burkhard Budde

Veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 22. Oktober 2022

in der Kolumne „Moment mal“