Auf ein Wort

Suche gute Beziehung

Von Burkhard Budde

Auf ein Wort

                                      Suche gute Beziehung                                

Ein Mensch, der eine aufgeklärte Haltung hat, sucht eine „gute Beziehung“ zur Wirklichkeit. Schnell entdeckt er, das „wirklich“ nicht nur das ist, was in einem Protokoll bzw. in einer Dokumentation festgehalten ist oder in einer Analyse bzw. in einem Gutachten steht. Und das „unwirklich“ nicht das sein muss, was in diesen Quellen nicht vorkommt. Bei ihm wachsen Einsichten: Die Wirklichkeit spielt sich nicht nur im Labor ab, in dem u.a. gemessen und geprüft, getestet und gewartet wird. Die Wirklichkeit ist vielmehr ein komplexer, häufig unvorhersehbarer Prozess. Kleine Veränderungen können große Folgen haben. Und Glück und Pech sowie der freie Wille, auch das Widersinnige zu tun, sollten bei der Wahrnehmung der dynamischen Wirklichkeit nicht unterschätzt werden.

Es gibt die Vernunft-Wirklichkeit, die hilft, Schwärmerei und Willkür zu verhindern sowie neue Kenntnisse und Erkenntnisse zu ermöglichen.

Doch eine Gefühls-Wirklichkeit – z. B. persönliche Wahrnehmung, Bauchgefühl und Eingebung – muss sich nicht verstecken, wenn sie keine Täuschung, Lüge oder Heuchelei darstellt. Sie bewegt vielmehr die ganze Wirklichkeit – wie eine gute Filmmusik die Handlung – und kann

Glück und Liebe, Sinn und eine tiefere Wahrheit schenken. Diese Wirklichkeit wird jedoch – wie die „wahre Liebe“ – erst im Vollzug – bei allen Risiken des Scheiterns – erlebbar, wenn sich das Ich und das Du zum Wir vereinen, ohne die jeweilige Verantwortung der Personen außer Kraft zu setzen.

Und welche Wirklichkeit begegnet dem suchenden Menschen zu Ostern, dem ältesten christlichen Fest? Um einen Zugang zur christlichen Wirklichkeit zu bekommen, helfen keine frommen Sätze, die blind für wahr gehalten werden müssen, auch keine erbaulichen Wunschprojektionen, die etwas zum seelischen Kuscheln sind. Und eine lückenlose Beweiskette für die Auferweckung Jesu als alleinige Tat Gottes, bei der kein biblischer Bote anwesend war, gibt es nicht.

Wohl aber sind Hinweise überliefert, dass der Auferstandene – wie der Apostel Paulus in einem seiner Briefe schreibt – Zeugen erschienen ist – wie dem Petrus, dem ganzen Jüngerkreis, 500 Brüdern, Jakobus, allen Aposteln und Paulus selbst, die offensichtlich alle bezeugen konnten: „Der Herr ist wirklich auferstanden“. (Lukas 24, 34)

Doch noch wichtiger als die überlieferten Selbstoffenbarungen des Auferstandenen, die eine bekennende Bewegung glaubwürdiger Zeugen hervorrief, ist die gegenwärtige Beziehungswirklichkeit, die der aufgeklärte Mensch von heute als „sein“ Ereignis in seinem Inneren erlebt: Dass die österliche Botschaft vom göttlichen Sieg über den Tod ihn anspricht; dass ihm die Gewissheit – nicht die rationale Sicherheit – geschenkt wird, dass es „wirklich“ neues Leben im Tod gibt; dass Gott am Beispiel Jesu wie ein Sämann handelt, der ein Weizenkorn in die Erde legen und sterben lässt, damit neues Leben, ein Halm mit Ähren und viel Frucht entsteht, ohne seine Identität zu verlieren. Die Suche nach einer guten Beziehung zu Gott als dem Geheimnis des Lebens beginnt, wenn Gleichgültigkeit, Unglaube und Torheit überwunden werden. Und die Beziehungspflege durch Gebet, Rituale und Gottesdienst begründetes Vertrauen und feste Zuversicht, Demut vor Gott und Mut zum gelebten Bekenntnis stärken. Gott selbst verspricht in jeder Lebenslage ein froh- und neumachendes Leben, eine gute Beziehung zu seinem geliebten Geschöpf.

Burkhard Budde