Moment mal
Hilft Gott?
Von Burkhard Budde

Ohne Gottesbezug verliert ein Mensch seine Freiheit
Moment mal
Hilft Gott?
Namen können recht gebraucht, aber auch gezielt missbraucht werden. Damit die Nennung eines Namen zu keinem Minenfeld wird, versucht zum Beispiel ein Richter, im Namen des Volkes ein friedensstiftendes Urteil zu verkünden. Oder ein Geistlicher, der eine christliche Veranstaltung im Namen des dreieinigen Gottes eröffnet, macht aus einer Predigt, die den Glauben an Gott stärken soll, keinen wissenschaftlichen Vortrag oder eine politisch-moralische Ansprache.
Bei der Aussage „So wahr mir Gott helfe“ – bei einer Eidesformel am Schluss eines Amtseides – gehen die Meinungen auseinander. Ist sie nur ein religiöses Dekowort aus einer vergangenen Zeit? Ein überflüssiges Zusatzwort ohne Alltagsbedeutung? Weil der Eidleistende seine Selbstverpflichtung schnell vergisst, Verstöße gegen das Recht auch vor Gott zu verantworten? Und werden solche Namensbeteuerungen nicht überflüssig, wenn alle im Sinne Jesu wahrhaftig leben würden?
Ein Blick in die Geschichte des liberalen Staates mit der Trennung von Staat und Kirche ermöglicht eine begründete Meinungsbildung. Der Gottesbezug bleibt grundsätzlich auch für den Staat wichtig; die christlichen und konfessionellen Bezüge wurden jedoch entfernt. Im deutschen Grundgesetz – auch als Konsequenz auf die menschenverachtende Nazidiktatur – ist deshalb in der Präambel „nur“ von der „Verantwortung vor Gott und den Menschen“ die Rede.
In der säkularen Demokratie mit christlich humanen Wurzeln soll weiterhin der Maßstab gelten: Von einem Christen kann nicht erwartet werden, Gott zu leugnen; von einem Nichtchristen Gott anzurufen. Aber beide können freiwillig und aus Einsicht „Gott“ – in einer Verfassung oder in einer Eidesformel – als gemeinsame Grundlage (be-)nennen: Als ständige Erinnerung an eine letzte Verantwortungsinstanz, um sich für die angeborene und bedingungslose sowie unantastbare und unteilbare Würde überall und zu jeder Zeit einzusetzen.
Der Name Gottes ist sozusagen das Vorzeichen vor der Klammer des Lebens, das ihren Inhalt mit Würde, Freiheit und Liebe füllen will. Wer dabei seine Begrenztheit wahrnimmt, dem kann die Hilfe Gottes wichtig werden, die die Vernunft menschlich bewegt.
Und ein möglicher Missbrauch sollte den rechten Gebrauch eines Namens nicht verhindern.
Burkhard Budde
Veröffentlicht im Westfalen-Blatt in Ostwestfalen und Lippe am 15.1.2022
in der Kolumne „Moment mal“