Auf ein Wort

Suche guten Geist

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

Suche guten Geist 

Die Sehnsucht nach einem „guten Geist“ ist groß: Nach einem Geist des Friedens und der Versöhnung, der Freiheit und Gerechtigkeit, der Liebe und Geborgenheit, der Zuversicht und Erneuerung. Dass Brücken gebaut statt Gräben vertieft werden; dass Menschen geeint werden, die sich Jahre lang angeschwiegen, bekämpft oder wie Luft behandelt haben; dass sie den guten Geist des neuen Vertrauens, des Verstehens und der Verständigung finden.

Nicht nur zu Pfingsten, dem Fest des Heiligen Geistes sowie dem Fest der Kirche, weht der lange Atem Gottes – der gute sowie schöpferische Geist, der die Welt ins Leben rief, Menschen erfüllen und bewegen will, damit ihre Seele aus ihrem unglücklichen Dornröschenschlaf „wachgeküsst“ wird.

Aber sind das nur schöne Worte, ist das nur eine religiöse Spinnerei, die in eine kirchliche Wohlfühloase gehört und nur hier versprochen wird? Bestimmen nicht moderne Geister eines „unguten Geistes“ in einem Menschen und um ihn herum die Wirklichkeit?

Zum Beispiel der ungute Geist des Hochmutes – das selbstsüchtige und abgehobene Überlegenheitsgefühl, das sachlich nicht begründet werden kann, vor allem soziale Kälte und menschliche Unnahbarkeit verbreitet, weil der Hochmütige unter mangelndem Selbstwertgefühl leidet und sein Einfühlungsvermögen verkümmert ist.

Der Neid – der eifersüchtige und missgünstige Ehr-Geiz, um jeden Preis das zu haben oder zu sein, was man nicht hat oder ist, der zwar auch Motor für eigene Anstrengungen sein kann, aber häufiger Bremsklotz für Leistungen anderer ist und das menschliche Klima sowie die eigene Seele durch ständiges Vergleichen vergiftet.

Die Verlogenheit – die sich als Friedenstaube getarnt hat, aber als Giftspritzerin unterwegs ist und dabei die Hände in Unschuld wäscht oder gegen Etikettierungen von Menschen kämpft, selbst aber unsichtbare Etiketten an die Köpfe Andersdenkender heftet.

Die Bosheit – die ohne zu unterscheiden und ohne Belege verteufelt und ausgrenzt; unliebsame und unbequeme, unbekannte und verkannte Existenzen zu vernichten versucht, ohne ihnen gerecht zu werden oder ihnen eine faire Chance zu geben.

Die Gleichgültigkeit – die sich selbstgefällig, selbstzufrieden und selbsterhöht die Augen vor der Wirklichkeit, vor allem vor der eigenen Verantwortung verschließt, auch wenn Hexenjagd und Hetzjagd, Ungerechtigkeiten und Intrigen toben.

Oder der ungute Geist des Ressentiments – das eigene Verletzungen, Herabsetzungen, Demütigungen sowie Niederlagen einem unschuldigen Sündenbock mit Beschimpfungen und Anfeindungen in die Schuhe schiebt, um ihn dann zur eigenen Entlastung in die Wüste der Bedeutungslosigkeit zu jagen.

Wenn jedoch der gute Geist Gottes wie ein „gewaltiger Sturm“ (vgl. Apg 2,1-4) oder auch wie ein frischer Wind wirkt, der sich nicht festhalten, einsperren oder vertreiben lässt, dann können Menschen dennoch und trotz allem erneuert werden. Vielleicht auch durch den guten Geist der Einsicht in die Notwendigkeit gemeinsamer Verantwortung für ein gelingendes Leben. Und die geduldige Vernunft und der coole Kopf können be-geistert werden, indem sie um den guten Geist Gottes bitten, der vor allem befreien, heilen und trösten kann: „Komm, heiliger Geist, heiliger starker Gott, heiliger unsterblicher Gott, erbarme dich unser.“

Burkhard Budde