Kommentiert

Impfen aus Verantwortung

Von Burkhard Budde

Impfskepsis? Impfpflicht? Impfzwang?

Sich nicht impfen lassen, auch wenn es keine „guten Gründe“ gibt? Selbst­bestimmt und zugleich solida­risch leben wollen, aber sich bei den Themen Impf­skepsis, Impf­pflicht und Impf­zwang einfach die Ohren zuhalten, sich fatalis­tisch oder selbst­bezogen zu verhalten? Mitarbeiter im Gesund­heits­wesen müssten es eigent­lich besser wissen. Denn Pfleger tragen eine beson­dere Verant­wortung, die sie in der Regel auch mit Kopf, Herz und Hand, also ganz­heit­lich orien­tiert, wahr­nehmen. Dass ihnen gegenüber Dank­barkeit und Applaus, Appelle und Lippen­bekennt­nisse oder gar Titel wie „Helden“ nicht aus­reichen, sollte sich herum­gesprochen haben. Dass bessere (Rahmen-, Arbeits-) Bedin­gungen not­wendig sind, um eine fach­lich kompet­ente sowie empathi­sche Beziehungs­arbeit zu stärken oder über­haupt erst möglich zu machen, gehört ebenfalls zum pflege­risch medizi­nischen, aber auch zum sozial­poli­tischen Wissens­stand. Denn nur eine ganz­heit­liche und integrie­rende Perspek­tive kann den gewünsch­ten und erwar­teten umfas­senden Dienst von, mit und für Menschen gewähr­leisten, insbe­sondere eine indivi­duelle und situative Pflege in Würde mit konkre­tem Leben füllen. Allerdings haben „Profis“ den Bewoh­nern und Patien­ten gegen­über zwar keine „Helden“-, wohl aber eine Vorbild­funktion: Indem sie im Blick auf das Thema Impfung ihre eigenen Ängste sowie die der Bewohner / Patienten ernst­nehmen, sich aber auch infor­mieren und auf­klären (lassen). Wie will man sonst nach bestem Wissen und Gewissen glaub­würdig einen Bewohner überzeugen, sich impfen zu lassen, wenn man selbst grunds­ätzlich nicht geimpft werden will? Kann man jemandem etwas zumuten, wenn man es selbst grund­sätzlich ablehnt, obwohl man sich gemein­sam in einem „geschützten und zu schützen­den Boot“ – wenn auch „nur“ während der Dienst­zeit – befindet? Selbstb­estim­mung und frei­verant­wortliche Entschei­dungen sind wichtig; sie können aber nicht im Allein­gang und ohne Begrün­dungen gelingen. Impf­pflicht ist nicht Impf­zwang, aber ein reflek­tiertes Berufs­ethos sollte ohnehin die Tür zum frei­willigen Impfen aus Ein­sicht und Verant­wortung öffnen. Burkhard Budde