Moment mal
Sehnsucht nach Frieden
Von Burkhard Budde
Wahlspruch „Nec aspera terrent“ („Auch Schwierigkeiten schrecken uns nicht“)
Auf ein Wort
Sehnsucht nach Frieden
Die Sehnsucht nach Frieden in Freiheit und Sicherheit bleibt groß und mächtig.
Ein Privatmensch, der indirekt bedroht oder direkt angegriffen wird, hat das Recht, auf sein gutes Recht, sich zu wehren, zu verzichten. Auch verbietet ihm keiner, sich fluchtartig in sein privates Schneckenhaus zurückzuziehen. Oder einfach den Kopf in den Sand zu stecken und zu behaupten, alles sei doch nicht so schlimm. Oder scheinheilig Märchen zu erzählen, Geschichtsklitterungen zu betreiben, sich ängstlich oder verblendet in die Knie zwingen zu lassen oder seine Hände in Unschuld zu waschen.
Aber auch kritische Anfragen muss sich ein Pazifist gefallen lassen: Gibt es wirklich einen inneren Seelenfrieden ohne einen äußeren Frieden? Ist ein innerer Frieden nicht ein Scheinfriede, wenn ein äußerer Frieden ungerecht ist, nur durch Angst und Schrecken erzwungen wird? Bedeutet ein äußerer Diktatfrieden nicht innere Friedhofsruhe, sogar neues Unrecht und neues Leid?
Ein demokratischer Staat jedenfalls würde sich selbst aufgeben, wenn er sich als Pazifist oder als Privatier verstehen würde. Er muss realistisch die Spannung und das Wechselspiel zwischen innerem und äußerem Frieden wahrnehmen und die Brüchigkeit des Friedens ernstnehmen – übrigens damit auch Pazifisten ihre Überzeugungen in der Öffentlichkeit vertreten können. Zu den wesentlichen Aufgaben des freiheitsliebenden und wehrhaften Staates, der der individuellen Menschenwürde und den allgemeinen Menschenrechten verpflichtet ist, gehört die Aufgabe, das Leben aller Bürger durch die Sicherung und Verteidigung des inneren und äußeren Friedens zu ermöglichen.
Ein demokratischer Rechtsstaat mit einer legitimierten Führung, die ihre politische Gestaltungs- und Ordnungsmacht in Verantwortung auf Zeit vom Volk bzw. Parlament übertragen bekommen hat, kann sich nicht als Friedfertiger mit vielleicht persönlichem, aber ohne politisches Rückgrat verstehen, sondern nur als Friedensstifter mit der Beauftragung, einen gerechten Frieden in Freiheit und Sicherheit zu gewährleisten. Er kann die Augen vor brutalen und menschenverachtenden Verbrechern – auch vor Autokraten oder Diktatoren im scheinbar demokratischen Gewand – nicht verschließen, die es übrigens in der Hand haben, ihre tödlichen und zerstörerischen Waffen sowie ihre vergiftende und spalterische Propaganda sofort schweigen zu lassen.
Ein verantwortungsvoller Staat würde unschuldig schuldig, wenn er auf terroristische Angriffs- und Vernichtungskriege nur ängstlich oder wie gelähmt zuschaute und zuließe, dass ungebändigte Gier immer gieriger und ungehemmter würde.
Dem Frieden in Freiheit dienen weder Engelszungen noch Teufelsanbeterei. Wohl aber besteht die zugleich politische und militärische sowie kulturelle und historische Verantwortung darin, in aktiver und vorausschauender Solidarität sowie mit allen notwendigen Mitteln das Böse glaubwürdig abzuschrecken, wirksam zu bändigen und eindeutig in seine Schranken zu verweisen. Die Sehnsucht, im Rahmen einer freien Welt selbstbestimmt und eigenverantwortlich leben zu können, darf nicht geopfert werden. Und die Tür zur souveränen Freiheit in Würde und zum Glück muss für alle Menschen, Völker und Länder geöffnet bleiben.
Burkhard Budde