Moment mal

Lachen befreit

Von Burkhard Budde

Clowns können auf kostenbare Rettungsringe hinweisen

Moment mal

Kostbare Rettungsringe 

Darf ich Ihnen „kostbare Rettungsringe“ vorstellen – Menschen, die begeistern können?

Da ist beispielsweise der „dumme August“ mit einer Perücke, einem auffälligen Kostüm, übergroßen Schuhen und einer roten Knollennase. Er erinnert an ein liebenswertes, jedoch ahnungsloses Kind, das durch seine Tollpatschigkeit verblüfft, „dummes Zeug“ macht, stolpert – und viele spontan zum Lachen bringt.

Oder der „Weißclown“ mit einer kegelförmigen Kopfbedeckung, einem Kostüm aus Samt und Seide, eleganten Schuhen, vor allem mit einem weiß geschminkten Gesicht, das seine Mimik versteckt. Er erinnert durch seine Besserwisserei und Vornehmheit an eine selbstverliebte Elite, die durch eitles Naserümpfen auf die Nase fällt – und viele zum befreienden Lachen bringt.

Oder der „lüttche Bengel“, Till Eulenspiegel, der gegen Ende des 13. Jahrhunderts im Dorf Kneitlingen im Landkreis Wolfenbüttel das Licht der Welt erblickte und in Mölln im Kreis Herzogtum Lauenburg starb. Er mochte keine kleinlichen Menschen, keine humorlosen „Korinthenkacker“, die zwar mit verdrießlichem Mund viel „quarkten“, aber die Abgründe der eigenen Dummheit und der leichtsinnigen Rede nicht wahrnahmen. Durch seine verzerrenden Narreteien hielt „Ulenspeigel“ den Moralpredigern und Mächtigen den Spiegel ihrer Unvollkommenheit, Vergänglichkeit und Allmachtsphantasien vor, konnte dadurch  „krummes Holz“ ein wenig gerade biegen – und viele zum ungeschminkten Lachen bringen, auch über sich selbst.

Ein menschliches Lachen – nicht ein Lachen, das nur zu Lasten oder auf Kosten anderer geht und  nicht einfach ein hämisches und billiges Auslachen ist – muss nicht im Halse stecken bleiben, wenn ein Mensch nichts zu lachen hat. „Trotzdem und mit dem Herzen lachen können“ kann wie ein Rettungsring im Strom trauriger Gefühle und Gedanken sein: Wer ihn ergreift, kann ein belastetes Leben leichter entlasten und neu annehmen lernen, um zum rettenden Ufer zu gelangen, wo das Leben mit Abstand zu den Sorgen entkrampft, die Sprachlosigkeit überwunden werden und neues Vertrauen wachsen kann.

Vielleicht auch neues Vertrauen auf Gottes froh- und neumachendes Wirken durch die biblische Botschaft, dass Gott jedem Menschen mitten in seinem Leiden zwischen Zweifel und Hoffnung Freude schenken will. Und der Humor, der wie ein Rettungsring  in jedem Menschen vorhanden ist, kann ein seliges Lächeln auf sein Gesicht zaubern.

Burkhard Budde

Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 26.2.2022

in der Kolumne „Moment mal“

„Moment mal“