Moment mal
Das Herz im Herzen
Von Burkhard Budde
Zum Reformationsfest
Das Herz im Herzen
Kann Gott das Herz eines Menschen neu zum Schlagen bringen?
Hat das reformatorische Erbe eine Chance, eine stürmische Gegenwart zu verändern und an einer Zukunft in Geborgenheit und Zuversicht mitzuwirken?
Wird der reformatorische Ruf „Allein“ auf dem Marktplatz der Sinnangebote und Religionen sowie der wachsenden Gleichgültigkeit überhaupt noch gehört? Doch der zugleich eindeutige und zum Nachdenken einladende Ruf bleibt hörbar, ohne andere Überzeugungen und Erfahrungen zu missachten:
„Allein die Schrift“ („Sola scriptura“) kann einen Zugang zur Quelle neuen Lebens schaffen?!
Die Botschaft der Bibel kann geistliche Quelle, aber auch ethischer Kompass und normative Instanz christlicher und kirchlicher Existenz sein.
„Allein durch Gnade“ („Sola gratia“) wird die geistliche Quelle entdeckt und real?!
Es ist ein Geschenk des Geistes Gottes, sich in dem mitleidenden und selbstleidenden Gott geborgen zu wissen, sich vor dem freien und freimachenden Gott verantworten zu müssen und durch den barmherzigen und liebenden Gott auf Erlösung und Vollendung zu hoffen.
„Allein durch den Glauben“ („Sola fide“) sollen entleerte und leere Hände aus dieser Quelle neue Gewissheit und neue Zuversicht schöpfen können?!
Der Glaube als feste Zuversicht ist für betende und hörende Gottvertrauende das lebendige Gefäß, um aus der unsichtbaren Quelle zu schöpfen und neues Leben zu finden.
„Allein Christus“ („Solus christus“) kann das Wasser wahren Leben, die vorauseilende, schöpferische und versöhnende Liebe, erfahrbar machen?!
Der Glaube an Jesus Christus eröffnet einen Zugang zum tragenden sowie froh- und neumachenden Wasser des Lebens, das im Meer des Lebens Kreise liebender Vernunft zieht.
„Allein aus Liebe“ („Sola caritatis“) wird neues Leben mitten im alten Leben möglich – in Dankbarkeit und Demut, im Vertrauen und in Vernunft, in Verantwortung und in Leidenschaft.
Dieser unverdienbare und unverdiente Herzschlag kennt selbst am Ende eines sichtbaren Lebens nur einen schöpferischen Neuanfang. Nicht Angst und Gleichgültigkeit, Verlogenheit und Neid, Gier und Hochmut, Unvernunft und Unglaube haben das letzte Wort, sondern das Herz im Herzen – Gott selbst als der Freie und Souveräne, als Urheber und Sinngeber allen Lebens schenkt letzte Geborgenheit und letzten Sinn. Er ist der Herzschlag ewigen Lebens, ohne Anfang und ohne Ende – das Herz im Herzen.
Burkhard Budde