Moment mal
Menschlichkeit?!
Von Burkhard Budde

Echte Zivilcourage und mutige Haltung
Moment mal
Starke Verteidiger der Menschlichkeit
Gibt es neue Gewissheiten, weil gewohnte gerade zerbrechen? Sind alte Parolen wie „Frieden schaffen ohne Waffen“, „Frieden schaffen mit (immer) weniger Waffen“, „Frieden schaffen gegen bestimmte Waffen“ nur noch gutgemeinte Seifenblasen, die bei der Begegnung mit der brutalen Realität platzen?
Schon der Dichter Friedrich Schiller (1759-1805) brachte es auf den Punkt: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Und wenn der „böse Nachbar“ noch eine hasserfülltes Feindbild pflegt, hat der „Frömmste“ schlechte Karten: „Willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag‘ ich Dir den Schädel ein.“ (Bernhard von Bülow)
Im Krieg tun sich Abgründe der Menschenverachtung auf, wenn ein Staatsterrorist zum Beispiel Kindergärten und Krankenhäuser , unschuldige und wehrlose Kinder, kranke und alte Menschen gezielt tötet, um Angst und Schrecken zu verbreiten und die Bevölkerung zu demoralisieren. Und dann noch die Lüge zynisch auftischt: „Selbst schuld.“
Wer über unabhängige Infoquellen verfügt, lässt sich nicht täuschen. Ein Krieg ist ein Krieg, keine Fortsetzung einer Politik mit anderen Mitteln zur Unterwerfung freier Menschen, die in Frieden souverän und selbstbestimmt leben wollen. Und jeder Angegriffene hat ein Recht auf Selbstachtung, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung.
Ein Privatmensch kann waffenlos leben wollen. Aber er kann seine Haltung nicht von allen anderen einfordern. Ein demokratischer Politiker jedoch, der für die Sicherheit und den Schutz aller Bürger verantwortlich ist, kann sich angesichts einer barbarischen Tyrannei nicht hinter einer pazifistischen Prinzipienreiterei verstecken. Ohne Realitätssinn und der Bereitschaft zur glaubwürdigen Gegenwehr mit geeigneten Waffen würde er erpressbar. Und das Leid aller immer größer.
Ein größenwahnsinniger Aggressor lässt sich nicht von Friedensgebeten beeindrucken, auch nicht von dem Hinweis, dass seine Macht vergänglich ist und Gott als Weltenrichter das letzte Wort hat. Aber beim Beter selbst kann die Gewissheit wachsen, dass aktive Friedensstifter als wirksame Verteidiger der Menschlichkeit miteinander verbunden sind – nicht neutral, sondern der Würde verpflichtet, nicht naiv, sondern vor Gott und den Menschen verantwortlich, nicht tatenlos, sondern tatkräftig.
Burkhard Budde
Veröffentlicht auch im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe in der Kolumne „Moment mal“ am 21.3.2022
sowie im Wolfenbütteler Schaufenster in der Region Wolfenbüttel in der Kolumne „Auf ein Wort“ am 20.3.2022