Auf ein Wort
Hoffnungsbotschaft
Von Burkhard Budde
Auf ein Wort
Hoffnungsbotschaft?!
Sind wir hör-fähig? Oder (noch) nicht hör-bereit?
Würden wir etwas vermissen, wenn die Weihnachtsbotschaft verstummte – angesichts abgestumpfter Gefühlslosigkeit, aggressiven Verhaltens, eifernder Gefechte oder realitätsferner Schwärmerei?
Manche antworten mit einem kategorischen „Nein“. Die bekannte Botschaft, die jedes Jahr mit gleichen oder ähnlichen Formeln und Lippenbekenntnissen wiederholt werde, sei für sie langweilig geworden, zu lebensfremd und ohne Bedeutung. Manchmal hörten sie wohl die Botschaft, allein ihnen fehle der Glaube. Häufig würden sie lieber ihre Ohren verschließen oder einfach weghören, wenn die Botschaft zu laut oder zu eindringlich ertöne.
Andere antworten mit einem eindeutigen „Ja“. Die Weihnachtsbotschaft gehöre trotz oder gerade wegen der vielen K s – Krisen, Konflikte, Kriege, Katastrophen, Krankheiten, Kostenexplosionen usw. – dazu. Sie könne den aufgeklärten Geist, der in der kalten Finsternis neues Vertrauen, Halt und Orientierung suche, erhellen und erwärmen. Vor allem gebe eine Hoffnungsbotschaft vielen Feiern eine besondere Würde: Was wäre eine Geburtstagsfeier ohne Geburtstagskind, eine Familienfeier ohne die ganze Familie, eine gesellige Feier ohne sinnstiftende Rituale wie die Begrüßung, eine Form ohne Format?
Wieder andere öffnen neugierig ihre Ohren auch für die Weihnachtsbotschaft, bleiben dabei aber (selbst-) kritisch. Sie spielen sich weder als Halbgötter auf, die keine anderen Wahrheiten oder Götter neben sich dulden, noch verstehen sie sich als Schafrichter über die Gefühle, Gedanken und Haltungen Anderer. Natürlich stimmen sie einem Boten mit seiner konkretisierenden und aktualisierenden Botschaft nicht einfach zu, sondern behalten bei aller leidenschaftlichen Herzenssuche einen kühlen Kopf, indem sie sich grundsätzlich fragen: Ist die Weihnachtsbotschaft, dass Gott als Kind geboren wurde und dass dieses Kind Gottes Sohn sein soll, nicht eine historische und logische Provokation?!
Viel wichtiger jedoch als ein konstruktiver Streit um historische oder naturwissenschaftliche Wahrheiten erscheint die Frage nach der persönlichen Relevanz der Weihnachtsbotschaft: Hat sie etwas mit meinem Leben zu tun? Und wie bekomme ich einen Zugang zu ihr?
Vielleicht kann „Musik“ eine geistige Brücke darstellen: Ein Lied ist mehr als die Ansammlung von Noten; auch mehr als Noten, die scheinbar nicht zusammen passen. Erst wenn ich das Lied höre oder singe, eine persönliche Beziehung zu dem Lied eingehe, kann ich die Melodie und die „Wahrheit“ des Liedes erleben. Ich werde beim Hören oder Singen mitgenommen in ein unbekanntes Land oder neu bewegt in einem bekannten Land.
Ähnliches gilt für die Weihnachtsbotschaft: Wenn ich freiwillig meine Ohren öffne und die alte Botschaft von der Liebe Gottes, die durch die Geburt Jesu einzigartig sichtbar und erfahrbar wurde, neu auf mich beziehe, kann ich Wärme in meinem Herzen verspüren und überraschend entdecken: In mir selbst findet die Geburt der Liebe und Menschenfreundlichkeit Gottes statt. Ich weiß mich unbedingt geliebt. Und kann bedingt in aller Vorläufigkeit und Fehlerhaftigkeit mit liebender Vernunft sowohl mutig sprachfähig als auch gelassen lebensfähig werden. Und durch diese Hörfähigkeit fröhlich feiern, weil die universale Botschaft zu einer Freudenbotschaft auch für mich geworden ist.
Burkhard Budde